Ovarialkarzinom: PARP-Inhibitor auch bei Heterozygotie-Verlust effektiv

Josef Gulden

Der PARP-Inhibitor könnte bei rezidiviertem Ovarialkarzinom breiter eingesetzt werden. Der PARP-Inhibitor könnte bei rezidiviertem Ovarialkarzinom breiter eingesetzt werden. © iStock/magicmine

Der PARP-Inhibitor Rucaparib hat in der Therapie des vorbehandelten platinsensitiven Ovarialkarzinoms mit BRCA-Mutation Wirkung gezeigt. Nun wurde deutlich, dass eine solche Mutation keine zwingende Voraussetzung sein muss, um mit einer Rucaparib-Erhaltungstherapie das progressionsfreie Überleben zu verlängern.

Die meisten Patientinnen mit Ovarialkarzinom im fortgeschrittenen Stadium zeigen auf eine initiale platinbasierte Chemotherapie ein Ansprechen, auf das aber in der Regel nach einiger Zeit ein Rezidiv folgt. Wenn dieses Rezidiv wieder auf eine Platintherapie anspricht, erhalten die Patientinnen heute regelmäßig als Erhaltungstherapie einen Inhibitor der Poly(ADP-Ribose-)Polymerase (PARP), mit dem das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant verlängert werden kann.

Der PARP-Inhibitor Rucaparib ist in den USA bereits für die Erhaltungstherapie bei Vorliegen einer BRCA-Mutation zugelassen. In einer der relevanten Studien hatte Rucaparib aber nicht nur bei Vorliegen dieser Mutationen ein Ansprechen erbracht, sondern auch bei Tumoren mit BRCA-Wildtyp, die einen Verlust an Heterozygotie aufweisen. Das ist wiederum ein Marker für einen Defekt in der homologen Rekombination, bei dem PARP-Hemmer ebenfalls wirksam sind.

Heterozygotie-Verlust unter die Lupe genommen

In der Phase-III-Studie ARIEL3 sollte deshalb noch einmal getestet werden, wie wirksam und sicher Rucaparib als Erhaltungstherapie nach einem Ansprechen auf eine platinbasierte Therapie in der Zweit- oder einer höheren Therapielinie ist. Ein besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, wie sich der Grad eines Heterozygotie-Verlusts (LOH) auf die Sensitivität gegenüber dem PARP-Inhibitor auswirkt.

In die Studie wurden 564 Patientinnen mit Ovarial-, primär peritonealem oder Tubenkarzinom eingeschlossen, die auf eine platinbasierte Chemotherapie mit mindestens einer partiellen Remission angesprochen hatten. Sie wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert, in doppelblinder Manier zweimal täglich 600 mg Rucaparib oral oder Placebo zu erhalten.

Primärer Endpunkt war das von den Prüfärzten attestierte PFS. Dieses wurde zunächst nur für die Patientinnen mit BRCA-Mutationen, dann für die mit defekter homologer Rekombination (BRCA-Mutationen oder BRCA-Wildtyp bei gleichzeitigem hohem Heterozygotie-Verlust) und schließlich für die gesamte Intention-to-treat-Population bestimmt.

Bei den Patientinnen mit mutierten BRCA-Genen konnte Rucaparib – wie auch von anderen PARP-Inhibitoren bekannt – das PFS von median 5,4 auf 16,6 Monate verdreifachen (HR 0,23; p < 0,0001). Bei den Patientinnen mit Defekten der homologen Rekombination (­BRCA-Mutation oder starker LOH) war der Effekt etwas geringer, aber mit 13,6 vs. 5,4 Monaten immer noch sehr ausgeprägt (HR 0,32; p < 0,0001). In der Gesamtpopulation gab es eine Verdoppelung des medianen PFS von 5,4 auf 10,8 Monate (HR 0,36; p < 0,0001). Auch die Patientinnen mit BRCA-Wildtyp und niedriger LOH hatten einen gewissen Nutzen von Rucaparib: Mehr als 30 % von ihnen blieben mehr als ein Jahr progressionsfrei, während es im Placeboarm nur 5 % waren.

Nebenwirkungen steigen an

Durch die Behandlung bedingte Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher traten im Verumarm deutlich verstärkt auf (56 % vs. 15 %); am häufigsten waren dabei Anämien (19 % vs. 1 %) und Erhöhungen von Alanin- oder Aspartat-Aminotransferase (10 % vs. 0 %).

Die ARIEL3-Daten untermauern, dass Patientinnen mit Ovarialkarzinom und BRCA-Mutationen ebenso wie solche mit BRCA-Wildtyp und einem Defekt der homologen Rekombination nach einer platinbasierten Rezidivbehandlung stark von einer Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor Rucaparib profitieren, lautet das Fazit der Autoren. Aber auch bei fehlendem Defizit der homologen Rekombination sei ein gewisser Effekt zu sehen, sodass dieser Biomarker nicht ausreichend prädiktiv ist, um einen Nutzen der Therapie komplett auszuschließen.

Quelle: Coleman RL et al. Lancet 2019; 390: 1949-61

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