Hodgkin-Lymphom: Remissionsraten von bis zu 90 % nach Kombinationstherapie

Dr. Dorothea Ranft

Hodgkin-Lymphome treten v.a. zervikal, axillär und inguinal auf. Hodgkin-Lymphome treten v.a. zervikal, axillär und inguinal auf. © Science Photo Library/CNRI

Bis zu 20 % der Hodg­kin-Patienten werden mit der primären Behandlung nicht geheilt und bei einem Rezidiv spricht nur die Hälfte langfristig auf eine intensive Zweitlinientherapie an. Eine Checkpoint-Blockade kann die Prognose verbessern.

Rund 95 % der Patienten mit ­Hodgkin-Lymphom leiden an der klassischen Form (cHL). Die bei dieser nachweisbaren Hodgkin-­Reed-Sternberg(HRS)-Zellen machen allerdings nur einen kleinen Teil der Lymphom-Manifestation aus. Wesentlich größer ist das umgebende immunsuppressiv wirkende Mikromilieu, schreiben Experten der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe um Dr. ­Stephanie Sasse von der Uniklinik Köln. Eine entscheidende Rolle spielt das Checkpoint-Molekül programmed cell death 1 (PD1). Es reguliert offenbar nicht nur die physiologische T-Zellaktivität, sondern hemmt auch die antitumorale Immunantwort – vermittelt über den Liganden PD-L1, der auf HRS-Zellen exprimiert wird. Diese Interaktion bietet in Form einer Blockade des PD1/PD-L1-Signalwegs auch den Ansatz für eine immunmodula­torische Therapie.

In einer Phase-2-Studie bei cHL-Patienten mit Rezidiv nach Hochdosis-Chemotherapie und Stammzelltransplantation sprachen 69 % auf den Anti-PD1-Antikörper Nivolumab an, 16 % hatten eine komplette Remission.

Gesamtüberleben lag bei 83–90 %

Nach 24 Monaten persistierte die positive Reaktion zwar nur bei 21 % der ursprünglich erfolgreich behandelten Patienten. Aber das Gesamt­überleben war mit 86–90 % nach zwei Jahren und 83 % nach vier Jahren ausgezeichnet, so die Autoren. Von der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) wurde Nivolumab zur Behandlung des rezidivierten oder refraktären cHL nach Stammzelltransplantation und Behandlung mit Brentuximab Vedotin zugelassen.

Ähnliche Ansprechraten und Überlebensdaten wurden mit dem Anti-PD1-Antikörper Pembrolizumab erzielt. Ein Teil der Patienten konnte wegen einer chemotherapierefraktären Erkrankung und fehlender Wirkung von Brentuximab Vedotin nicht mit Zytostatika und Stammzelltransplantation behandelt werden. Nach 36 Monaten befanden sich mit Pembrolizumab noch 27 % der Patienten in Remission. Das Gesamtüberleben nach drei Jahren lag bei 86–88 %. Die EMA hat Pembrolizumab für cHL-Patienten mit Rezidiv nach Stammzelltransplantation bzw. Therapie mit Brentuximab Vedotin zugelassen. Dies gilt auch für Personen, die für eine Stammzelltherapie nicht infrage kommen oder nach Brentuximab einen Progress erleiden.

Das Nebenwirkungsprofil der PD1-Blockade umfasst vor allem infusionsbedingte Reaktionen, Fatigue und Autoimmunphänomene. Letztere beruhen auf einer unspezifisch gesteigerten T-Zell-Aktivität und können sich in sämtlichen Organsystemen manifestieren. Schwerwiegende Autoimmunreaktionen traten in den Studien allerdings eher selten auf. Insgesamt waren die Nebenwirkungen meist reversibel und führten bei weniger als 10 % der Behandelten zum Therapieabbruch. Nach Einschätzung der Autoren profitieren mehr als 80 % der intensiv vorbehandelten Patienten mit rezidiviertem Hodgkin von der Checkpoint-Blockade. Eine Heilung ist meist nicht möglich, aber eine Stabilisierung mit verbesserter Überlebenszeit kann erreicht werden.

Als Erstlinienoption für ältere Patienten denkbar

Möglicherweise eignet sich die PD1-Blockade auch für die Erstlinientherapie. Dafür sprechen die Ergebnisse einer Studie an Patienten mit fortgeschrittenem cHL. Diese erhielten Nivolumab plus Doxorubicin, Vinblastin und Dacarbazin (AVD-Schema). 35 der 51 Studienteilnehmer (69 %) zeigten ein Ansprechen und 34 Patienten (67 %) eine komplette Remission.

In einer weiteren Arbeit erreichten 90 % der cHL-Patienten im intermediären Stadium mit Nivolumab plus AVD und konsolidierender Strahlentherapie eine komplette Remission. Das progressionsfreie Überleben lag nach etwas mehr als einem Jahr bei fast 100 %. Diese Resultate sprechen für ein hohes Potenzial der PD1-Blockade auch in der Erstlinie. Von der Behandlung könnten z.B. Ältere profitieren, die für eine Stammzelltherapie nicht infrage kommen.

Quelle: Sasse S et al. Internist 2020; 61: 660-668; DOI: 10.1007/s00108-020-00811-2

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Hodgkin-Lymphome treten v.a. zervikal, axillär und inguinal auf. Hodgkin-Lymphome treten v.a. zervikal, axillär und inguinal auf. © Science Photo Library/CNRI
Hodgkin-Lymphome treten v.a. zervikal, axillär und inguinal auf. Hodgkin-Lymphome treten v.a. zervikal, axillär und inguinal auf. © Science Photo Library/CNRI