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Was eine autologe Stammzelltransplantation bei älteren Patient:innnen bringt

Die Salvage-Therapie, gefolgt von einer autologen Stammzelltransplantation (ASCT) ist die einzige kurative Option für Personen mit rezidiviertem/refraktärem klassischem Hodgkin-Lymphom (cHL). Es liegen allerdings kaum Ergebnisse zu älteren Erkrankten vor – und immerhin sind zwischen 20 % und 25 % der Patient:innen mit neu diagnostiziertem cHL über 60 Jahre alt, berichtete Prof. Dr. Sanjal H. Desai, University of Minnesota, Minneapolis. Sie und ihre Kolleg:innen holten dies nun mit einer großen retrospektiven Beobachtungsstudie nach, an der 18 Zentren teilnahmen.
Die 1.172 Erkrankten mit rezidiviertem/refraktärem cHL hatten sich zwischen Januar 2010 und Dezember 2020 einer ASCT unterzogen. 96 von ihnen waren mindestens 60 Jahre alt und 1.072 waren jünger (median 32 Jahre). 66 % und 53 % aus den beiden Altersgruppen litten an einem cHL im fortgeschrittenen Stadium und 18 % vs. 28 % wiesen eine Bulky-Disease auf. Alle Älteren und die meisten Jüngeren (97 %) waren mit einem ABVD*-ähnlichen Regime behandelt worden.
„Ältere Patient:innen hatten eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit, vor der Transplantation mehr als eine Salvage-Therapie erhalten zu haben“, so Prof. Desai. Ihr Anteil betrug 16 % vs. 29 % unter den Jüngeren. 78 % vs. 60 % hatten vor der ASCT ein komplettes metabolisches Ansprechen erzielt.
ASCT bei älteren Erkrankten
Von 66 älteren Erkrankten waren Daten zu Komorbiditäten verfügbar. Sie wiesen einen medianen CIRS-G-Komorbiditätsscore von 7 auf. Am häufigsten litten sie zusätzlich unter Bluthochdruck (62 %). Andere Komorbiditäten umfassten Diabetes (23 %), Arthritis (24 %) und Atemwegserkrankungen (27 %). Sechs Personen hatten kardiale Probleme, acht eine schwere Depression und vier Patient:innen litten an Nierenerkrankungen.
95 % der Senior:innen hatten vor der ASCT einen ECOG von 0–1. Danach wiesen 40 % einen ECOG von mindestens 2 auf; beim letzten Follow-up waren es noch 18/66 Behandelten (27 %).
35 der 66 Älteren mussten ungeplant ins Krankenhaus eingeliefert werden; davon neun während der Salvage-Therapie und 26 nach der ASCT. 53 % entwickelten ein neutropenisches Fieber; es war der häufigste Grund für eine ungeplante Klinikeinweisung. 21 % litten nach der ASCT an einer Neuropathie.
Mit 54,2 % vs. 67,7 % unterschied sich das Fünf-Jahres-PFS nicht signifikant zwischen älteren und jüngeren Patient:innen (p = 0,19). Allerdings lebten erstere signifikant kürzer: Das Fünf-Jahres-OS betrug 71,9 % vs. 85,3 % (p < 0,0001). Das Risiko für ein Rezidiv und für die nicht-rezidivbedingte Mortalität (NRM) betrug in der Gruppe der Älteren nach fünf Jahren 28,6 % und 10,9 %. Bei den Jüngeren beliefen sich die Raten auf 29,9 % und 2,5 %. Personen über 60 Jahre hatten damit im Vergleich zu denen unter 60 kein erhöhtes Rezidivrisiko, aber eine höhere Wahrscheinlichkeit einer NRM zu jedem Zeitpunkt nach der Transplantation (p < 0,0001).
Obwohl ältere cHL-Patient:innen nach einer Frontline-Therapie ein hohes Rezidivrisiko haben, machen sie weniger als 10 % derjenigen aus, die eine ASCT erhalten, hob die Referentin hervor. Das unterstreiche, wie schwierig sich das Bridging in dieser Gruppe gestaltet. Im Rahmen der ASCT kam es bei ihnen zu „substanziellen Toxizitäten“ und einer Reduktion des Performance-Status. Entsprechend wichtig seien Rehabilitation und supportive Maßnahmen, so Prof. Desai. Der Komorbiditätsscore beeinflusste das OS nicht, wohl aber ATHERA-Risikofaktoren, die mit einem kürzeren Überleben einhergingen.
*Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin
Quelle:
Desai SH et al. 66th ASH Annual Meeting; Abstract 570
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