Dicker Hals von Molkereiprodukten

Dr. Dorothea Ranft

Bei der klinischen Untersuchung fiel eine ausgeprägte linksbetonte Lymphadenopathie auf. Bei der klinischen Untersuchung fiel eine ausgeprägte linksbetonte Lymphadenopathie auf. © Artur – stock.adobe.com

Bei einer Lymphknotenschwellung sind auch seltene Ursachen zu bedenken. Das zeigt das Fallbeispiel einer jungen Frau, die nach dem Konsum von Milch und Käse eine therapierefraktäre Lymphadenopathie entwickelt hatte.

Bei einer Lymphknotenschwellung sind auch seltene Ursachen zu bedenken. Das zeigt das Fallbeispiel einer jungen Frau, die nach dem Konsum von Milch und Käse eine therapierefraktäre Lymphadenopathie entwickelt hatte.

Eine 27-Jährige hatte sich mit einer seit etwa vier Wochen bestehenden Schwellung der Halslymphknoten in der Klinik vorgestellt. Vier Tage nach dem Verzehr von Frischmilch und Käse aus Süditalien habe sie 40,5 °C Fieber entwickelt, dazu Nachtschweiß und Fatigue, berichtete sie. Fast zeitgleich sei die Schwellung am Hals aufgetreten. Fragen nach einem Gewichtsverlust, Tierkontakt und einer Tuberkuloseexposition verneinte die Patientin.

Bei der klinischen Untersuchung fiel eine ausgeprägte linksbetonte Lymphadenopathie auf. Das CRP war unauffällig, die Leukozytenzahl normal. Nach der Punktion entleerte sich reichlich Eiter. Die orale Therapie mit Amoxicillin plus Clavulansäure und Doxycyclin brachte keine Besserung, wie Isabell Bohl und ihre Kollegen vom Klinikum rechts der Isar der TU München berichten.

Wegen der unklaren Ursache und des primären Tuberkuloseverdachts erfolgte die Abklärung mittels Sonografie, CT und MRT. Es zeigte sich ein ausgedehntes Lymphknotenkonglomerat mit zentraler Einschmelzung. Das pulmonale Röntgenbild ergab keine Tbc-spezifischen Veränderungen. Die Serologie war zunächst unauffällig, im Verlauf ließen sich dann aber IgM- und IgG-Antikörper gegen Francisella tularensis nachweisen. Der PCR-Test auf das Bakterium fiel ebenfalls positiv aus.

In Deutschland ist die Tularämie mit 59 Fällen im Jahr 2020 zwar nicht häufig, sollte aber bei unklaren Lymphknotenschwellungen als Ursache erwogen werden, schreiben die Autoren. Bei nicht-adäquater Therapie kann die Sterblichkeit bei Tularämie durchaus bis zu 30 % betragen, wobei Todesfälle mit dem in Europa dominierenden Typ holarctica selten sind.

Als Zoonose wird die Tularämie durch Säugetiere, Insekten und Zecken übertragen, aber auch über Aerosole oder kontaminierte Lebensmittel. Die Erkrankten fallen zumeist mit einer Hautulzeration oder Lymphadenopathie auf. Auch grippeähnliche Verläufe mit pulmonaler Beteiligung sind möglich. Antikörper gegen das Bakterium tauchen erst mit einer Latenz von 10–20 Tagen auf.

Die Therapie erfolgt mit einem Antibiotikum über 10–14 Tage. In leichten Fällen reichen Ciprofloxacin (800–1.000 mg/d i.v. oder p.o.) oder Doxycyclin (200 mg/d p.o.) aus. Für schwere Fälle raten die Autoren zu Aminoglykosiden wie Gentamicin (5 mg/kgKG/d i.v.). Beim Nachweis von Francisella tularensis besteht die namentliche Meldepflicht.

Quelle: Bohl I et al. HNO 2023; 71: 186-188; DOI: 10.1007/s00106-022-01246-x

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Bei der klinischen Untersuchung fiel eine ausgeprägte linksbetonte Lymphadenopathie auf. Bei der klinischen Untersuchung fiel eine ausgeprägte linksbetonte Lymphadenopathie auf. © Artur – stock.adobe.com