
Hodgkin-Lymphom: Die Therapie mit der PET austarieren

Statt wie geplant im Herbst 2020 fand das International Symposium on Hodgkin Lymphoma von der German Hodgkin Study Group, kurz GHSG, in diesem Frühjahr statt. Aufgrund von SARS-CoV-2 wurde die Veranstaltung wie so viele zuerst verschoben und dann virtuell abgehalten. Dr. Martin Hutchings, Rigshospitalet, Kopenhagen, berichtete von neuen Therapieoptionen in der Erstlinie des frühen Hodgkin-Lymphoms.
Wie der Hämatologe in Erinnerung rief, unterscheidet die GHSG beim frühen Hodgkin-Lymphom zwischen drei Therapiegruppen mit unterschiedlicher Prognose:
- early favorable: Patienten im Stadium I–II ohne Risikofaktoren haben eine günstige Prognose.
- early intermediate: Mit einer intermediären Prognose sind ein Stadium I–IIA und Risikofaktoren assoziiert. Dazu gehören große mediastinale Tumoren, B-Symptome, erhöhte Erythrozyten-Senkungsgeschwindig- keit (ESR) sowie mindestens drei beteiligte Lymphknotenregionen.
- early unfavorable: Einen ungünstigen Verlauf haben Erkrankte im Stadium IIB mit erhöhter ESR.
Den Behandlungsstandard der early favorable Gruppe stellt eine Chemotherapie aus zwei Zyklen ABVD* und eine anschließende Bestrahlung der betroffenen Lymphknotenregionen mit 20 Gy dar. In der HD10-Studie der GHSG ließen sich damit Acht-Jahres-Raten für das Gesamtüberleben von rund 95 % erzielen. 86 % der Patienten waren zu diesem Zeitpunkt frei von Therapieversagen.
Der Verzicht auf die Radiatio bei Patienten mit einer negativen PET nach den beiden ABVD-Zyklen führt laut der HD16-Studie der GHSG sowie der EORTC-Studie H10 zu einem nicht akzeptablen Verlust der Krankheitskontrolle.
Arzt rät, Patienten über die Unklarheit aufzuklären
Der in Deutschland gebräuchliche Therapiestandard in early unfavorable Stadien wurde durch die HD14-Studien der GHSG definiert: Zwei Zyklen BEACOPP**eskaliert plus zwei Zyklen ABVD gefolgt von 30 Gy Bestrahlung waren darin vier Zyklen ABVD plus 30 Gy bei der Krankheitskontrolle überlegen. In der EORTC-Studie H10 war zudem geprüft worden, ob man im Falle eines negativen PET2 auf die Radiotherapie verzichten kann.
Die frühen Ergebnisse fielen zwar in beiden Armen gut aus. Jedoch lässt sich Dr. Hutchings zufolge nicht ganz ausschließen, dass das bestrahlungsfreie Protokoll mit progressionsfreien Fünf-Jahres-Überlebensraten von 89,6 % vs. 92,1 % etwas schlechter abschneidet. Er empfiehlt, den Umstand mit den Patienten zu diskutieren.
Der Standard wurde auf Basis der kürzlich veröffentlichten HD17-Studie der deutschen Studiengruppe mit 1100 Patienten modifiziert: Die Patienten im early-unfavorable-Stadium erhielten die Kombination aus je zwei Zyklen BEACOPPeskaliert und ABVD. Die 30-Gy-Bestrahlung kam nur zum Tragen, wenn ein PET nach den vier Zyklen (PET4) positiv ausfiel. Der Unterschied hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens betrug nach fünf Jahren 2,2 Prozentpunkte.
Statistisch konnte die Nicht-Unterlegenheit dieses PET4-getriebenen Ansatzes gesichert werden, der daher in Deutschland den neuen Standard in dieser Indikation darstellt. Damit kann man den PET4-negativen Patienten – in dieser Studie zwei Drittel des Kollektivs – die Radiotherapie mit ihren Spätfolgen ersparen, betonte Dr. Hutchings.
Spätfolgen der Therapie
Bis zu 100%ige PFS-Rate nach zwei Jahren
In der von der GHSG durchgeführten Phase-2-Studie NIVAHL liegt die progressionsfreie Überlebensrate zwei Jahre nach einer Kombination aus dem PD1-Inhibitor Nivolumab und der AVD-Chemotherapie bei 100 % im Falle einer simultanen bzw. 98 % bei sequenzieller Gabe. In den laufenden Studien RADAR, RAFTING sowie INDIE werden zurzeit weitere Kombinationen mit Brentuximab-Vedotin und dem PD1-Antikörper Tislelizumab erprobt sowie die Anpassung der Therapieintensität entsprechend dem PET-Ansprechen.* Doxorubicin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin
** Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Predniso(lo)n
Quelle: Hutchings M. Update on Hodgkin Lymphoma – a virtual ISHL event 2021
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