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Mantelzell-Lymphom: Chemotherapiefreie Dreierkombination wird erprobt

Die Erstlinie des Mantelzell-Lymphoms umfasst bisher bei jungen bzw. fitten Patienten meist eine intensive Chemotherapie, zum Teil gefolgt von einer autologen Stammzelltransplantation. Bei älteren bzw. weniger fitten Patienten kommen weniger toxische Regime wie Bendamustin oder CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison) zum Einsatz, kombiniert mit Rituximab.
In einer vorherigen Studie hatte die Kombination von Rituximab und Lenalidomid (R2) hohe Raten an Remissionen erzielt, die dauerhaft waren. Eine andere Untersuchung hatte bereits die Wirksamkeit des oralen Bcl-2-Inhibitors Venetoclax beim rezidivierten/refraktären Mantelzell-Lymphom demonstriert. Präklinische Daten sprechen zudem für einen Synergismus von Lenalidomid und Venetoclax. In einer laufenden Phase-1-Studie, die Professor Dr. Tycel Jovelle Philipps vom Rogel Cancer Center der Universität Michigan in Ann Arbor vorstellte, kombiniert sein Team deshalb alle drei Medikamente in der Erstlinie und prüft das Trio auf seine Effektivität und Sicherheit.
Trotz vieler schwerer Nebenwirkungen keine Abbrüche
Bislang erhielten 28 Patienten mit neu diagnostiziertem Mantelzell-Lymphom die drei Substanzen als Induktion für zwölf Monate. Lenalidomid wurde dabei mit 20 mg/d an Tag 1–21 von 28 eingesetzt und Venetoclax über vier Wochen auf 400 mg/d aufdosiert. Rituximab wurde im ersten Zyklus wöchentlich verabreicht (375mg/m²), danach alle vier Wochen. Die Erhaltung bestand aus Rituximab (alle zwei Monate) drei Jahre lang, Lenalidomid (10 mg/d) zwei Jahre und Venetoclax (400 mg/d) mindestens ein Jahr lang. Eine Transplantation wurde nicht durchgeführt, aber regelmäßig die minimale Resterkrankung (MRD) bestimmt.
Nach median 278 Tagen befanden sich 24 der 28 Teilnehmer noch in Behandlung. Venetoclax konnte bei allen auf 400 mg/d dosiert werden, ohne dass sich dosislimitierende Toxizitäten gezeigt hätten. Therapiebedingte Nebenwirkungen traten bei allen Patienten auf, bei 26 (93 %) erreichten sie zum Teil Grad 3 oder höher. Letztere waren am häufigsten Neutropenien (68 %) und Thrombozytopenien (50 %). Kein Teilnehmer hat bisher die Therapie wegen Toxizitäten abgebrochen.
92 % nach einem Jahr MRD-negativ
Nach zwölf Monaten wiesen alle 28 Patienten eine komplette radiographische Remission auf. In drei Fällen trat danach eine Progression auf, bei einem Betroffenen nach einer kompletten, bei einem anderen nach einer partiellen klinischen Remission, der dritte Patient starb. Alle diese Erkrankten mit späterer Progression hatten bereits zu Studieneintritt eine TP53-Mutation in ihren Lymphom-Zellen.
Bei allen Patienten wurde die MRD gemessen mit einer Empfindlichkeit von 10–6. Nach zwölf Monaten waren 26 von 28 Teilnehmern, also 92 %, MRD-negativ. Keiner davon hat bisher ein Rezidiv entwickelt.
Rekrutierung von Patienten mit TP53-Mutation gestoppt
Diese chemotherapiefreie Dreierkombination, so Prof. Phillips, scheint sicher und den vorläufigen Daten zufolge wirksam zu sein – selbst beim Vorliegen bestimmter Hochrisikofaktoren. Die Nebenwirkungen waren aufgrund der bekannten Toxizitätsprofile der drei Substanzen zu erwarten. Die Rekrutierung für die Studie läuft weiter, aber es werden keine Patienten mit TP53-Mutationen mehr eingeschlossen. Für diese und andere mit Hochrisiko-Merkmalen sollen modifizierte Protokolle entwickelt werden.
Quelle: Phillips TJ et al. 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell); Abstract 7505; DOI: 10.1200/JCO.2021.39.15_suppl.7505
Kongressbericht: 2021 ASCO Annual Meeting (virtuell)
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