
Weniger aggressives Regime bevorzugen

Für Hochrisiko-Burkitt-Lymphome gibt es derzeit keinen etablierten Erstlinienstandard. Zum Einsatz kommt das hoch dosierte Immunchemotherapie-Protokoll R-CODOX-M/R-IVAC* sowie das weniger toxische DA-EPOCH-R-Regime**. Dr. Dr. Martine Chamuleau, Amsterdam University Medical Center, berichtete über eine randomisierte Untersuchung, in der die Protokolle bei Patient:innen mit neu diagnostiziertem Hochrisiko-Burkitt-Lymphom erstmals direkt miteinander verglichen wurden. Ein hohes Risiko lag definitionsgemäß vor, wenn eines der folgendenden Merkmale gegeben war:
- erhöhter LDH-Wert,
- WHO-Performancestatus ≥ 2,
- Stadium III/IV oder
- Tumormasse von ≥ 10 cm.
Die Teilnehmenden in Arm A erhielten zwei Zyklen R-CODOX-M/R-IVAC, die in Arm B sechs Zyklen DA-EPOCH-R. Ein zerebraler Befall war nicht gestattet, aber alle Erkrankten bekamen eine intrathekale ZNS-Prophylaxe.
89 Erkrankte ausgewertet
Um die Hypothese bezüglich des primären Endpunkts zu bestätigen, hatte der statistische Plan 250 Patient:innen vorgegeben. Wegen der schleppenden Rekrutierung wurde die Studie aber vorzeitig beendet. Nach median 19,1 Monaten konnten die Forschenden die Daten von insgesamt 89 Teilnehmenden auswerten. R-CODOX-M/R-IVAC war bei 92 % der Zyklen vollständig dosiert worden, für DA-EPOCH-R wurden häufig Dosisanpassungen vorgenommen.
Als primärer Endpunkt war eine Verbesserung des Zwei-Jahres-PFS von 70 % unter R-CODOX-M/R-IVAC auf 85 % unter DA-EPOCH-R definiert. Sekundäre Endpunkte umfassten Gesamtansprechrate, Zwei-Jahres-OS und Toxizität. Das Ansprechen bei Therapieende wurde durch ein PET-CT beurteilt, wobei für eine komplette metabolische Remission ein Deauville-Score von 1–3 erforderlich war.
Entgegen den Ergebnissen aus vorangegangenen Studien ähnelten sich die Protokolle hinsichtlich PFS (p = 0,38), OS (p = 0,8) und kompletten metabolischen Ansprechens (65 % vs. 66 %). Sehr wohl unterschieden sie sich in der Toxizität: Nebenwirkungen von Grad 3–5 gab es
- unter R-CODOX-M/R-IVAC 129-mal bei 34 Personen und
- mit DA-EPOCH-R 84-mal bei 30 Teilnehmenden.
Schwere infektiöse Ereignisse traten unter R-CODOX-M/R-IVAC signifikant häufiger auf (p = 0,04) und die Patient:innen benötigten hier deutlich öfter Transfusionen mit Erythrozyten (p < 0,01) oder Thrombozyten (p < 0,01). Außerdem wurden sie häufiger ins Krankenhaus eingewiesen (p < 0,01); die Hospitalisierungsrate aufgrund von Nebenwirkungen unterschied sich nicht zwischen den Gruppen (p = 0,1).
Wenn man von einer ähnlichen Wirksamkeit der beiden Regime ausgeht, sprächen die Toxizitätsdaten dafür, DA-EPOCH-R den Vorzug bei der Behandlung des Hochrisiko-Burkitt-Lymphoms ohne zerebrale Beteiligung zu nutzen, resümierte Dr. Chamuleau.
* Rituximab, Cyclophosphamide Doxorubicin, Vincristin, Methotrexat/Rituximab, Ifosfamid, Etoposid, hoch dosiertes Cytarabin
** dosisadjustiertes Etoposid, Prednison, Vincristin, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Rituximab
Quelle: Chamuleau M et al. EHA 2022; Abstract LB2370
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