Checkpoint-Blockade beim metastasierten Analkarzinom vielversprechend

Josef Gulden

Invasive Analkarzinome werden durch die HPV-Proteine E6 und E7 getriggert. Invasive Analkarzinome werden durch die HPV-Proteine E6 und E7 getriggert. © fotolia/Kateryna_Kon

Da mehr als 90 % aller Analkarzinome mit einer Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) assoziiert sind, lag der Gedanke an eine der modernen Immuntherapien nahe. Bei metastasierten und fortgeschrittenen Tumoren testeten US-amerikanische Kollegen daher nun den PD-1-Antikörper Nivolumab in einer multizentrischen Phase-II-Studie.

Plattenepithelkarzinome des Analkanals sind selten – mit allerdings weltweit steigender Inzidenz. Durch eine Chemoradiotherapie sind die Tumoren in aller Regel heilbar, solange sie lokal begrenzt sind. Jeder vierte Patient entwickelt aber Fernmetastasen. Für dieses Stadium der Krankheit gibt es bislang keine allgemein akzeptierte Therapie. Eine neue Option, insbesondere bei HPV-assoziierten Tumoren könnten PD-1-Inhibitoren sein.

In zehn Zentren in den USA wurden daher für diese einarmige Phase-II-Studie insgesamt 37 Patienten mit therapierefraktärem, metastasiertem Plattenepithelkarzinom des Anus rekrutiert und mit dem PD-1-Inhibitor Nivolumab in einer Dosierung von 3 mg/kg alle zwei Wochen behandelt. Etwa ein Viertel der Studienteilnehmer (neun Patienten) sprach nach den RECIST-Kriterien, Version 1.1, an, zwei davon mit einer Komplett­remission.

Warum Immuncheckpoint-Inhibitoren beim Analkarzinom?

Die Transformation des Plattenepithels in ein invasiv wachsendes Analkarzinom wird durch die HPV-Proteine E6 und E7 getriggert. Durch die Expression der viralen Onkoproteine werden die Tumorzellen zwar für das Immunsystem, insbesondere für tumorinfiltrierende Lymphozyten, erkennbar, aber das Virus induziert auch die Expression des PD-L1-Proteins auf der Oberfläche der Krebszellen. PD-L1 ist ein Ligand des PD-1-Checkpoint-Proteins auf T-Lymphozyten und kann durch Bindung an dieses die Aktivierung der T-Zellen sabotieren und dadurch die lokale Anti-Tumor-Antwort konterkarieren. Deshalb lag es nahe, PD-1-Antikörper, die schon bei einer Reihe von soliden Tumoren Wirksamkeit gezeigt haben, auch beim Analkarzinom zu testen.

Das mediane progressionsfreie Überleben liegt bei 4,1 Monaten, aber einzelne Patienten werden bereits bis zu einem Jahr fortwährend behandelt. Es traten keine schweren Nebenwirkungen auf. An Grad-3-Toxizitäten wurden zweimal eine Anämie und je einmal Fatigue, Hautausschlag und eine Hypothyreo­se registriert.

Jeder vierte Patient mit Analkarzinom erleidet Fernmetastasen

Historische Daten zum Überleben bei diesem Tumor sind spärlich: Für die palliative Chemotherapie wurde in einer Fallserie retrospektiv eine mediane Überlebensdauer von 17 Monaten ab Diagnose des metastasierten Stadiums berichtet. Die mediane Gesamtüberlebensdauer in der vorliegenden Studie lag bei 11,5 Monaten. Aber dabei ist zu berücksichtigen, dass die Patienten hier bereits stark vorbehandelt waren: Sie hatten im Median zwei Therapie­linien erhalten, 32 waren mit einer platinhaltigen Chemotherapie, 31 auch mit Strahlentherapie behandelt worden. Interessanterweise hatten an dieser Studie auch zwei Patienten mit HIV-Infektion teilgenommen, die ein besonders hohes Risiko für ein Analkarzinom aufweisen. Einer von ihnen reagierte mit einer partiellen Remission und bei keinem der beiden Patienten kam es zu Toxizitäten vom Grad 3 oder 4. Der frühere Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren sollte noch bessere Ergebnisse zeitigen, so die Vermutung. Dies muss natürlich in weiteren Studien – möglichst randomisiert – überprüft werden. Die Autoren empfehlen, in solche Studien zur Immuntherapie des Analkarzinoms auch HIV-positive Patienten einzuschließen.

Morris VK et al. Lancet Oncol 2017; 18: 446–453

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Invasive Analkarzinome werden durch die HPV-Proteine E6 und E7 getriggert. Invasive Analkarzinome werden durch die HPV-Proteine E6 und E7 getriggert. © fotolia/Kateryna_Kon