BrECADD mit besserem Nutzen-Risiko-Profil gegenüber eskaliertem BEACOPP

ASCO 2024 Josef Gulden

Ein neues Protokoll zeigt vielversprechende Ergebnisse beim fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphom. Ein neues Protokoll zeigt vielversprechende Ergebnisse beim fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphom. © tinyakov – stock.adobe.com

Das fortgeschrittene Hodgkin-Lymphom läst sich mit einem neuen Protokoll schonender behandeln als bisher. Dieses ging nicht nur mit weniger Nebenwirkungen einher, sondern erwies sich auch gegenüber herkömmlichen Therapien als überlegen.

Das fortgeschrittene Hodgkin-Lymphom wird nach den Vorgaben der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe (GHSG) von Beginn an sehr aggressiv mit dem eskalierten BEACOPP-Regime behandelt (eBEACOPP*). Seit der HD18-Studie steuern Onkolog:innen die Therapie mithilfe der PET nach dem zweiten Zyklus, wodurch sie sich für die meisten Erkrankten von acht auf vier Zyklen eBEACOPP reduzieren lässt.

Prof. Dr. Peter Borchmann, Uniklinik Köln, präsentierte die Phase-3-Studie HD21, mit der dieser Ansatz noch verbessert werden sollte: Im neuen BrECADD-Protokoll bleibt das zytotoxische Grundgerüst von BEACOPP – Doxorubicin, Cyclophosphamid, Etoposid – erhalten. Brentuximab-Vedotin ersetzt aber das lungentoxische Bleomycin und das neurotoxische Vincristin. Zudem wird Procarbazin gegen das weniger geno- und gonadotoxische Dacarbazin ausgetauscht. Als Steroid gaben die Ärzt:innen anstelle von 14-tägigem Prednison nur vier Tage lang Dexamethason. 

Ko-primäre Endpunkte waren eine bessere Verträglichkeit unter BrECADD und eine Nicht-Unterlegenheit des neuen Regimes hinsichtlich des PFS. In der Intention-to-treat-Analyse werteten die Forschenden 1.482 Patient:innen aus.

Studiendesign

1.500 Patient:innen mit unbehandeltem fortgeschrittenem klassischem Hodgkin-Lymphom wurden auf eines der beiden Regimes randomisiert. Fiel eine PET/CT-Untersuchung nach zwei Zyklen negativ aus, erhielten die Teilnehmenden zwei weitere Zyklen, bei positivem PET dagegen vier Zyklen. Im Falle einer negativen abschließenden PET wurde weiter beobachtet; war die PET positiv, bekamen die Patient:innen zuvor noch 30 Gy einer Strahlentherapie. 

Vielversprechende Aussichten

Das Studienziel wurde in allen Aspekten erreicht: Akute und schwere therapiebedingte Nebenwirkungen gingen von 59 % unter eBEACOPP auf 42 % unter BrECADD zurück (relatives Risiko 0,72; 95%-KI 0,65–0,79; p < 0,0001). Zudem halbierte sich der Bedarf an Erythrozyten- (52 % vs. 24 %) und Thrombozytentransfusionen (34 % vs. 17 %). Auch periphere sensorische Neuropathien aller Schweregrade nahmen ab, und nahezu alle Toxizitäten waren im BrECADD-Arm nach einem Jahr vollständig reversibel. Die Gonadenfunktion hatte sich bei den Frauen nach vier Jahren in 95,7 % der Fälle normalisiert vs. 73,4 % unter eBEACOPP (Männer: 87 % vs. 40 %).

Die PFS-Nicht-Unterlegenheit von BrECADD hatte sich bereits in der Interimsanalyse nach 40 Monaten abgezeichnet. In der finalen Auswertung nach 48 Monaten war sogar eine Überlegenheit erkennbar mit Vier-Jahres-Raten von 94,3 % vs. 90,9 % und einer signifikanten Reduktion des Risikos um ein Drittel (HR 0,66; 95%-KI 0,45–0,97; p = 0,035). Die OS-Raten unterschieden sich mit 98,6 % vs. 98,2 % kaum.

Fast zwei Drittel der Patient:innen im BrECADD-Arm benötigten wegen einer negativen Interims-PET nur vier Zyklen der Therapie, die sie in ungefähr zwölf Wochen mit niedrigeren kumulativen Dosen zytotoxischer Medikamente belasteten. Das Nutzen-Risiko-Profil von BrECADD, so Prof. Borchmann, ist damit günstig, und das Protokoll kann als neuer Standard für das fortgeschrittene Hodgkin-Lymphom gelten.

* Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison

Quelle:
Borchmann P et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA7000

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