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Therapiearsenal erweitern
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Die Standardbehandlung des Multiplen Myeloms umfasst die Verabreichung von immunmodulatorischen Wirkstoffen, Proteasom-Inhibitoren und Anti-CD38-Antikörpern. Die Aussichten für Erkrankte, die nach einer Therapie mit diesen Wirkstoffen einen Progress erleiden, sind ungünstig. BCMA stellt ein vielversprechendes neues Ziel für die Behandlung dar.
Forschende um Prof. Dr. Philippe Moreau, University Hospital Hôtel-Dieu, Nantes, prüften in einer Phase-1/2-Studie jetzt Sicherheit und Wirksamkeit von Teclistamab (s. Kasten) bei 165 stark vorbehandelten Personen mit rezidivierter oder refraktärer Erkrankung, die im Vorfeld mindestens drei Therapielinien durchlaufen hatten; darunter befanden sich auch Patient:innen, die mit einem immunmodulatorischen Medikament, einem Proteasom-Inhibitor und einem Anti-CD38-Antikörper behandelt worden waren.
Angriff von zwei Seiten
Teclistamab ist ein bispezifischer Antikörper, der sowohl an CD3 auf der Oberfläche von T-Zellen als auch an BCMA auf Myelomzellen bindet. So vermittelt die Substanz die Aktivierung von T-Zellen und die anschließende Lyse von BCMA-exprimierenden Myelomzellen.
Die Teilnehmenden erhielten einmal pro Woche eine subkutane Injektion Teclistamab in einer finalen Dosis von 1,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Als primären Endpunkt hatten die Autor:innen das Gesamtansprechen (mindestens partielles Ansprechen) definiert. 77,8 % der Betroffenen wiesen eine dreifach refraktäre Erkrankung auf. Im Median hatten die Patient:innen fünf Therapielinien hinter sich.
Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 14,1 Monaten betrug die Gesamtansprechrate 63 %. Dabei erreichten 65 Personen (39,4 %) mindestens ein komplettes Ansprechen (CR). 44 Teilnehmer:innen (26,7 %) waren MRD-negativ. In der Gruppe mit mindestens CR lag der Anteil der Betroffenen ohne MRD bei 46 %. Die mediane Dauer des Ansprechens betrug 18,4 Monate und die mediane Dauer des progressionsfreien Überlebens 11,3 Monate.
Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen zählte unter anderem das Zytokin-Freisetzungssyndrom, das bei 72,1 % der Teilnehmenden (Grad 3: 0,6 %) auftrat. Darüber hinaus litten 70,9 % unter einer Neutropenie (Grad 3/4: 64,2 %), 52,1 % unter einer Anämie (Grad 3/4: 37 %) und 40 % unter einer Thrombozytopenie (Grad 3/4: 21,2 %). Infektionen waren mit einer Rate von 76,4 % (Grad 3/4: 44,8 %) häufig. 24 Personen (14,5 %) entwickelten neurotoxische Ereignisse, darunter fünf (alle Grad 1 oder 2) ein Immuneffektorzellen-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom.
Nach Einschätzung der Studienautor:innen spricht die hohe Rate von tiefem und dauerhaftem Therapieansprechen bei stark vorbehandelten Erkrankten für das Potenzial von Teclistamab, einer breiteren Patient:innenpopulation einen erheblichen klinischen Nutzen zu bieten. Toxische Wirkungen wurden zwar häufig beobachtet, doch sie waren hauptsächlich schwach ausgeprägt und reversibel.
Quelle: Moreau P et al. N Engl J Med 2022; DOI: 10.1056/NEJMoa2203478
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