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Lymphknoten beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom nicht routinemäßig entfernen

Neben der Größe des postoperativen Residualtumors stellt die lymphatische Tumorausbreitung einen wichtigen Prognosefaktor des Ovarialkarzinoms dar. Angesichts dessen erfolgt in vielen Fällen im Rahmen des Primäreingriffs auch eine systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie.
Diese Strategie ist jedoch nur unzureichend durch prospektive Studien abgesichert, schreiben Wissenschaftler um Privatdozent Dr. Philipp Harter von der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie der Evang. Kliniken Essen-Mitte. Sie haben sich daher mit dieser Problematik im Rahmen der randomisierten LION*-Studie beschäftigt.
An der zwischen 2008 und 2012 durchgeführten Multicenterstudie nahmen 647 Patientinnen mit einem fortgeschrittenen, histologisch bestätigten epithelialen Ovarialkarzinom im FIGO-Stadium IIB-IV teil. Bei ihnen konnten alle makroskopischen Tumorabsiedlungen vollständig entfernt werden. Nach Eröffnung des Retroperitoneums stellten sich in allen Fällen die Lymphknoten klinisch unauffällig dar. Gemäß Randomisierung erfolgte bei etwa der Hälfte der Patientinnen eine systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie. In den übrigen Fällen wurde auf die Dissektion der Lymphabflusswege verzichtet.
In vielen Fällen wurde die Operation ausgeweitet
Kein Überlebensvorteil durch Lymphonodektomie
Die Studienendpunkte umfassten das Gesamtüberleben sowie das progressionsfreie Überleben. Ferner objektivierten die Wissenschaftler perioperative Komplikationen und erfassten die Lebensqualität der Patientinnen mithilfe des EORTC-Fragebogens QLQ-C30 sowie dessen Ovarialkarzinom-Modul QLQ-OV28. Das mediane Gesamtüberleben betrug nach Lymphonodektomie 65,5 und ohne diesen Eingriff 69,2 Monate (Hazard Ratio für Tod in der Lymphonodektomie-Gruppe: 1,06; 95%-KI 0,83–1,34; p = 0,65). Auch bezüglich des progressionsfreien Überlebens stellten die Forscher keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Studienarmen fest (25,5 Monate in beiden Gruppen; HR für Tod oder Progress in der Lymphonodektomie-Gruppe: 1,11; 95%-KI 0,92–1,34; p = 0,29). Allerdings ging die Ausweitung des Debulking-Eingriffs auf die Lymphabflusswege mit einer Reihe signifikanter Risiken einher:- Die mediane Operationsdauer verlängerte sich,
- die Transfusionshäufigkeit nahm zu und
- die lymphonodektomierten Patientinnen mussten nach der Operation häufiger intensivmedizinisch behandelt werden.
Experten raten von systematischer Entfernung ab
Makroskopisch tumorfreie Ovarialkarzinompatientinnen mit klinisch unauffälligen Lymphknoten profitieren hinsichtlich der Überlebensprognose nicht von einer systematischen Lymphonodektomie, schlussfolgern die Wissenschaftler. Im Gegenteil: Der Eingriff gehe mit einer erheblichen Morbidität einher.* Lymphadenectomy in Ovarian Neoplasms
Quelle: Harter P et al. N Engl J Med 2019; 380: 822-832
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