
Hodgkin-Lymphom mit ungünstiger Prognose: Bei negativem PET auf Bestrahlung verzichten

Die Deutsche Hodgkin-Studiengruppe (GHSG) hatte in der HD14-Studie gezeigt, dass das „2+2“-Regime, bestehend aus zwei Zyklen BEACOPPeskaliert* und zwei Zyklen ABVD**, bessere Ergebnisse erzielt als vier Zyklen ABVD. In Kombination mit einer 30-Gray-Radiatio wurde dies zum neuen Standard. Doch das Problem der Langzeitfolgen der Chemo- und vor allem der Strahlentherapie blieb bestehen. Die GHSG untersuchte in der internationalen HD17-Studie, unter welchen Bedingungen Kollegen auf die begleitende Radiatio verzichten können, ohne den Behandlungserfolg zu gefährden.Die Forscher betrachteten, ob eine negative Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nach vier Zyklen Chemo das Weglassen der Bestrahlung rechtfertigen kann, erläuterte Professor Dr. Peter Borchmann von der Uniklinik Köln.
Randomisiert nahmen 1100 Patienten mit frühem, prognostisch ungünstigem Hodgkin-Lymphom im Alter zwischen 18 und 60 Jahren teil. Sie erhielten entweder den kompletten Standard oder sollten bei einem negativen PET-Ergebnis nach Ende der Chemo- auf die Radiotherapie verzichten. Ein Deauville-Score von weniger als 3 definierte eine PET-Negativität.
Zwei Drittel (66,5 %) der 979 Teilnehmer mit verfügbarem PET-Ergebnis waren PET-negativ. Einen Deauville-Score von 3 hatten 24,3 %, einen Score von 4 wiesen 9,2 % auf. Nach median 45 Monaten Nachbeobachtungszeit betrug die progressionsfreie Fünf-Jahres-Überlebensrate im Standardarm 97,3 %, im PET-geführten Arm 95,1 %.
3 %-Punkte Unterschied nach positivem PET
Die Differenz von -2,2 Prozentpunkten (95%-KI -5,3–0,9) zeigte eine Nicht-Unterlegenheit des experimentellen Vorgehens. Ähnliche Daten ergaben eine Reihe von Sensitivitätsanalysen, etwa wenn nur die PET-negativen Teilnehmer in beiden Gruppen miteinander verglichen wurden (97,7 % vs. 95,9 %, Differenz -1,8 Prozentpunkte, 95%-KI -5,3–1,8).
Weiterhin fragten sich die Autoren, ob ein positives PET nach der Chemotherapie überhaupt einen Risikofaktor für die weitere Prognose darstellt. Dies war der Fall. Bei den konventionell Behandelten lag das progressionsfreie Fünf-Jahres-Überleben für PET-positive Patienten bei 94,2 %, für die PET-negativen bei 97,6 %, mit einer Hazard Ratio für diese Differenz von 3,03 (95%-KI 1,1–8,3). Wenn ein Deauville-Score von 4 als Cut-off-Wert angesetzt wurde, war der Unterschied noch stärker ausgeprägt: Die progressionsfreie Fünf-Jahres-Rate betrug 81,6 %. Für einen niedrigeren Wert ergab sich kein relevanter Unterschied (Score von 3: 98,8 %; Score von 1 oder 2: 97,6 %). Ein Score von 4 ist also eindeutig ein relevanter Risikofaktor für ein Therapieversagen. Prof. Borchmann hofft auf künftige Möglichkeiten, Erkrankte zu identifizieren, bevor diese den Wert erreichen.
Die Gesamtüberlebensdaten nach fünf Jahren waren praktisch identisch mit 98,8 % in der Standard- und 98,4 % in der PET-geführten Gruppe. Von bislang insgesamt zehn Todesfällen in beiden Armen ging einer auf das Lymphom und einer auf die Behandlung zurück. Der Referent betonte, dass zum ersten Mal die Daten zu Todesfällen denen der Allgemeinbevölkerung gleichen.
Individuelles Vorgehen senkt vermutlich Spätfolgen
Ein negatives PET nach der „2+2“-Chemotherapie rechtfertigt damit beim frühen Hodgkin-Lymphom mit ungünstiger Prognose den Verzicht auf die konsolidierende Bestrahlung, ohne dass man einen Verlust an Effektivität befürchten müsste, so Prof. Borchmann. „Dieses Vorgehen ist damit der neue Therapiestandard der GHSG beim frühen Hodgkin-Lymphom mit ungünstiger Prognose.“ Die langfristige Nachverfolgung der Patienten wird vermutlich zeigen, dass man durch eine solche individuelle Behandlung das Risiko für Spätfolgen der Radiotherapie reduzieren kann.
* Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison
** Doxorubicin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin
Quelle: Borchmann P et al. EHA25 Virtual Congress; Abstract S101
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