Weniger aggressives Regime bevorzugen

EHA 2022 Josef Gulden

Bei der Behandlung von Hochrisiko-Burkitt-Lymphomen sollte die Therapieoption mit geringerer Toxizität gewählt werden. Bei der Behandlung von Hochrisiko-Burkitt-Lymphomen sollte die Therapieoption mit geringerer Toxizität gewählt werden. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com

Wenn es um die Wahl des Chemotherapie-Regimes geht, sind Patient:innen mit Hochrisiko-Burkitt-Lymphom mit dem DA-EPOCH-R-Protokoll scheinbar besser beraten als mit R-CODOX-M/R-IVAC. Beide scheinen laut einer aktuellen randomisierten Studie ähnlich wirksam zu sein, Ersteres geht aber mit weniger Toxizitäten einher.

Für Hochrisiko-Burkitt-Lymphome gibt es derzeit keinen etablierten Erstlinienstandard. Zum Einsatz kommt das hoch dosierte Immunchemotherapie-Protokoll R-CODOX-M/R-IVAC* sowie das weniger toxische DA-EPOCH-R-Regime**. Dr. Dr. Martine ­Chamuleau, Amsterdam University Medical Center, berichtete über eine randomisierte Untersuchung, in der die Protokolle bei Patient:innen mit neu diagnostiziertem Hochrisiko-Burkitt-Lymphom erstmals direkt miteinander verglichen wurden. Ein hohes Risiko lag definitionsgemäß vor, wenn eines der folgendenden Merkmale gegeben war:

  • erhöhter LDH-Wert, 
  • WHO-Performancestatus ≥ 2, 
  • Stadium III/IV oder 
  • Tumormasse von ≥ 10 cm. 

Die Teilnehmenden in Arm A erhielten zwei Zyklen R-CODOX-M/R-IVAC, die in Arm B sechs Zyklen DA-EPOCH-R. Ein zerebraler Befall war nicht gestattet, aber alle Erkrankten bekamen eine intrathekale ZNS-Prophylaxe.

89 Erkrankte ausgewertet

Um die Hypothese bezüglich des primären Endpunkts zu bestätigen, hatte der statistische Plan 250 Patient:innen vorgegeben. Wegen der schleppenden Rekrutierung wurde die Studie aber vorzeitig beendet. Nach median 19,1 Monaten konnten die Forschenden die Daten von insgesamt 89 Teilnehmenden auswerten. R-CODOX-M/R-IVAC war bei 92 % der Zyklen vollständig dosiert worden, für DA-EPOCH-R wurden häufig Dosis­anpassungen vorgenommen.

Als primärer Endpunkt war eine Verbesserung des Zwei-Jahres-PFS von 70 % unter R-CODOX-M/R-IVAC auf 85 % unter DA-EPOCH-R definiert. Sekundäre Endpunkte umfassten Gesamtansprechrate, Zwei-Jahres-OS und Toxizität. Das Ansprechen bei Therapieende wurde durch ein PET-CT beurteilt, wobei für eine komplette metabolische Remission ein Deauville-Score von 1–3 erforderlich war. 

Entgegen den Ergebnissen aus vorangegangenen Studien ähnelten sich die Protokolle hinsichtlich PFS (p = 0,38), OS (p = 0,8) und kompletten metabolischen Ansprechens (65 % vs. 66 %). Sehr wohl unterschieden sie sich in der Toxizität: Nebenwirkungen von Grad 3–5 gab es 

  • unter R-CODOX-M/R-IVAC 129-mal bei 34 Personen und 
  • mit DA-EPOCH-R 84-mal bei 30 Teilnehmenden. 

Schwere infektiöse Ereignisse traten unter R-CODOX-M/R-IVAC signifikant häufiger auf (p = 0,04) und die Patient:innen benötigten hier deutlich öfter Transfusionen mit Ery­th­­rozyten (p < 0,01) oder Thrombozyten (p < 0,01). Außerdem wurden sie häufiger ins Krankenhaus eingewiesen (p < 0,01); die Hospitalisierungsrate aufgrund von Nebenwirkungen unterschied sich nicht zwischen den Gruppen (p = 0,1).

Wenn man von einer ähnlichen Wirksamkeit der beiden Regime ausgeht, sprächen die Toxizitätsdaten dafür, DA-EPOCH-R den Vorzug bei der Behandlung des Hochrisiko-Burkitt-Lymphoms ohne zerebrale Beteiligung zu nutzen, resümierte Dr. Chamuleau.

* Rituximab, Cyclophosphamide Doxorubicin, Vincristin, Methotrexat/Rituximab, Ifosfamid, Etoposid, hoch dosiertes Cytarabin
** dosisadjustiertes Etoposid, Prednison, Vincristin, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Rituximab

Quelle: Chamuleau M et al. EHA 2022; Abstract LB2370

EHA2022 Congress

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Bei der Behandlung von Hochrisiko-Burkitt-Lymphomen sollte die Therapieoption mit geringerer Toxizität gewählt werden. Bei der Behandlung von Hochrisiko-Burkitt-Lymphomen sollte die Therapieoption mit geringerer Toxizität gewählt werden. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com