ASCT muss nicht sein

Dr. Judith Lorenz

Nicht jedes rezidivierte Hodgkin-Lymphom erfordert eine Hochdosis-Chemotherapie. Nicht jedes rezidivierte Hodgkin-Lymphom erfordert eine Hochdosis-Chemotherapie. © motortion – stock.adobe.com

Nicht jedes rezidivierte klassische Hodgkin-Lymphom im Kindes-, Jugend- oder jungen Erwachsenenalter bedarf einer Hochdosis-Chemotherapie und autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation. Im Falle einer Niedrigrisikokonstellation erzielt eine an das Therapieansprechen adaptierte Kombination aus Immuntherapie und Bestrahlung vielversprechende Ergebnisse.

Die Mehrzahl der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit klassischem Hodgkin-Lymphom (cHL) wird durch die Erstlinientherapie geheilt, berichtet das Team um Dr. Stephen Daw vom University College Hospital London.1 Für refraktäre und rezidivierte cHL gilt bislang die Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation (ASCT) als Standard.

Die Chance auf eine dauerhafte Remission wird allerdings teuer erkauft: Durch eine um den Faktor 9,6 erhöhte Spätmortalität, beispielsweise infolge von Sekundärmalignomen, Organversagen, Infektionen und Herz- oder Lungenerkrankungen. Angesichts dessen wird gegenwärtig intensiv an wirksamen alternativen Salvage-Strategien geforscht, erläutern Dr. Ilia N. Buhtoiarov und Dr. Rabi Hanna vom Cleveland Clinic Pediatric Institute.2 

In diesem Sinne testeten die Forschenden um Dr. Daw in der nicht randomisierten Phase-2-Studie CheckMate 744 einen risikostratifizierten und an das Ansprechen adaptierten Therapieansatz. An der Studie beteiligten sich zwischen 2017 und 2020 Zentren in den USA, Kanada und Europa. Die Initiator:innen berichten nun die Ergebnisse des Niedrigrisiko-Studienkollektivs.

Sicherheitsprofil

22 Personen (79 %) erlitten während der Induktionsphase therapiebedingte unerwünschte Ereignisse, darunter sieben (25 %) mit dritt- oder viertgradigen Reaktionen. Immunvermittelte therapiebedingte unerwünschte Ereignisse entwickelten sechs Teilnehmende während der Induktions- und eine Person während der Intensivierungsphase. Bei zwei Patient:innen musste die Behandlung aufgrund schwerwiegender unerwünschter Ereignisse abgebrochen werden.

Erfolgreiche Therapie bei cHL

Dieses umfasste 28 Heranwachsende und junge Erwachsene (64 % weiblich) im Alter zwischen sechs und 27 Jahren. Alle absolvierten zunächst vier Zyklen einer Induktionstherapie aus Nivolumab und Brentuximab-Vedotin. Bei einem kompletten metabolischen Ansprechen (CMR) folgten zwei weitere Zyklen der Kombination sowie eine Radiatio der betroffenen Körperregionen (involved-site radiotherapy, ISRT). Personen ohne CMR erhielten dagegen eine intensivierte Therapie aus Brentuximab-Vedotin und Bendamustin. Gelang hierdurch eine CMR, erfolgte ebenfalls eine ISRT.

Eine konsolidierende Radiatio absolvierten per Protokoll insgesamt 22 Patient:innen. In keinem Fall erfolgte eine ASCT. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 31,9 Monaten erfüllten 26 der 28 Teilnehmenden (93 %) die Kriterien für den primären Endpunkt „CMR zu jeglichem Zeitpunkt vor ISRT“. Die objektive Ansprechrate betrug 100 %. Nach vier Zyklen Nivolumab/Brentuximab-Vedotin erreichten 23 von 28 Erkrankten (82 %) ein CMR; die ORR betrug hier 96 %. 

Den zweiten primären Endpunkt, das ereignisfreie Drei-Jahres-Überleben (EFS), erfüllten 86,9 % der Behandelten. Die Drei-Jahres-PFS-Rate betrug 95 % und die Drei-Jahres-OS-Rate 100 %. 

Die Checkpoint-Inhibitor-basierte Therapie plus ISRT stellt nach Ansicht der Forschenden eine vielversprechende Strategie dar, um Heranwachsenden und jungen Erwachsenen mit einem rezidivierten cHL und Niedrigrisikokonstellation eine Hochdosis-Chemotherapie und ASCT zu ersparen. Weitere Untersuchungen zur Langzeitwirksamkeit und -sicherheit des Konzepts müssen allerdings folgen, betonen sie.

Das meinen auch die Editorialisten Dr. Buhtoiarov und Dr. Hanna und erwähnen diesbezüglich insbesondere Spättoxizitäten wie kardio-vaskuläre Erkrankungen und Sekundärmalignome. Aktuell liefern zwei weitere Studien Ergebnisse zu alternativen Salvage-Strategien bei jungen Patient:innen mit einem cHL-Rezidiv. Trotz vielversprechender kurz- und mittelfristiger Behandlungserfolge bestehen allerdings auch hier Unsicherheiten bezüglich der Langzeiteffekte. Insgesamt sind also noch viele Fragen offen, so ihr Fazit. Im Hinblick auf die CheckMate-744-Strategie sei insbesondere zu klären, inwiefern Patient:innen von einer Erhaltungs-Chemoimmuntherapie, beispielsweise mit Brentuximab-Vedotin oder Checkpoint-Inhibitoren, profitieren und ob diese möglicherweise sogar in bestimmten Fällen die Radiatio ersetzen kann. 

Quellen:
1. Daw S et al. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5627
2. Buhtoiarov IN, Hanna R. JAMA Oncol 2025; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.5624

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