Intensiver und dichter

Josef Gulden

Hodgkin-Lymphom Patient:innen könnten von einem dosisdichten und dosisintensivierten ABVD-Regime profitieren. Hodgkin-Lymphom Patient:innen könnten von einem dosisdichten und dosisintensivierten ABVD-Regime profitieren. © Have a nice day – stock.adobe.com

Erkrankte mit unbehandeltem, fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom profitieren von einem dosisdichten und dosisintensivierten ABVD-Regime. Dieses erwies sich in der FIL-Rouge-Studie dem herkömmlichen PET-adaptierten ABVD hinsichtlich des PFS als überlegen.

Für die Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphoms gibt es verschiedene Ansätze: die PET-adaptierte Therapie mit früher oder verzögerter Intensivierung sowie den Einsatz neuer Substanzen wie Brentuximab-Vedotin in Kombination mit einer AVD-Chemotherapie. Die italienische Lymphom-Studiengruppe verfolgte einen neuen Ansatz, in dem sie das klassische ABVD-Schema intensivierte. 

Wie Dr. ­Antonio ­Pinto vom Istituto Nazionale Tumori „Fondazione Pascale“, Neapel, berichtete, umfasste die Phase-3-Studie FIL-Rouge 503 erwachsene Patient:innen. Die Kontrollgruppe wurde mit dem klassischen ABVD*-Protokoll behandelt. Wer nach zwei Zyklen ein negatives PET-Ergebnis aufwies, bekam vier weitere Zyklen. Im Falle eines positiven PET wurde auf eskaliertes BEACOPP oder eine autologe Stammzelltransplantation gewechselt. Im Prüfarm erhielten die Teilnehmenden das ABVD-Schema dosisdichter in drei- anstelle von vierwöchigen Zyklen. Außerdem erhöhten die Kolleg:innen in den ers­ten vier von insgesamt sechs Zyklen die Doxorubicin-Dosis auf 70 mg/m2 pro Zyklus („dosisdichtes-dosis­intensiviertes“ [DD-DI] ABVD). Bestrahlt wurden Erkrankte, die nach Ende der Therapie partiell ansprachen oder eine komplette Remission mit mindestens 2,5 cm großen Läsionen aufwiesen; in der Kontrolle wurde ein initialer Bulk bestrahlt, selbst wenn die Patient:innen sich in kompletter Remission befanden. Primärer Endpunkt war eine Erhöhung der progressionsfreien Drei-Jahres-Überlebensrate um mindes­tens 10 %.

Sicherheitsprofil

Unter ABVD-DD-DI kam es zu mehr Neutropenien (40,8 % vs. 30,4 %; p = 0,016) und Mukositiden (3,2 % vs. 0 %; p = 0,005) vom mindestens Grad 3; keine Unterschiede gab es hinsichtlich kardialer Toxizitäten oder respiratorischer Nebenwirkungen. 

Eine erfolgreiche Therapieoption

Nach median 35 Monaten Follow-up schnitt der experimentelle Arm mit einer Drei-Jahres-PFS-Rate von 86,7 % versus 73,2 % signifikant besser ab (HR 0,44; 95%-KI 0,28–0,67; p < 0,0002). Das galt ebenso für Personen mit mediastinalem Bulk (87,0 % vs. 71,9 %) sowie für solche im Stadium IV (86,4 % vs. 70,0 %). Die CR-Raten im Interims-PET nach zwei Monaten betrugen in Prüfgruppe vs. Kontrolle 85,5 % vs. 80,5 % (p = 0,15) und zum Ende der Therapie 93,8 % vs. 84,5 % (p = 0,002). Bestrahlt wurden 10 % vs. 32 % der Erkrankten. 

ABVD-DD-DI ist damit dem konventionellen PET-adaptierten ABVD hinsichtlich des PFS überlegen, resümierte Dr. ­Pinto. Das galt auch für „bulky disease“ und das Stadium IV. Die Forschenden führen weitere exploratorische Analysen mit u.a. ctDNA-Genotypisierung und zirkulierenden Biomarkern durch, um Patient:innen zu identifizieren, die besonders von ABVD-DD-DI profitieren.

*    Doxorubicin, Bleomycin, Vincristin, Dacarbacin

Quelle:
Pinto A et al. 17th International Conference on Malignant Lymphoma; Abstract 004

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