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ASCT muss nicht sein

Die Mehrzahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit klassischem Hodgkin-Lymphom (cHL) wird durch die Erstlinientherapie geheilt, berichtet das Team um Dr. Stephen Daw vom University College Hospital London.1 Für refraktäre und rezidivierte cHL gilt bislang die Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation (ASCT) als Standard.
Die Chance auf eine dauerhafte Remission wird allerdings teuer erkauft: Durch eine um den Faktor 9,6 erhöhte Spätmortalität, beispielsweise infolge von Sekundärmalignomen, Organversagen, Infektionen und Herz- oder Lungenerkrankungen. Angesichts dessen wird gegenwärtig intensiv an wirksamen alternativen Salvage-Strategien geforscht, erläutern Dr. Ilia N. Buhtoiarov und Dr. Rabi Hanna vom Cleveland Clinic Pediatric Institute.2
In diesem Sinne testeten die Forschenden um Dr. Daw in der nicht randomisierten Phase-2-Studie CheckMate 744 einen risikostratifizierten und an das Ansprechen adaptierten Therapieansatz. An der Studie beteiligten sich zwischen 2017 und 2020 Zentren in den USA, Kanada und Europa. Die Initiator:innen berichten nun die Ergebnisse des Niedrigrisiko-Studienkollektivs.
Sicherheitsprofil
22 Personen (79 %) erlitten während der Induktionsphase therapiebedingte unerwünschte Ereignisse, darunter sieben (25 %) mit dritt- oder viertgradigen Reaktionen. Immunvermittelte therapiebedingte unerwünschte Ereignisse entwickelten sechs Teilnehmende während der Induktions- und eine Person während der Intensivierungsphase. Bei zwei Patient:innen musste die Behandlung aufgrund schwerwiegender unerwünschter Ereignisse abgebrochen werden.
Erfolgreiche Therapie bei cHL
Dieses umfasste 28 Heranwachsende und junge Erwachsene (64 % weiblich) im Alter zwischen sechs und 27 Jahren. Alle absolvierten zunächst vier Zyklen einer Induktionstherapie aus Nivolumab und Brentuximab-Vedotin. Bei einem kompletten metabolischen Ansprechen (CMR) folgten zwei weitere Zyklen der Kombination sowie eine Radiatio der betroffenen Körperregionen (involved-site radiotherapy, ISRT). Personen ohne CMR erhielten dagegen eine intensivierte Therapie aus Brentuximab-Vedotin und Bendamustin. Gelang hierdurch eine CMR, erfolgte ebenfalls eine ISRT.
Eine konsolidierende Radiatio absolvierten per Protokoll insgesamt 22 Patient:innen. In keinem Fall erfolgte eine ASCT. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 31,9 Monaten erfüllten 26 der 28 Teilnehmenden (93 %) die Kriterien für den primären Endpunkt „CMR zu jeglichem Zeitpunkt vor ISRT“. Die objektive Ansprechrate betrug 100 %. Nach vier Zyklen Nivolumab/Brentuximab-Vedotin erreichten 23 von 28 Erkrankten (82 %) ein CMR; die ORR betrug hier 96 %.
Den zweiten primären Endpunkt, das ereignisfreie Drei-Jahres-Überleben (EFS), erfüllten 86,9 % der Behandelten. Die Drei-Jahres-PFS-Rate betrug 95 % und die Drei-Jahres-OS-Rate 100 %.
Die Checkpoint-Inhibitor-basierte Therapie plus ISRT stellt nach Ansicht der Forschenden eine vielversprechende Strategie dar, um Heranwachsenden und jungen Erwachsenen mit einem rezidivierten cHL und Niedrigrisikokonstellation eine Hochdosis-Chemotherapie und ASCT zu ersparen. Weitere Untersuchungen zur Langzeitwirksamkeit und -sicherheit des Konzepts müssen allerdings folgen, betonen sie.
Das meinen auch die Editorialisten Dr. Buhtoiarov und Dr. Hanna und erwähnen diesbezüglich insbesondere Spättoxizitäten wie kardio-vaskuläre Erkrankungen und Sekundärmalignome. Aktuell liefern zwei weitere Studien Ergebnisse zu alternativen Salvage-Strategien bei jungen Patient:innen mit einem cHL-Rezidiv. Trotz vielversprechender kurz- und mittelfristiger Behandlungserfolge bestehen allerdings auch hier Unsicherheiten bezüglich der Langzeiteffekte. Insgesamt sind also noch viele Fragen offen, so ihr Fazit. Im Hinblick auf die CheckMate-744-Strategie sei insbesondere zu klären, inwiefern Patient:innen von einer Erhaltungs-Chemoimmuntherapie, beispielsweise mit Brentuximab-Vedotin oder Checkpoint-Inhibitoren, profitieren und ob diese möglicherweise sogar in bestimmten Fällen die Radiatio ersetzen kann.
Quellen:
1. Daw S et al. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5627
2. Buhtoiarov IN, Hanna R. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5624
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