Checkpoint-Blockade beim Hodgkin-Lymphom im Kommen

Josef Gulden

HL unter Mikroskopie: Bei einem stabilen Allgemeinzustand zeigt Nivolumab auch in der Progression großen Nutzen bei der Bekämpfung des Hodgkin-Lymphoms. HL unter Mikroskopie: Bei einem stabilen Allgemeinzustand zeigt Nivolumab auch in der Progression großen Nutzen bei der Bekämpfung des Hodgkin-Lymphoms. © iStock.com/jxfzsy

Das rezidivierende/re­fraktäre Hodgkin-Lymphom wird nach einer fehlgeschlagenen autologen Stammzelltransplantation bereits mit einer Nivolumab-Monotherapie behandelt. Jetzt wurde geprüft, ob auch eine Weiterbehandlung mit dem PD-1-Inhibitor bei einer Progression wirksam ist und wie es in der Erstlinie aussieht.

Seit Kurzem weiß man, dass es Ansprechmuster des Hodgkin-Lymphoms unter Checkpoint-Inhibitoren gibt, die mit den klassischen Kriterien nicht adäquat erfasst werden. Außerdem hat sich bei soliden Tumoren gezeigt, dass Patienten auch von einer Weiterbehandlung nach eingetretener Progression („treatment beyond progression“) profitieren können.

Deshalb konzentrierten sich Professor Dr. Jonathan Cohen, Winship Cancer Institute, Atlanta, und Kollegen bei ihrer Analyse der Phase-II-Studie CheckMate-205 auf die 70 der insgesamt 243 Patienten (29 %), die im Verlauf der Studie aufgrund einer Korrektur des Protokolls auch noch nach Eintritt einer Progression weiter mit Nivolumab behandelt werden konnten.1 Voraussetzungen dafür waren, dass die Progression nicht zu schnell war und dass die Patienten von der Therapie weiterhin einen Nutzen hatten.

Etwa die Hälfte der 70 Patienten hatte vor der Progression auf Nivolumab angesprochen. Die mediane Zeit bis zum Auftreten der Progression lag für alle 70 Teilnehmer bei sechs Monaten. Die mediane Dauer der nach Progression fortgesetzten Therapie betrug fünf Monate oder acht Dosen Nivolumab. 21 Patienten (30 %) blieben dauerhaft in Behandlung mit dem Antikörper, der häufigste Grund für einen Abbruch war eine Progression.

Initiales Ansprechen bedingt Zeit bis zur nächsten Therapie

Die mediane Zeit bis zur nächsten erforderlichen Therapie lag insgesamt bei 17 Monaten, wobei die Qualität des initialen Ansprechens eine große Rolle spielte: Patienten mit Progression bereits unter der anfänglichen Nivolumab-Therapie mussten schon nach median 5,5 Monaten eine neue Therapie erhalten, während es bei denen mit einer anfänglichen Krankheitsstabilisierung unter Nivolumab mit 20,1 Monaten beinahe viermal so lange dauerte.

Bei den Teilnehmern mit zunächst partieller oder kompletter Remission ist der Medianwert der Zeit bis zur nächsten Therapie noch nicht erreicht. Die Einjahres-Rate für das Gesamtüberleben ab der ersten Dosis Nivolumab betrug für Patienten, die auch nach einer Progression weiterbehandelt wurden, 93 % – für diejenigen, bei denen die Therapie wegen Progression beendet worden war, lediglich 80 %.

Patienten mit einem stabilen Allgemeinzustand (ein weiteres Kriterium für „treatment beyond progression“) können also von einer Fortsetzung der Therapie mit Nivolumab weiteren Nutzen erwarten, schlussfolgerte Prof. Cohen. Um diese Patientengruppe besser definieren zu können, werden derzeit die konventionellen Ansprechkriterien aktualisiert.

Checkpoint-Blockade auch in der Erstlinie?

Das Hodgkin-Lymphom gehört zu den am besten heilbaren onkologischen Erkrankungen, aber wenn ein Rezidiv auftritt, sind die Aussichten nicht mehr so günstig. In fortgeschrittenen Stadien wird deshalb um Rezidive zu vermeiden, zumindest in Deutschland, von Anfang an mit dem sehr aggressiven eskalierten BEACOPP-Regime (Cyclophosphamid, Etoposid[phosphat], Adriamycin, Procarbazin, Vincristin, Bleomycin, Predniso[lo]n) behandelt, das den Patienten sehr viel abverlangt.

Wenn das Gen für den PD-1-Liganden PD-L1 im Lymphom-Gewebe amplifiziert ist, sind Standard-Induktionstherapien weniger wirksam, aber in der rezidivierten Situation sprechen solche Patienten sehr gut auf eine PD-1-Blockade an. In der CheckMate-205 Studie waren deshalb in einer Kohorte auch unbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom eingeschlossen worden. Sie erhielten laut Professor Dr. Rod Ramchandren, Barbara Ann Karmanos Cancer Institute, Detroit, zunächst viermal in zweiwöchigem Abstand Nivolumab als Monotherapie, gefolgt von sechs Zyklen einer Kombination aus Nivolumab und einer AVD-Chemotherapie (Doxorubicin, Vinblastin, Dacarbazin). Gegenüber dem klassischen ABVD-Protokoll fehlte das Bleomycin, um das Risiko einer Lungentoxizität zu minimieren.2

Die Behandlung wurde gut vertragen: 90 % der Patienten beendeten die beiden Phasen der Therapie. Beim Sicherheitsprofil waren keine neuen Toxizitäten erkennbar. Nach Ende der Behandlung waren nach unabhängiger Beurteilung 84 % der Patienten in Remission, 67 % in kompletter Remission.

Aussichtsreiche Alternative zur eskalierten Chemo

Nach bislang neun Monaten sind 94 % der Patienten progressionsfrei am Leben. Die Kombination aus Nivolumab und AVD mit vorgeschalteter Monotherapie mit dem Antikörper könnte sich als vielversprechende Alternative zur viel toxischeren BEACOPP-Therapie erweisen, folgerte Prof. Ramchandren. Dazu müssten sich diese Ergebnisse aber noch in einem randomisierten Studiendesign bestätigen.

1. Cohen JB et al. ASH 2017; Abstract 650
2. Ramchandren R et al. ASH 2017; Abstract 651

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HL unter Mikroskopie: Bei einem stabilen Allgemeinzustand zeigt Nivolumab auch in der Progression großen Nutzen bei der Bekämpfung des Hodgkin-Lymphoms. HL unter Mikroskopie: Bei einem stabilen Allgemeinzustand zeigt Nivolumab auch in der Progression großen Nutzen bei der Bekämpfung des Hodgkin-Lymphoms. © iStock.com/jxfzsy