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Paradigmenwechsel beim Ovarialkarzinom?

Das fortgeschrittene Ovarialkarzinom ist weltweit eine der häufigsten tumorbedingten Todesursachen bei Frauen. Grund dafür ist neben der meist späten Diagnose das häufige Versagen der Erstlinie. „Bis zu 85 % aller Patientinnen rezidivieren nach Ende der platinhaltigen Chemotherapie“, konstatierte Professor Dr. Antonio González-Martín von der Clínica Universidad de Navarra in Madrid.
Mit der Entwicklung von PARP-Hemmern haben sich bei diesem Tumor jedoch neue Perspektiven aufgetan. Als erste Substanz der Gruppe wurde Niraparib beim Ovarialkarzinom-Rezidiv unabhängig vom Vorliegen einer BRCA-Mutation als Erhaltungstherapie zugelassen, erinnerte Prof. González-Martín.
PFS-Rate steigt um ein Viertel bei HRD-positiven Frauen
In der Phase-3-Studie PRIMA wurde Niraparib nun bei Patientinnen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Ovarialkarzinom geprüft. Die Studie schloss 733 Teilnehmerinnen mit Tumoren im Stadium 3 oder 4 und hohem Rezidivrisiko nach partiellem oder komplettem Ansprechen auf die platinbasierte Chemotherapie ein. Sie wurden im Verhältnis 2:1 zu einer dreijährigen Erhaltungstherapie mit Niraparib oder zu Placebo randomisiert. 370 Patientinnen wiesen Tumoren mit Defekten in der homologen Rekombination (HRD) auf, rund 30 % ein BRCA-mutiertes Ovarialkarzinom.
Nach einem Follow-up von median rund 14 Monaten war der primäre Endpunkt erreicht. Gemäß der zentralen verblindeten Auswertung führte die Niraparib-Erhaltungstherapie im Kollektiv der HRD-positiven Frauen zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS) um 11,5 Monate (21,9 Monate vs. 10,4 Monate; HR 0,43; p < 0,001). Nach 18 Monaten war die PFS-Rate unter Niraparib um absolut 24 % höher als unter Placebo (59 % vs. 35 %).
Auch im Gesamtkollektiv erwies sich Niraparib mit einer Reduktion des Progressionsrisikos um 38 % als sehr effektiv (13,8 Monate vs. 8,2 Monate, HR 0,62; p < 0,0019). Die Überlegenheit des PARP-Inhibitors erstreckte sich über alle Subgruppen und war unabhängig von Alter, Tumorstadium, neoadjuvanter Chemotherapie vor Studieneinschluss, Art des Ansprechens auf die Chemotherapie sowie BRCA-Mutations- und HRD-Status, so Prof. González-Martín.
Er betonte, dass der klinische Nutzen der Substanz bei BRCA-mutierten und BRCA-Wildtyp-Tumoren mit einer Reduktion des Progressionsrisikos um rund 50 % vergleichbar ausfiel. Patientinnen mit HR-kompetenten Tumoren profitierten mit einer 32%igen Reduktion des Progressionsrisikos von der aktiven Erhaltung.
Daten zum Gesamtüberleben noch nicht aussagekräftig
Lebensqualität leidet nicht unter der Erhaltungstherapie
Das Nebenwirkungsprofil von Niraparib stimmt mit den bisherigen Erfahrungen überein; neue Sicherheitssignale wurden nicht identifiziert. Die Therapie ist laut dem Referenten mit einer individuellen Dosierung, d.h. Therapiepausen oder Dosisreduktionen, gut zu managen. Auch wurde die Lebensqualität durch die aktive Erhaltung nicht negativ beeinflusst. Aufgrund des günstigen Nutzen-Risiko-Profils bewertete Prof. González-Martín Niraparib nach platinbasierter Erstlinientherapie beim neu diagnostizierten Ovarialkarzinom als neuen Standard. Auch die Diskutantin Dr. Ana Oaknin vom Vall d’Hebron Institute of Oncology in Barcelona bezeichnete die Ergebnisse als „herausragend“. In der Zusammenschau seien die Studien mit PARP-Inhibitoren als Paradigmenwechsel beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom anzusehen.Quelle: González-Martín A et al. ESMO 2019; Abstract LBA 1-PR
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