
Bessere Prognose und günstigeres Nebenwirkungsprofil

Das gegen CD30 gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab-Vedotin (BV) verbessert in Kombination mit der Chemotherapie – im Vergleich zur alleinigen Zytostatikabehandlung – die Prognose von Menschen mit einem fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphom, berichten Dr. Alex Herrera vom City of Hope Comprehensive Cancer Center in
Duarte und Kolleg:innen. Allerdings hat diese Strategie auch Nachteile:
- Es müssen öfter Wachstumsfaktoren verabreicht werden,
- bei Erwachsenen nimmt die Toxizität der Behandlung zu,
- mehr als die Hälfte der pädiatrischen Patient:innen benötigt eine konsolidierende Radiatio und
- Tumorrezidive werden nicht zuverlässig verhindert.
Nivolumab (N) löst gemäß den Forschenden möglicherweise einige dieser Probleme: Die Blockade des PD1-Rezeptors stelle eine vielversprechende Therapieoption beim Hodgkin-Lymphom dar.
Checkpoint-Inhibitor bei Hodgkin-Lymphom
Wie gut der Checkpoint-Inhibitor in Kombination mit der AVD*-Chemotherapie vor einem Tumorprogress schützt, untersuchten Expert:innen nun im Rahmen einer Phase-3-Studie (S1826), an der sich 256 Zentren in den USA und Kanada beteiligten. An der Untersuchung nahmen 994 Patient:innen im Alter ab zwölf Jahren teil, bei welchen ein Hodgkin-Lymphom im Stadium III oder IV neu diagnostiziert worden war. Die Intention-to-treat-Population umfasste 970 Personen: 483 sollten sechs Zyklen BV + AVD und 487 sechs Zyklen N + AVD durchlaufen. Tumorherde, die nach Ende dieser Behandlung metabolisch aktiv waren, durften bestrahlt werden.
274 (56,3 %) der mit N + AVD, aber 467 (96,7 %) der mit BV + AVD behandelten Jugendlichen und Erwachsenen bekamen G-CSF. Insgesamt sieben Patient:innen (0,7 %) – drei aus dem Prüfarm (0,6 %) und vier aus der Kontrollgruppe (0,8 %) – absolvierten im Anschluss eine Radiatio.
Eine geplante Interimsanalyse nach median 12,1 Monaten Nachbeobachtungszeit ergab: Die Kombination aus Nivolumab und AVD-Chemotherapie verbesserte die Rate des progressionsfreien Überlebens signifikant (HR für Progress oder Tod 0,48; 99%-KI 0,27–0,87; p = 0,001). 30 der mit N + AVD, aber 58 der mit BV + AVD Behandelten hatten einen Tumorprogress erlitten oder waren gestorben (Ein-Jahres-PFS 94 % bzw. 86 %). Eine erneute Analyse nach einem weiteren Jahr bestätigte diese Ergebnisse: Nach median 2,1 Jahren Follow-up betrug das Zwei-Jahres-PFS mit N + AVD 92 %, mit BV + AVD dagegen nur 83 % (HR für Progress oder Tod 0,45; 95%-KI 0,30–0,65).
Bei Jugendlichen und Erwachsenen mit einem fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphom bietet die Kombination aus Nivolumab und Chemotherapie unabhängig vom Alter, dem Krankheitsstadium und dem Internationalen Prognosescore (IPS) einen deutlichen Prognosevorteil, so das Fazit der Forschenden. Erkrankte vertrugen N + AVD zudem besser: Mit Ausnahme von Neutropenien und Arthralgien traten nahezu alle unerwünschten Ereignisse häufiger in der BV + AVD-Gruppe auf. Darüber hinaus wurden in diesem Arm öfter vorzeitige Therapieabbrüche erforderlich. Unter N + AVD traten andererseits weniger Todesfälle auf und immunassoziierte toxische Effekte schienen selten.
* Doxorubicin, Vinblastin und Dacarbazin
Quelle:
Herrera AF et al. N Engl J Med 2024; 391(15): 1379-1389; DOI: 10.1056/NEJMoa2405888
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