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Mantelzell-Lymphom: ZNS-Rezidive sprechen auf BTK-Inhibitor an

Rezidive sind beim Mantelzell-Lymphom generell häufig, aber im Zentralnervensystem (ZNS) nur äußerst selten anzutreffen. Aufgrund dieser Tatsache gibt es bis heute keinen Therapiestandard und konventionelle Behandlungsstrategien gehen mit medianen Überlebenszeiten von weniger als einem halben Jahr einher.
Der BTK-Inhibitor Ibrutinib hat sich als liquorgängig erwiesen, ist zur Therapie des rezidivierten oder refraktären Mantelzell-Lymphoms zugelassen und hat in kleinen Fallserien auch Wirkung bei intrakraniellem Befall gezeigt. Die italienische Lymphom-Studiengruppe und das Europäische Mantelzell-Lymphom-Netzwerk sammelten deshalb 84 Fallberichte von Patienten mit dokumentierten ZNS-Rezidiven und analysierten diese retrospektiv.
Wie Chiara Rusconi, Universität Mailand, berichtete, hatten 58 der Patienten eine konventionelle Standardtherapie erhalten, während die übrigen 26 mit Ibrutinib behandelt worden waren. Bezüglich Alter, Histologie, MIPI-Score, Anzahl der Vortherapien und Zeit von der initialen Diagnose bis zum ZNS-Rezidiv ähnelten sich die Gruppen. Die Rezidivbehandlung bestand im Standardarm aus:
- Rituximab und einer liquorgängigen Komponente (hoch dosiertes Methotrexat alleine oder kombiniert mit hoch dosiertem Cytarabin bzw. ifosfamidbasierter Therapie; 48 %),
- Rituximab plus Bendamustin (11 %),
- einer intrathekalen Chemotherapie (29 %) oder
- einer Strahlentherapie (12 %).
Bei etwa 68 % der Patienten war eine intrathekale Therapie Teil der Behandlung. Die Patienten der Ibrutinibgruppe erhielten den BTK-Inhibitor mit 560 mg/d bis zum Auftreten einer Progression oder von Toxizität, in knapp der Hälfte der Fälle parallel zu einer Chemotherapie.
Für 79 der 84 Patienten konnte das Ansprechen beurteilt werden: Die Gesamtansprechrate lag unter Ibrutinib bei 72 %, mit der Standardtherapie bei 39 %. Dabei war die Komplettremissionsrate durch den BTK-Inhibitor mehr als verdoppelt (42 % vs. 17 %). Bei den Personen, die im Rahmen der Standardbehandlung eine liquorgängige Substanz erhalten hatten, lagen die Werte mit 46 % Gesamtansprechen und 22 % Komplettremissionen nur geringfügig höher, erwähnte die Referentin. Der Unterschied zum Ibrutinibarm war bei den Komplettremissionen statistisch signifikant (42 % vs. 22 %; p = 0,02). Gleiches gilt für die Differenz bei den Ein-Jahres-Raten zum Gesamtüberleben (61 % vs. 16 %; Hazard Ratio 0,29; p < 0,001). Letzteres traf auch zu, wenn nur Standardprotokolle mit liquorgängigen Medikamenten berücksichtigt wurden (59 % vs. 25 %; HR 0,39; p = 0,011). Eine intrathekale Therapie brachte in keinem der beiden Arme einen zusätzlichen Nutzen.
Die Expertin resümierte: Es handelt sich um die erste größere Kohortenstudie mit diesem schwierig zu behandelnden Kollektiv, in der deutliche Vorteile für eine ibrutinibhaltige Therapie nachgewiesen wurden. Natürlich müsse einschränkend beachtet werden, dass es sich um Untersuchungen retrospektiver Natur handelt.
Quelle:
Rusconi C et al. EHA25 Virtual Congress; Abstract S229
EHA25 Virtual Congress
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