Rezidiviertes Ovarialkarzinom: Weiterbehandlung mit Bevacizumab möglich

Josef Gulden

Mit der Anti-VEGF-Behandlung jenseits der Progression. Mit der Anti-VEGF-Behandlung jenseits der Progression. © iStock/mi-viri

Entwickeln Patientinnen mit Ovarialkarzinom ein Rezidiv, so profitieren sie scheinbar von einer erneuten Therapie mit Bevacizumab – auch, wenn sie damit bereits zuvor behandelt worden waren.

Der gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) gerichtete Antikörper Bevacizumab ist beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom in zwei Indikationen zugelassen, jeweils in Kombination mit einer Chemotherapie: in der Erstlinie oder für Patientinnen im Rezidiv, die vorher noch keine Anti-VEGF-Behandlung erhalten haben. Italienische Kollegen um Dr. S­andro Pi­gnata, IRCCS Fondazione G. Pascale, Neapel, prüften nun, ob letztere Einschränkung nicht fallengelassen werden kann. Dieses Konzept der „treatment beyond progression“ wird vor allem beim kolorektalen Karzinom propagiert.

Die Forscher schlossen in die Phase-3-Studie 406 Erkrankte aus 82 Zentren in Italien, Frankreich, der Schweiz und Griechenland ein. Die Teilnehmerinnen hatten auf eine platinbasierte Chemotherapie plus Bevacizumab mindestens sechs Monate lang angesprochen und dann ein Rezidiv entwickelt. Sie wurden daraufhin randomisiert, eine Carboplatin-basierte Doublette mit Paclitaxel, Gemcitabin oder pegyliertem liposomalem Doxorubicin alleine oder in Kombination mit Bevacizumab zu erhalten. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).

Das Risiko für Progression oder Tod wurde durch die erneute Bevacizumab-Behandlung etwa halbiert. Die mediane PFS-Dauer betrug 8,8 Monate in der Kontrolle und 11,8 Monate im Prüfarm (Hazard Ratio 0,51; 95%-KI 0,41–0,65; p < 0,0001). 33 % vs. 39 % der Frauen starben. Hinsichtlich des Gesamtüberlebens gab es damit keinen signifikanten Unterschied, schreiben die Wissenschaftler. Zwei Todesfälle unter der alleinigen Chemotherapie und einen unter der Kombination führten die Kollegen auf die Behandlung zurück.

Die häufigsten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4 im Kontroll- versus Verumarm umfassten einen Hypertonus (10 % vs. 29 %), eine Neutropenie (41 % vs. 40 %) und eine Thrombozytopenie (22 % vs. 30 %).

Das Fazit der Autoren: In Patientinnen mit rezidiviertem platinsensitivem Ovarialkarzinom verbessert eine Fortsetzung der Bevacizumab-Behandlung in Kombination mit einer Chemotherapie nach Progression das PFS. Die Strategie könne daher in der klinischen Praxis in Erwägung gezogen werden. Zugelassen ist sie bislang aber nicht.

Quelle: Pignata S et al. Lancet Oncol 2021; 22: 267–276; DOI: 10.1016/S1470-2045(20)30637-9

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