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Therapie von Erkrankten trotz DS 4–5 deeskalieren?

Eine Interimsanalyse des Ansprechens in der PET erlaubt es, Patient:innen mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom individualisierter zu behandeln. In mehreren Studien wurde daher nach zwei Zyklen einer Chemotherapie die Response geprüft – die Ergebnisse der PET-2-Positivität fielen sehr unterschiedlich aus und die Raten reichten von 12 % in AHL2011 bis zu 36 % in HD21. „Die Response ermitteln wir anhand des Deauville-Scores“, erinnerte Dr. Justin Ferdinandus, Uniklinik Köln. „Allerdings hängt das Ergebnis, zumindest bis zu einem gewissen Grad, von der auswertenden Person ab.“ Aus diesem Grund untersuche man quantitative Biomarker in der Bildgebung, um das Ansprechen zu objektivieren.
So geschehen auch in einer neuen Analyse, für die das Team um Dr. Ferdinandus das residuelle metabolische Tumorvolumen (MTV) nach zwei Zyklen einer Chemotherapie für alle digital verfügbaren PET-2-Scans aus den Studien HD18 und HD21 bestimmte. Darin hatten Patient:innen mit klassischem Hodgkin-Lymphom im fortgeschrittenen Stadium BEACOPP* oder BrECADD** erhalten. Die Analyse wurde in drei Kohorten durchgeführt:
- C6-Kohorte: Standardarme von HD18, d. h. keine PET-geleitete Therapie (n = 645); die Erkrankten erhielten hier sechs Zyklen BEACOPP, unabhängig von ihrem PET-2-Ansprechen
- HD18 ITT: Validierungskohorte 1 (n = 1.756)
- HD21 ITT: Validierungskohorte 2 (n = 1.211)
In der C6-Kohorte wiesen 67 % nach zwei Zyklen einer Chemotherapie einen Deauville-Score (DS) von 1–3 und 33 % einen DS von 4–5 auf, also einen positiven PET-Scan. 12 % hatten kein residuelles MTV (MTV-2). Hinsichtlich des prognostischen Werts sagte der Experte: „Das MTV-2 scheint dabei besser zu stratifizieren als das DS-basierte Response-Assessment.“
MTV-2 als Prognosemarker
In der C6-Kohorte lebten 77,5 % der Erkrankten mit residuellem MTV-2 nach fünf Jahren noch ohne Progress. Damit war das PFS signifikant schlechter als das von Personen mit DS 1–3, d. h. negativer PET nach zwei Zyklen (92,9 %; HR 3,29). Das Fünf-Jahres-PFS in der Gruppe DS 4–5/ohne MTV-2 (89,5 %), also derjenigen mit positiver PET, aber ohne residuelles MTV-2, hingegen fiel ähnlich aus wie das derjenigen mit DS 1–3 (HR 1,5). „Wir sehen das in allen untersuchten Kohorten“, konstatierte Dr. Ferdinandus.
Das MTV-2 sei ein Biomarker für eine Resterkrankung, den man leicht bestimmen könne. Der prognostische Wert wurde in zwei unterschiedlichen Kohorten validiert. MTV-2 könne die Patient:innenselektion für eine individuellere Behandlung verbessern, schloss der Onkologe. So wären Personen ohne messbares MTV-2 möglicherweise für eine Deeskalation der Therapie auf vier Zyklen geeignet, obwohl sie einen DS von 4–5 aufweisen. Diejenigen mit messbarem MTV-2 hingegen hätten ein hohes Rezidivrisiko und müssten engmaschig überwacht werden.
* Bleomycin, Etoposide, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison
** Brentuximab-Vedotin, Etoposid, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Dacarbazin, Dexamethason
Quelle:
Ferdinandus J et al. 66th ASH Annual Meeting; Abstract 566
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