Neuer Standard für das Rezidiv des Hodgkin Lymphoms?

Josef Gulden

Der PD1-Hemmer bringt deutliche Vorteile bei der Behandlung des rezidivierten Hodgkin Lymphom mit sich. Der PD1-Hemmer bringt deutliche Vorteile bei der Behandlung des rezidivierten Hodgkin Lymphom mit sich. © wikimedia/Hodgkin Lymphom (CC BY-SA 3.0)

Was wirkt besser bei rezidivierten Hodgkin Lymphom, Brentuximab Vedotin oder Pembrolizumab? Bisher ist der PD1-Antikörper erst nach Versagen des Konjugats im Einsatz. Nun erfolgte der direkte Vergleich.

Das Hodgkin Lymphom gehört mit einer Heilungsrate von über 90 % zu den malignen Tumoren mit der besten Prognose. Im Fall eines Rezidivs stehen Salvagetherapien zur Verfügung:

  • Chemotherapie-Protokolle,
  • die autologe Stammzelltransplantation (ASCT),
  • ein Immuntoxin sowie
  • Inhibitoren des PD1-/PD-L1-Immuncheckpoints.

Bisher wird der PD1-Hemmer Pembrolizumab nur nach Versagen von Brentuximab Vedotin eingesetzt.

Erstmals direkter Vergleich von Antikörper und Konjugat

In der Phase-3-Studie KEYNOTE- 204 wurden nun erstmals Pembrolizumab und das Antikörper-Toxin-Konjugat Brentuximab Vedotin direkt beim rezidivierten oder refraktären Hodgkin Lymphom gegeneinander getestet. Die insgesamt 304 Patienten mussten eine ASCT erhalten haben bzw. Kontraindikationen dagegen aufweisen, erläuterte Dr. John Kuruvilla, Princess Margaret Cancer Centre, Toronto. 15 von ihnen hatten bereits Brentuximab Vedotin bekommen. Primäre Endpunkte waren progressionsfreies (PFS) und Gesamtüberleben(OS).

Die nun vorgestellte zweite Interimsanalyse betraf nur das PFS. Dies war nach median etwa zwei Jahren Nachbeob­achtung unter Pembrolizumab mit median 13,2 Monaten signifikant länger als unter Brentuximab Vedotin (8,3 Monate). Nach einem Jahr lagen die PFS-Raten bei 53,9 bzw. 35,6 % (Hazard Ratio 0,65; 95%-KI 0,48–0,88; p = 0,00271), so der Referent.

Der Vorteil für den PD1-Inhibitor war in allen untersuchten Subgruppen erkennbar: bei Patienten, die keine ASCT erhielten (HR 0,61) ebenso wie bei denjenigen mit primär refraktärer Erkrankung (HR 0,52) und denen mit sowie ohne Brentuximab-Vedotin-Vorbehandlung (HR 0,34 bzw. 0,67).

Gesamtansprechen steigt um gut zehn Prozentpunkte

Auch beim Gesamtansprechen war Pembrolizumab im Vorteil (65,6 % vs. 54,2 %), nicht jedoch bei den Komplettremissionen (24,5 % vs. 24,2 %). Zudem war die Ansprechdauer mit median 20,7 Monaten deutlich länger (vs. 13,8 Monate). Therapiebedingte Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 entwickelten 19,6 % vs. 25,0 %; immunologisch bedingte waren mit Pembrolizumab häufiger, Nausea und Neurotoxizitäten im Vergleichsarm. Eine Pneumonie im Pembrolizumabarm endete letal. Obwohl noch keine Daten zum Gesamtüberleben vorliegen, spricht Dr. Kuruvilla bereits von einem neuen Standard für die Therapie des rezidivierten/refraktären Hodgkin Lymphoms, das nach ASCT rezidiviert ist oder wenn diese nicht möglich ist.

Quelle:
Kuruvilla J et al. J Clin Oncol 2020; 38 (suppl; abstr 8005); DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.8005
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Der PD1-Hemmer bringt deutliche Vorteile bei der Behandlung des rezidivierten Hodgkin Lymphom mit sich. Der PD1-Hemmer bringt deutliche Vorteile bei der Behandlung des rezidivierten Hodgkin Lymphom mit sich. © wikimedia/Hodgkin Lymphom (CC BY-SA 3.0)