PET nur eingeschränkt beim fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphom nutzbar

Josef Gulden

Die intensive Initialtherapie erhöht die Heilungschancen der Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom. Die intensive Initialtherapie erhöht die Heilungschancen der Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom. © wikimedia/JHeuser

Trotz fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom ein möglichst langes progressionsfreien Überleben – so lautet das Therapieziel. Doch in diesem Stadium eignet sich eine PET nicht als Entscheidungshilfe für oder gegen eine intensivierte Chemotherapie. Somit bleibt eskaliertes BEACOPP das Mittel der Wahl in der Erstlinie. Doch welche Optionen gibt es noch?

Bei fortgeschrittenen Stadien des Hodgkin-Lymphoms bietet eine Erstlinie mit BEACOPP*eskaliert Vorteile gegenüber ABVD**, erinnerte Professor Dr. Peter­ Borchmann­ von der Uniklinik Köln. Doch das intensivierte Regime geht bekanntermaßen mit vermehrten Nebenwirkungen einher. Randomisierte Studien, in der die PET zur Therapiesteuerung benutzt wurde, brachten in diesem Setting jedoch enttäuschende Resultate.

Ungeeignet zur Steuerung von weniger intensiven Regime

Ein Beispiel ist die auf Nicht-Unterlegenheit ausgelegte RATHL-Studie. Darin erreichten Patienten, die nach zwei Zyklen ABVD PET-negativ gewesen waren, nach vier weiteren Zyklen ein Drei-Jahres-PFS von 85 %. Teilnehmer, die nach einem positiven PET stattdessen BEACOPPeskaliert erhielten, nur 64 %. Ein ähnliches Bild liefern die Ergebnisse von S-0816, in der die Fünf-Jahres-Raten 76 % und 66 % betrugen. Aufgrund seines enttäuschenden negativen prädiktiven Wertes eignet sich die PET also nicht zur Steuerung einer Therapie, die mit weniger intensiven Protokollen startet, so Prof. ­Borchmann.

Jedoch bietet der PET-Ansatz eine Option, um die Deeskalation einer Erstlinie mit BEACOPPeskaliert zu steuern. So ergab die HD18-Studie der GHSG, dass bei negativer PET nach zwei Zyklen BEACOPPeskaliert­ zwei weitere Zyklen ausreichen, um nach fünf Jahren ein vergleichbares PFS zu erzielen wie mit vier bis sechs zusätzlichen Zyklen. Auch das Gesamtüberleben ist mit 99 % nach drei und 98 % nach fünf Jahren „ausgezeichnet“. Die PET-gesteuerte Initialtherapie mit BEACOPPeskaliert ist daher der Therapiestandard in Deutschland ebenso wie in vielen anderen Ländern – eine entsprechende klinische Infrastruktur zur Beherrschung auftretender Toxizitäten vorausgesetzt.

Morbidität sank bei den über 50-Jährigen

Brentuximab-Vedotin als das alternative B in ABVD ist nach den ECHELON-1-Daten dem klassischen ABVD bezüglich der Wirksamkeit leicht überlegen. Es ist aber gleichzeitig sehr viel toxischer und bringt keinen großen Nutzen für Hochrisiko-Patienten (s. Kasten). In einem modifizierten BEACOPPeskaliert­-­Protokoll scheint es jedoch zumindest die Verträglichkeit zu erhöhen, so Prof. ­Borchmann. 

Vermehrt Toxizitäten

In der Studie ECHELON-1 wurde Bleomycin im ABVD-Protokoll durch das CD30-Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab-Vedotin ersetzt. Dies hob zwar das PFS nach zwei Jahren gegenüber ABVD um rund 5 % an. Jedoch kletterte auch die Rate der peripheren Neuropathien erheblich. Sie erreichten in rund 10 % der Fälle Grad 3–4. Nur bei zwei Drittel sank der Schweregrad im letzten Follow-up um wenigstens einen Grad.

In der HD21-Studie vergleicht die GHSG derzeit, BEACOPPeskaliert­­ und BrECADD, in dem das Rückgrat aus Etoposid/Doxorubicin/Cyclophosphamid mit Brentuximab-Vedotin, Dacarbazin und Dexamethason kombiniert wird. Auch hier erhalten Patienten mit PET2-negativem Tumor vier und PET2-positivem sechs Zyklen. Ko-primäre Endpunkte bilden die Nicht-Unterlegenheit des Prüfregimes bezüglich Wirksamkeit und eine Überlegenheit bezüglich der therapiebedingten Morbidität. Während es zur Wirksamkeit nach Einschluss von bislang 1500 Patienten noch keine Daten gibt, ist die durch die Behandlung verursachte Morbidität bei den über 50-Jährigen (etwa 15 % des Gesamtkollektivs) von 64 % auf 47 % gefallen. Prof. Borchmanns Fazit: Eine intensive Initialtherapie erhöht nach wie vor die Heilungschancen und gestattet eine individualisierte Therapie mit einem optimalen Risiko-Nutzen-Profil. Damit man dieses Prinzip verlassen könne, müssten entweder bessere Instrumente entwickelt werden, um die Patienten vor Beginn der Behandlung hinsichtlich des Risikos zu stratifizieren oder es müsste gezeigt werden, dass Kombinationen aus beispielsweise PD1-Inhibitoren mit weniger aggressiven Chemotherapien deren geringere Wirksamkeit kompensieren können.

* Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclo­phosphamid, Vincristin, Procarbazin, Predniso(lo)n
** Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin

Quelle: Borchmann P. Update on Hodgkin Lymphoma. A Virtual ISHL Event 2021

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Die intensive Initialtherapie erhöht die Heilungschancen der Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom. Die intensive Initialtherapie erhöht die Heilungschancen der Patienten mit fortgeschrittenem Hodgkin-Lymphom. © wikimedia/JHeuser