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Glofitamab induziert hohe Komplettremissionsrate

Bispezifische Antikörper rücken beim diffus großzelligen B-Zell-Lymphom zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit – so auch Glofitamab, das sowohl an CD20 auf B- als auch an CD3 auf T-Zellen bindet. Forschende hatten bereits in einer Phase-1/2-Studie mit rezidivierten/refraktären Personen eine hohe Aktivität und gute Tolerabilität der Substanz nachgewiesen. Eine Vorbehandlung mit Obinutuzumab und eine einschleichende Dosierung von Glofitamab während des ersten Zyklus konnte dabei das Risiko für ein Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS) verringern.
In der Phase-2-Expansionsstudie erhielten 154 Patient:innen mit rezidivierter/refraktärer Erkrankung zunächst Obinutuzumab und dann maximal zwölf dreiwöchige Zyklen mit Glofitamab, berichtete Prof. Dr. Michael Dickinson, Peter MacCallum Cancer Centre, Melbourne. Der bispezifische Antikörper wurde den Betroffenen während des ersten Zyklus mit 2,5 mg an Tag 1 und 10 mg an Tag 8 verabreicht; ab dem zweiten Zyklus bekamen die Teilnehmenden 30 mg jeweils am ersten Tag.
Einschlusskriterien der Phase-1-Expansionsstudie
Die Teilnehmenden hatten mindestens zwei Vortherapien (median: drei; maximal: sieben), darunter einen CD20-Antikörper und ein Anthrazyklin, erhalten. Primärer Endpunkt war die Rate an Komplettremissionen, ermittelt von einem unabhängigen Gremium anhand der Lugano-Kriterien 2014. Drei Viertel der Patient:innen wiesen ein Ann-Arbor-Stadium III oder IV auf. Jede/r dritte Betroffene hatte bereits eine CAR-T-Zell-Therapie und ein knappes Fünftel eine Stammzelltransplantation hinter sich. Über 80 % der Tumoren waren refraktär gegenüber CD20-Antikörpern bzw. gegenüber der letzten Behandlung.
Nach median 12,6 Monaten betrug die Gesamtansprechrate (ORR) 51,6 %, mit 39,4 % Komplettremissionen (CR). Letztere traten nach median etwa sechs Wochen ein, wobei die Raten nach vorheriger CAR-T-Zell-Therapie mit 35 % vs. 42 % nur etwas niedriger ausfielen als bei CAR-T-Zell-naiven Personen. Rezidivierte Tumoren erreichten mit 70 % vs. 34 % deutlich höhere CR-Raten als refraktäre.
66,3 % der OR und 80,3 % der CR hielten zum Zeitpunkt der Datenerhebung noch an. Die mediane Dauer des Ansprechens unter allen Respondern betrug 18,4 Monate, der Medianwert unter den CR war hingegen noch nicht erreicht. Die Zwölf-Monats-Raten für andauernde Remissionen bezifferte Prof. Dickinson mit 63,6 % bzw. 77,6 %, die für OS für alle Patient:innen mit 49,8 %.
Ein CRS erlitten 63 % der Erkrankten. Dieses trat häufig während der initialen Glofatimab-Dosen auf und erreichte meist nur eine geringe Intensität (Grad 1: 47,4 %; Grad 2: 11,7 %). Rund ein Viertel der Betroffenen erhielt Kortikosteroide und etwa jeder Dritte Tocilizumab. Ereignisse, die einem Immuneffektor-Zell-assoziierten Neurotoxizitäts-Syndrom (ICANS) entsprachen, gab es bei 7,8 % der Teilnehmenden, aber nur jedes Dritte davon erreichte mindestens den Grad 3. Therapiebedingte Todesfälle registrierten die Autor:innen nicht. 9,1 % mussten die Medikation aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen.
Glofitamab sei für diese schwierig zu behandelnden Erkrankten eine hoch wirksame Substanz, resümierte Prof. Dickinson, und könne damit als vielversprechende neue Therapieoption gelten – selbst wenn die Betroffenen vorher bereits CAR-T-Zellen erhalten haben.
Quelle: Dickinson M et al. EHA2022 Congress; Abstract S220
EHA2022 Congress
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