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„Weitere aktive Option für das fortgeschrittene Hodgkin-Lymphom“

Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Brentuximab-Vedotin (BV) und der PD1-Checkpoint-Inhibitor Nivolumab sind aktive und gut verträgliche Optionen mit einander ergänzenden Wirkmechanismen beim klassischen Hodgkin-Lymphom. Beide in Kombination (AN) zeigten als erste Salvage-Therapie Gesamtansprechraten (ORR) von 85 % mit 67 % Komplettremissionen (CR). In der Erstlinie bei über 60-Jährigen wurde eine ähnliche Wirksamkeit erreicht (ORR 95 %; CR 79 %). Außerdem produzierte BV in Kombination mit Doxorubicin und Dacarbazin (AD) bei Patient:innen ohne „bulky disease“ im Stadium I/II hohe Ansprechraten mit 97 % Komplettremissionen und eine geschätzte progressionsfreie 4-Jahres-Überlebensrate von 91 %. Dabei traten keine peripheren Neuropathien vom Grad 3 oder höher auf. Daher bot es sich an, in einem Teil B der Phase-2-Studie SGN35 027 bei Patient:innen in fortgeschrittenen Stadien des klassischen Hodgkin-Lymphoms alle vier Medikamente (AN + AD) in der Erstlinie zu kombinieren, erläuterte Prof. Dr. Hun Lee, MD Anderson Cancer Center, Houston.
Wie er berichtete, waren 57 Patient:innen im Ann-Arbor-Stadium II mit mediastinalem „Bulk“ (≥ 10 cm; 30 %) oder im Stadium III (18 %) bzw. IV (51 %) auswertbar, die bis zu sechs vierwöchige Zyklen AN + AD (BV 1,2 mg/kgKG, Nivolumab 240 mg, Doxorubicin 25 mg/m2 und Dacarbazin 375 mg/m2 jeweils an den Tagen 1 und 15) erhalten hatten. Das mediane Alter der Patient:innen lag bei 35 Jahren, 95 % waren jünger als 65 Jahre. Im Median erhielten sie zwölf Dosen BV und Nivolumab.
Primärer Endpunkt war die Rate an Komplettremissionen nach Ende der Behandlung. Zu den sekundären Endpunkten zählten Sicherheit, Verträglichkeit, ORR und PFS. Das Ansprechen wurde von den Prüfärzt:innen nach dem zweiten Zyklus und nach Ende der Therapie entsprechend den Lugano-Kriterien von 2014 und den LYRIC-Kriterien von 2016 beurteilt.
Nur 7 % der Teilnehmer:innen brachen die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab. Die häufigsten therapiebedingten Nebenwirkungen waren Übelkeit (65 %), Fatigue (46 %) und periphere Neuropathien (39 %); letztere allerdings nur bei zwei Patient:innen vom Grad 3 und in keinem Fall Ursache für einen Therapieabbruch. Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 traten etwa bei der Hälfte der Patient:innen auf (53 %), am häufigsten Neutropenien und Erhöhungen der ALT (je 9 %). Schwere therapiebedingte Nebenwirkungen gab es bei acht Patient:innen (14 %), davon drei Pneumonitiden und zwei Fälle von Pyrexie. Immunologische Nebenwirkungen erlitten 18 Personen (32 %), vier davon eine Hypothyreose (7 %).
55 der 57 auswertbaren Teilnehmenden hatten bereits nach dem zweiten Zyklus sehr gut auf das Protokoll angesprochen mit einer ORR von 96 % bei 74 % Komplettremissionen. Das bestätigte sich zu Therapieende mit einer ORR-Rate von 93 % und 88 % kompletten Remissionen. Laut Prof. Lee ist das eine sehr vielversprechende klinische Aktivität bei dieser Art von Hodgkin-Patient:innen. Zusammen mit der guten Verträglichkeit, vor allem der niedrigen Rate an Neuropathien und dem völligen Fehlen febriler Neutropenien schneidet AN + AD im Vergleich zu anderen Erstlinien-Protokollen sehr günstig ab und könnte damit eine weitere aktive Option für das fortgeschrittene Hodgkin-Lymphom darstellen.
Quelle: Lee H et al. EHA2022 Congress; Abstract P1089
EHA2022 Congress
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