Mantelzell-Lymphom: Proteasominhibitor einwechseln

Josef Gulden

Am häufigsten starben Patienten an einer Progression ihrer Lymphom-Erkrankung. Am häufigsten starben Patienten an einer Progression ihrer Lymphom-Erkrankung. © Wikimedia/Nephron (CC BY-SA 3.0)

Die Einführung des Proteasominhibitors Bortezomib in die Immunchemotherapie kann beim Mantelzell-Lymphom auch das Gesamtüberleben substanziell verlängern. Dies machen Langzeitdaten der Phase-III-Zulassungsstudie LYM-3002 deutlich.

Bei jüngeren, fitten Patienten wird das Mantelzell-Lymphom in der Erstlinie mit einer Hochdosistherapie und nachfolgender autologer Stammzelltransplantation behandelt. Ältere und weniger fitte Patienten erhalten wiederum eine Immunchemotherapie. Mit herkömmlichen Therapiemodalitäten wie dem Immunchemotherapieprotokoll – bestehend aus dem CD20-Antikörper Rituximab und einer Kombinationschemotherapie aus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison (R-CHOP) – lag das progressionsfreie Überleben bei median 16,6 Monaten. Das Gesamtüberleben lag zwischen vier und fünf Jahren. Auf Basis der LYM-3002-Studie wurde ein modifiziertes Regime zugelassen, in dem das Vincristin aus dem R-CHOP-Regime gegen den Proteasominhibitor Bortezomib ausgetauscht worden war (VR-CAP).

Einflussreiche Ergebnisse

2015 wurden die ersten Ergebnisse der globalen LYM-3002-Studie publiziert, in der R-CHOP mit einem modifizierten Regime verglichen wurde. In diesem Schema wurde das Vincristin gegen den Proteasominhibitor Bortezomib ausgetauscht (VR-CAP). Nach dem Urteil der Prüfärzte war das progressionsfreie Überleben unter VR-CAP beinahe doppelt so lang wie unter R-CHOP (median 30,7 vs. 16,1 Monate; Hazard Ratio 0,51; p < 0,001). Aufgrund dieser Ergebnisse wurde VR-CAP sowohl in den USA als auch in Europa zugelassen und hat dort mittlerweile R-CHOP weitgehend ersetzt.

Nun haben die Autoren die finale Analyse vor allem des Gesamtüberlebens vorgestellt. Die Studie wurde in insgesamt 128 Zentren in 28 Ländern in Asien, Europa, Nord- und Südamerika durchgeführt. Eingeschlossen waren 487 Patienten mit neu diagnostiziertem Mantelzell-Lymphom der Stadien II–IV, die nicht für eine Stammzelltransplantation infrage kamen. Sie wurden randomisiert, sechs oder acht Zyklen VR-CAP oder R-CHOP zu bekommen, und nach IPI-Score und Krankheitsstadium stratifiziert. Primärer Endpunkt der finalen Analyse, die mit 268 Patienten (140 in der VR-CAP- und 128 in der R-CHOP-Gruppe) durchgeführt wurde, war das Gesamtüberleben nach dem Intention-to-treat-Prinzip.

Gesamtüberleben steigt auf mehr als sieben Jahre

Nach median 82 Monaten, also fast sieben Jahren Nachbeobachtungszeit, war VR-CAP beim Gesamtüberleben mit median 90,7 Monaten dem alten Standard (55,7 Monate) deutlich überlegen: Das entspricht einer Verlängerung des Überlebens um beinahe drei Jahre und einer relativen Reduktion des Mortalitätsrisikos um ein Drittel (Hazard Ratio 0,66; p = 0,001). Gegenüber der Primäranalyse wurden drei neue unerwünschte Nebenwirkungen registriert: Im VR-CAP-Arm ein Adenokarzinom der Lunge und ein Magenkarzinom, beide vom Schweregrad 4, und eine Pneumonie vom Grad 2 im R-CHOP-Arm. 103 Patienten im VR-CAP-Arm (42 %) und 138 im R-CHOP-Arm (57 %) waren verstorben, am häufigsten an einer Progression ihrer Lymphom-Erkrankung. Diese Daten bestätigen mit einer Überlebensverlängerung um fast drei Jahre eindrucksvoll den Benefit von Bortezomib im VR-CAP-Regime zur Erstlinientherapie des Mantelzell-Lymphoms. Bezüglich der Toxizität gibt es seit der vorherigen Analyse keine neuen Erkenntnisse; Nebenwirkungen waren vorhersagbar und gut handhabbar. Diese Daten, so die Autoren, bieten eine Basis für die Testung weiterer Kombinationen des Proteasominhibitors mit anderen neuen Substanzen in dieser Indikation.

Quelle: Robak T et al. Lancet Oncol 2018; 19: 1449-1458

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Am häufigsten starben Patienten an einer Progression ihrer Lymphom-Erkrankung. Am häufigsten starben Patienten an einer Progression ihrer Lymphom-Erkrankung. © Wikimedia/Nephron (CC BY-SA 3.0)