Hypertherme intraperitoneale Chemo wirksam beim Ovarialkarzinom

Josef Gulden

Dieses beidseitige Ovarialkarzinom wurde bei einer Laparotomie entdeckt. Dieses beidseitige Ovarialkarzinom wurde bei einer Laparotomie entdeckt. © wikipedia/Ed Uthman

Der Standard beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom besteht in einer maximalen operativen Zytoreduktion in Verbindung mit sechs Zyklen einer Carboplatin-­Paclitaxel-Chemotherapie. Nun wurde in einer Phase-III-Studie die Wirksamkeit einer zusätzlichen, unter hyperthermischen Bedingungen gegebenen, intraperitonealen Chemotherapie geprüft.

Eine erhöhte Temperatur hat verschiedene Auswirkungen auf die Chemotherapie: Neben einer verbesserten Penetration der Oberfläche des Peritoneums wird die Sensitivität der Krebszellen gesteigert. Außerdem induziert die erhöhte Temperatur die Apoptoserate der Tumorzellen, aktiviert Hitzeschockproteine, die als Rezeptoren für natürliche Killerzellen fungieren, und schließlich wird die Tumor-Angiogenese gehemmt. Die Machbarkeit einer hyperthermen intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) wurde bereits gezeigt und die vorliegende Phase-III-Studie diente nun dem Nachweis, dass sie die Wirksamkeit der Therapie als Ganzes steigert.

HIPEC erfolgt nach drei Zyklen Carboplatin

Eingeschlossen wurden 245 Patientinnen mit einem Karzinom von Ovar, Eileiter oder Peritoneum des FIGO-Stadiums III, die für eine neo­adjuvante Chemotherapie infrage kamen, weil ihre abdominelle Tumorlast für eine primäre Operation zu groß war oder bei denen eine vorangegangene Operation Tumorreste von mehr als einem Zentimeter Durchmesser hinterlassen hatte. Wer nach den ersten drei Zyklen Carboplatin (area under the curve 5–6 mg/mm/min) und Paclitaxel (175 mg/m2) nicht progredient war, konnte randomisiert werden, nach der folgenden zytoreduktiven Operation eine HIPEC zu erhalten oder nicht. Nach Abschluss der chir­urgischen Behandlung folgten die restlichen drei Zyklen Carboplatin/Paclitaxel.

Durchführung erfolgt am offenen Abdomen

Die HIPEC wurde am offenen Abdomen nach Ende des zytoreduktiven Eingriffs vorgenommen, indem man eine Kochsalzlösung mit Cisplatin (100 mg/m2) mittels Pumpen für 90 Minuten im Abdomen zirkulieren ließ, wobei die Lösung auf einer Temperatur von 40 °C gehalten wurde. Nach Ende der Prozedur wurde das Abdomen so vollständig wie möglich leergepumpt. Zum Schutz der Nieren wurde bei ausreichender Durchspülung außerdem Natriumthiosulfat gegeben.

Primärer Endpunkt war das rezidivfreie Überleben, wobei ein Rezidiv entweder radiologisch oder durch einen Wiederanstieg des CA-125-Tumormarkers diagnostiziert wurde. Hier erwies sich die Hyperthermie-Behandlung als effektiv mit einer Verlängerung des Medianwerts von 10,7 auf 14,2 Monate, was einer signifikanten Reduktion des Risikos für Rezidiv oder Tod um etwa ein Drittel entsprach (Hazard Ratio 0,66; p = 0,003). Das galt für alle untersuchten Subgruppen gleichermaßen, unabhängig von Alter, Histologie, chirurgischer Anamnese und primärer Ausdehnung der Erkrankung im Abdomen.

Bei einer medianen Nachbeob­achtungszeit von bislang 4,7 Jahren zeigte sich, dass die HIPEC-Therapie auch das Gesamtüberleben um median etwa ein Jahr verlängerte, nämlich von 33,9 auf 45,7 Monate (HR 0,67; p = 0,02). Diese Vorteile wurden nicht mit mehr Toxizität erkauft: Grad-3/4-Nebenwirkungen schlugen im Kontrollarm mit 25 % und im HIPEC-Arm mit 27 % zu Buche.

Hyperthermie ist klinisch relevant für Patienten

Die Hyperthermie hat in der Onkologie mittlerweile endgültig den Bereich des Obskuren verlassen und sich mit Studien wie der vorliegenden als realistische Therapieoption etabliert, mit der sich deutliche, statistisch signifikante und klinisch relevante Vorteile für Patienten erzielen lassen, kommentieren die Autoren.

Quelle: van Driel WJ et al. N Engl J Med 2018; 378: 230-240

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Dieses beidseitige Ovarialkarzinom wurde bei einer Laparotomie entdeckt. Dieses beidseitige Ovarialkarzinom wurde bei einer Laparotomie entdeckt. © wikipedia/Ed Uthman