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Die BCMA-Reise geht weiter

Gegen BCMA gerichtete Substanzen sind in der Behandlung des rezidivierten/refraktären Multiplen Myeloms auf dem Vormarsch. Auf dem diesjährigen EHA-Kongress wurden Ergebnisse zu neuen Wirkstoffen präsentiert – unter anderem zu CT103A-CAR-T-Zellen und REGN5458, einem bispezifischen Antikörper.
CT103 – ein neues CAR-T-Zell-Produkt
Dr. Di Wang, Huazhong University of Science and Technology, Wuhan, stellte ein Update der Phase-1/2-Studie FUMANBA-1 nach einem medianen Follow-up von neun Monaten vor. Darin prüften er und seine Kolleg:innen CT103A, ein humansiertes Anti-BCMA-CAR-T-Zell-Konstrukt der zweiten Generation. Vorherige Ergebnisse deuteten bereits auf eine vielversprechende Aktivität und ein gutes Sicherheitsprofil bei Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem Multiplem Myelom hin.
In der aktuellen Analyse erwies sich die Behandlung noch immer als effektiv: Die Gesamtansprechrate (ORR) betrug 94,9 %, darunter erzielten 68,4 % der Teilnehmenden ein komplettes/stringentes Ansprechen (CR/sCR). 92,4 % waren MRD-negativ, wobei der Median der MRD-Negativität nicht erreicht wurde. 75 % der Personen mit vorangegangener CAR-T-Zell-Therapie und alle Patient:innen mit extramedullärer Erkrankung sprachen an. Das mediane PFS wurde nur in der Gruppe erzielt, die bereits zuvor CAR-T-Zellen erhalten hatte, und betrug hier 7,5 Monate. 94,9 % der Betroffenen entwickelten nach median sechs Tagen ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS), das median fünf Tage anhielt. Unter ICANS* litten 2,5 %. Die häufigsten behandlungsbedingten Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 umfassten hämatologische Toxizitäten wie Neutropenie (82,3 %), Thrombozytopenie (59,5 %) und Lymphozytopenie (58,2 %). 16,5 % entwickelten Anti-Drug-Antikörper. In 53,3 % der Fälle waren die CAR-T-Zellen noch nach zwölf Monaten im peripheren Blut nachweisbar.
Die Ergebnisse der FUMANBA-1-Studie weisen auch nach einem längeren Follow-up auf eine Effektivität und ein günstiges Sicherheitsprofil von CT103A hin, resümierte der Referent. Sogar Patient:innen mit vorangegangener BCMA-CAR-T-Zell-Therapie oder extramedullärer Erkrankung scheinen zu profitieren.
FUMANBA-1-Studiendesign
Eingeschlossen waren 79 BCMA-positive Teilnehmende, die zuvor mindestens drei Anti-Myleom-Behandlungen (median fünf) erhalten hatten und gegenüber der letzten Therapielinie refraktär waren. Sie erhielten CT103A in einer Dosierung von 1 x 106 CAR-T-Zellen/kgKG. 34,2 % der Erkrankten wiesen eine Hochrisiko-Zytogenetik und 12,7 % eine extramedulläre Erkrankung auf. 15,2 % hatten zuvor bereits eine gegen BCMA-gerichtete CAR-T-Zell-Therapie erhalten.
REGN5458 – ein neuer bispezifischer Antikörper
Auch für die bispezifischen Antikörper geht die Reise weiter. Prof. Dr. Joshua Richter von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, präsentierte eine aktuelle Phase-1-Studie zu REGN5458, einem gegen BCMA und CD3 gerichteten Konstrukt, dessen Sicherheit und Effektivität bei Personen mit rezidivierter/refraktärer Erkrankung geprüft wurde. Die 73 Teilnehmenden im medianen Alter von 64 Jahren hatten zuvor median fünf Therapielinien erhalten (Range 2–17). 38 % waren penta- und 90 % gegenüber der letzten Linie refraktär. 18 % wiesen eine Hochrisiko-Zytogenetik auf.
Die ORR unterschied sich je nach verwendeter Dosierung und reichte von 29 % (3–12 mg) bis hin zu 75 % (200–800 mg). In der Gesamtkohorte betrug sie 51 %, wobei 85 % der ansprechenden Erkrankten mindestens eine VGPR** und 43 % eine CR aufwiesen. Die mediane Dauer des Ansprechens wurde nicht erreicht.
Nebenwirkungen waren häufig hämatologischer Natur und meist nur vom Grad 1/2. Die Forschenden stellten dosislimitierende Toxizitäten bei zwei Personen fest, die maximal tolerierbare Dosis wurde jedoch nicht erreicht. ICANS vom Schweregrad 2 erlitten drei Patient:innen (4 %). Fünf Erkrankte starben: drei aufgrund einer Sepsis, einer wegen COVID-19 und einer aufgrund einer Pneumonie. Alle Todesfälle waren aber nicht auf das Studienmedikament zurückzuführen, betonte Prof. Richter. Ein CRS entwickelten 38 % der Betroffenen, das median 14,7 Stunden anhielt und meist nur den Schweregrad 1 erreichte. Nur drei Personen erlitten ein CRS vom Grad 2. Einen Zusammenhang zwischen CRS und Dosis gab es nicht.
Die Behandlung mit REGN5458 führte zu einem frühen, tiefen und dauerhaften Ansprechen bei Patient:innen mit rezidiviertem/refraktärem Multiplem Myelom, resümierte der Referent. Das Sicherheitsprofil bezeichnete er als akzeptabel. Die Ergebnisse würden die Weiterentwicklung der Therapie mit dem bispezifischen Antikörper stützen, für die Phase 2 werden zurzeit Teilnehmende rekrutiert.
* Immun-Effektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom
** sehr gute partielle Remission
Kongressbericht: EHA2022 Congress
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