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Retifanlimab macht einen Unterschied

Durch Carboplatin plus Paclitaxel wird bei Patient:innen mit rezidiviertem oder metastasiertem Analkarzinom nur ein progressionsfreies Überleben von etwa acht Monaten erreicht, erklärte Dr. Sheela Rao vom Royal Marsden Hospital in London.1 Nach den von ihr vorgestellten Ergebnissen der Phase-3-Studie POD1UM-303/InterAACT2 verlängert der gegen PD1 gerichtete Antikörper Retifanlimab zusätzlich zur Chemotherapie das mPFS um etwa zwei Monate und könnte auch das Potenzial haben, sich positiv auf das Gesamtüberleben auszuwirken.
An der Studie nahmen 308 Erkrankte mit lokal rekurrenten oder metastasierten inoperablen Plattenepithelkarzinomen des Analkanals teil, die bislang wegen dieser Erkrankung noch keine Chemotherapie erhalten hatten. Sie bekamen sechs Monate Carboplatin plus Paclitaxel in Standarddosis und zusätzlich randomisiert entweder Retifanlimab (500 mg alle vier Wochen über zwölf Monate) oder Placebo (Kontrollarm). Mehr als 80 % der Teilnehmenden beider Studienarme hatten eine metastasierte Erkrankung, etwa 90 % wiesen eine PD-L1-Expression von ≥ 1 % auf.
Retifanlimab zeigt vielversprechende Ergebnisse
Der primäre Endpunkt der Studie, das mPFS gemäß der Beurteilung eines unabhängigen Gremiums, betrug mit Retifanlimab plus Chemotherapie 9,3 Monate, mit Placebo plus Chemotherapie 7,4 Monate (HR 0,63; 95%-KI 0,47–0,84; p = 0,0006). Die Ergebnisse zum OS waren zum Zeitpunkt der Datenauswertung noch nicht reif, betonte die Referentin. Eine vorläufige Auswertung belegte einen Trend zu einem längeren medianen Gesamtüberleben im Retifanlimab-Arm verglichen zum Kontrollarm (29,2 Monate vs. 23,0 Monate; HR 0,70; 95%-KI 0,49–1,01; p = 0,0273). Aus Letzterem hatten 69 Patient:innen nach Progress der Erkrankung zur Prüfmedikation gewechselt (Crossover). Wurde dafür adjustiert, vergrößerte sich der Unterschied im medianen OS zwischen Retifanlimab- und bereinigter Kontrollgruppe (29,2 Monate vs. 19,1 Monate; HR 0,63; 95%-KI 0,44–0,90; p = 0,0055).
Der Checkpointinhibitor erhöhte im Vergleich zum Placebo sowohl die objektive Ansprechrate (56 % vs. 44 % in der Kontrollgruppe) als auch die Rate eines Komplettansprechens (22 % vs. 14 %). Eine Krankheitskontrolle erreichten mit Immuntherapie 87 % der Erkrankten, ohne CPI 80 %. Die mediane Dauer eines Ansprechens betrug mit Retifanlimab plus Chemotherapie 14,0 Monate und mit Placebo plus Chemotherapie 7,2 Monate.
Die Toxizität der Behandlung entsprach anderen Regimen aus Zytostatika und CPI, sagte Prof. Rao. Eine Kombination mit Retifanlimab plus Chemotherapie führte zu mehr unerwünschten Ereignissen (UE) vom Grad ≥ 3 als die Chemotherapie alleine (83,1 % vs. 75,0 %). Dies galt auch für weitere Parameter:
- schwerwiegende UE 47,4 % vs. 38,8 %
- immunassoziierte UE 46,1 % vs. 23,7 %
- toxizitätsbedingte Therapieabbrüche 11% vs. 2,6 %
Die Gabe der Chemotherapie wurde im Retifanlimab-Arm nicht durch die Antikörperinfusionen beeinträchtigt. Zum Zeitpunkt der vorgestellten Auswertung erhielten 58,4 % der Behandelten weiter den PD1-Inhibitor.
Prof. Dr. Dominik Paul Modest von der Charité – Universitätsmedizin Berlin stimmte in seiner Diskussion der Ergebnisse zu, dass Retifanlimab plus Carboplatin und Paclitaxel ein neuer SoC beim fortgeschrittenen und metastasierten Analkarzinom werden sollte.2 Der Diskutant wartet aber noch auf Subgruppenanalysen, z. B. hinsichtlich des PD-L1-Status oder des Krankheitsstadiums, sowie auf Vergleichsdaten zu anderen Regimen.
Quellen:
1. Rao S et al. ESMO Congress 2024; LBA2
2. Modest DP. ESMO Congress 2024; Invited Discussant LBA2
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