Nivolumab schlägt Brentuximab-Vedotin in der Erstlinie

ASCO 2023 Josef Gulden

Eine Studie zeigt, dass sich der PD1-Inhibitor Nivolumab dem ADC Brentuximab-Vedotin hinsichtlich des PFS bei Hodgkin-Lymphom Patient:innen als überlegen erwiesen hat. Eine Studie zeigt, dass sich der PD1-Inhibitor Nivolumab dem ADC Brentuximab-Vedotin hinsichtlich des PFS bei Hodgkin-Lymphom Patient:innen als überlegen erwiesen hat. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

Checkpoint-Inhibitoren rücken im Zuge der Therapie von Hodgkin-Lymphomen zunehmend in den Vordergrund. In der Erstlinie hat sich der PD1-Inhibitor Nivolumab dem ADC Brentuximab-Vedotin nun in einer Phase-3-Studie hinsichtlich des PFS als überlegen gezeigt.

Brentuximab-Vedotin richtet sich gegen das CD30-Antigen. In Kombination mit einer Chemotherapie verbesserte die Substanz in der Erstlinie die Prognose von erwachsenen und pädiatrischen Patient:innen mit klassischem Hodgkin-Lymphom im fortgeschrittenen Stadium. Ein Nachteil ist die zusätzliche Toxizität vor allem in Form von peripheren Neuropathien. Darüber hinaus benötigen die meisten pädiatrischen Betroffenen eine zusätzliche Bestrahlung. In 7–20 % der Fälle kam es zu einem Rezidiv oder einer refraktären Erkrankung. 

Eine neue Erstlinientherapie?

Das Immuncheckpoint-System spielt in der Pathogenese des Hodgkin-Lymphoms eine wichtige Rolle. Für den Einsatz von Nivolumab in der Frontlinetherapie gab es positive Signale, was schließlich in der großen randomisierten US-amerikanischen Phase-3-Studie SWOG S1826 resultierte. Wie Prof. Dr. ­Alex Fancisco ­Herrera, City of Hope National Medical Center in Duarte, berichtete, prüften die Autor:innen darin den Ersatz von Brentuximab-Vedotin durch Nivolumab bei erwachsenen und pädiatrischen Patient:innen. 

Toxizitätsprofil

Mit 47 % vs. 25 % traten im Prüfarm mehr Neutropenien Grad ≥ 3 auf als in der Kontrolle. Auch Hypo- oder Hyperthyreosen waren häufiger (alle Grade: 7 % bzw. 3 % vs. 1 % bzw. 0 %). In der Brentuximab-Vedotin-Gruppe wiederum kam es mit 20 % vs. 8 % häufiger zu Knochenschmerzen. Gleiches galt für periphere sensorische Neuropathien (BV: 55 % vs. Nivolumab: 29 %; Grad ≥ 3: 8 % vs. 1 %). Die Raten an febrilen Neutropenien, Sepsis und Infektionen/Infestationen waren ähnlich.

Die 976 Teilnehmer:innen mit neu diagnostiziertem Hodgkin-Lymphom im Stadium III–IV, die mindestens zwölf Jahre alt sein mussten, erhielten sechs Zyklen einer AVD-Chemotherapie (Doxorubicin, Vinblastin, Dacarbazin) und 1:1 randomisiert Nivolumab oder Brentuximab-Vedotin. Waren nach dem Behandlungsende in der PET noch metabolisch aktive Lymphknoten nachweisbar, wurden diese bestrahlt.

In der zweiten geplanten Interimsanalyse fiel der Unterschied für den primären Endpunkt, das progressionsfreie Überleben, signifikant aus, sodass das Data and Safety Monitoring Committee die Veröffentlichung empfahl. Nach median 12,1 Monaten hatte es im Brentuximab-Vedotin-Arm 58 relevante Ereignisse gegeben, unter Nivolumab hingegen nur 30. Das Risiko für Progression oder Tod halbierte sich dadurch in etwa (HR 0,48; 99%-KI 0,27–0,87; p = 0,0005), mit Ein-Jahres-Raten von 94 % bzw. 86 %. Die Ergebnisse waren unabhängig von Alter, IPS-Score, Stadium und Vorliegen von B-Symptomen. 

Der CPI verlängert also gegenüber Brentuximab-Vedotin das PFS, sagte Prof. ­Herrera; allerdings sind noch längere Nachbeobachtungszeiten erforderlich, um auch einen OS-Benefit nachzuweisen. Insgesamt mussten weniger als 1 % der Patient:innen im Anschluss an die Therapie bestrahlt werden. Nicht zu unterschätzen ist schließlich die Tatsache, so der Referent, dass mit dieser Studie erstmals ein einheitliches Protokoll für jugendliche und erwachsene Patient:innen etabliert werden konnte.

Quelle:
Herrera AF et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA4

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Eine Studie zeigt, dass sich der PD1-Inhibitor Nivolumab dem ADC Brentuximab-Vedotin hinsichtlich des PFS bei Hodgkin-Lymphom Patient:innen als überlegen erwiesen hat. Eine Studie zeigt, dass sich der PD1-Inhibitor Nivolumab dem ADC Brentuximab-Vedotin hinsichtlich des PFS bei Hodgkin-Lymphom Patient:innen als überlegen erwiesen hat. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com