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CIN als Gefahrenquelle

Im Gegensatz zum Darmkrebs steigt die Inzidenz des Analkarzinoms in Deutschland – und das auch unter den Frauen, berichtete PD Dr. Hartmut Schäfer von der Pan Klinik, Köln.1 Nach den Krebsregisterdaten betrug die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate im Jahr 1999 etwa 1,3/100.000 Frauen und stieg bis 2018 auf 2,4/100.000.2 Etwa 90 % der Analtumoren lassen sich auf eine HPV-Infektion zurückführen. Wer eine zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) aufweist oder schon einmal an einem Zervixkarzinom erkrankt ist, hat entsprechend auch ein erhöhtes Risiko für anale intraepitheliale Neoplasien (AIN), betonte Dr. Schäfer.
In einer Studie wurden Frauen ≥ 40 Jahre mit CIN oder Zervixkarzinom in der Vorgeschichte untersucht.3 12,5 % wiesen auch hochgradige intraepitheliale Neoplasien des Plattenepithels am Anus auf, niedriggradige fanden sich sogar bei fast jeder fünften Teilnehmerin (19,8 %). Etwa ein Drittel der Patientinnen mit abnormer Zytologie hatte nach dem Biopsiebefund auch eine AIN.
CIN als Risikofaktor
Um diese Ergebnisse in einer eigenen Kohorte zu bestätigen, werteten Dr. Schäfer und sein Team alle Frauen aus, die sich zwischen 2017 und 2022 in seiner Praxis zum Ausschluss einer analen Neoplasie vorgestellt hatten. Sie wiesen eine vorbekannte zervikale Neoplasie, AIN oder HPV-Risikovariante auf. 17 der 30 Patientinnen (56,7 %) mit CIN in der Vorgeschichte hatten eine AIN, was die Bedeutung von CIN als Risikofaktor bestätigt. Ein Zusammenhang mit anderen bekannten Risikofaktoren für AIN wie junges Alter zum Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs und Rauchen fand sich nicht.
Der Referent empfahl, bei allen über 40-jährigen Frauen mit CIN3 oder Zervixkarzinom in der Vorgeschichte einen Analabstrich zu nehmen und Zytologie und HPV-Testung durchzuführen. Im Falle eines positiven Nachweises sollten in einem spezialisierten Zentrum eine hochauflösende Anoskopie durchgeführt und Dysplasien behandelt werden. Liegt eine CIN3 vor, erfordert das eine lebenslange Kontrolle, ist Dr. Schäfer überzeugt. Ohne HPV-Risikovarianten sollte die anale Kontrolle alle zwei Jahre, im Falle von Hochrisikovarianten wie HPV16/18 jährlich erfolgen. AIN sind immer zu entfernen.
Die Therapie mit Argon-Plasma-Koagulation könne auch in kurzen Abständen wiederholt werden, betonte der Experte. Meist sind die Patientinnen am nächsten Tag schon wieder arbeitsfähig. Wichtig sei, nicht zu invasiv vorzugehen, um den Analkanal nicht zu verletzen. Daher sollte man AIN in der Regel nicht exzidieren. Als Alternative zur Argon-Plasma-Koagulation können intraanales Imiquimod, Trichloressigsäure oder 5-Fluorouracil zum Einsatz kommen.
Quellen:
1. Schaefer H. 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress. Vortrag: „Anale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bei HIV-negativen Frauen welche Risikogruppen gibt es?“
2. www.krebsdaten.de/analkrebs
3. Wohlmuth C et al. Cancer Cytopathol 2021; 129: 140-147; DOI: 10.1002/cncy.22360
49. Deutscher Koloproktologen-Kongress
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