Ovarialkarzinom: PARP-Inhibitoren als Chemoersatz

Birgit-Kristin Pohlmann

Die Wirkung von Olaparib und Niraparib wurde bei Frauen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom getestet. Die Wirkung von Olaparib und Niraparib wurde bei Frauen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom getestet. © iStock/fruttipics

Die beiden PARP-Inhibitoren Olaparib und Niraparib sind derzeit als Monotherapie zugelassen für die Erhaltungstherapie beim rezidivierten, platinsensitiven Ovarialkarzinom. Zwei randomisierte Studien weisen die PARP-Inhibition nun über die Erhaltung hinaus als wirksame Option aus.

In der randomisierten Phase-III-Studie SOLO3 wurde der PARP-Inhibitor Olaparib im direkten Vergleich mit einer nicht-platinbasierten Chemotherapie untersucht. In die Studie eingeschlossen waren 266 rezidivierte Patientinnen mit einem „high-grade“ serösem oder endometrioidem Karzinom der Ovarien, der Eileiter oder mit primärer Peritonealkarzinose und Nachweis einer BRCA-Keimbahnmutation (gBRCA), erläuterte Dr. Richard T. Penson, Massachusetts General Hospital, Boston. Die Studienteilnehmerinnen waren mehrfach und zum Teil intensiv chemotherapeutisch vorbehandelt. Die im Kontrollarm (n = 88) verabreichte Chemo-Monotherapie bestand mehrheitlich aus pegyliertem Doxorubicin; anderenfalls verwendet wurden Paclitaxel, Gemcitabin oder Topotecan.

Beim primären Studienendpunkt, der objektiven Ansprechrate (ORR: CR/PR), zeigte sich ein signifikanter Vorteil zugunsten der mit Olaparib behandelten Teilnehmerinnen (72 % vs. 51 %; OR 2,53; p = 0,002). Besonders deutlich war der ORR-Benefit bei den Patientinnen mit maximal zwei vorherigen Chemotherapien (85 % vs. 62 %; OR 3,44). Klare Vorteile wurden zudem in der Intent-to-treat(ITT)-Auswertung für die mediane progressionsfreie Überlebenszeit (PFS) deutlich, die durch ein unabhängiges Gremium überprüft wurde. Im Olaparibarm betrug diese 13,4 Monate, im Chemotherapiearm waren es 9,2 Monate (HR 0,62; p = 0,934).

Die Ergebnisse geben klare Hinweise, dass Olaparib eine wirksame Substanz für Frauen mit rezidiviertem, platinsensitivem und BRCA-mutiertem Ovarialkarzinom ist, so Dr. Penson. Einen wichtigen Vorteil gegenüber der Chemo sieht er neben der Wirksamkeit auch in der besseren Verträglichkeit des PARP-Inhibitors. So lag die Rate der Therapieabbrüche im Prüfarm nur etwa halb so hoch wie in der Kontrolle (7 % vs. 17 %).

Zweite Studie testet auch Inhibitoren-Kombination

Dass das Therapieprinzip der PARP-Inhibition eine wichtige Option beim platinsensitiven Ovarialkarzinom ist, unterstreichen auch die Daten einer randomisierten Phase-II-Studie mit dem PARP-Inhibitor Niraparib. Hier wurde allerdings auf einen Chemotherapiearm verzichtet: In einem Studienarm bekamen die Teilnehmerinnen allein Niraparib. Im Vergleichsarm wurde zusätzlich der Angiogenesehemmer Bevacizumab verabreicht. Insgesamt waren 97 Frauen mit rezidiviertem, „high grade“ serösem oder endometrioidem platinsensitivem Ovarialkarzinom mit oder ohne BRCA-Mutation 1:1 randomisiert worden.

Der Referent Dr. ­Mansoor R. Mirza vom Rigshospitalet in Kopenhagen betonte, dass beide Studienarme eine beachtliche Aktivität aufwiesen. Dessen ungeachtet machten sich klare Wirksamkeitsvorteile zuguns­ten der Kombination bemerkbar, ohne dass sich das Nebenwirkungsprofil unter der Kombination klinisch relevant erhöhte. Das mediane PFS (ITT-Population) betrug im Kombinationsarm 11,9 Monate und war damit signifikant länger als unter der Monotherapie mit 5,5 Monaten (HR 0,35; p < 0,0001). Die objektive Ansprechrate (ORR: CR/PR) war unter Niraparib/Bevacizumab mehr als doppelt so hoch (60 % vs. 27 %; OR 4,23; p = 0,001). Wenn auch die Krankheitsstabilisierungen in Betracht gezogen wurden, profitierten 79 % vs. 53 % der Patientinnen von der Kombination bzw. der Monotherapie mit Niraparib (OR 3,36; p = 0,008).

Niraparib/Bevacizumab auch in Subgruppen der Gewinner

Eine geplante explorative Subgruppenanalyse bestätigte den PFS-Vorteil unabhängig vom HRD*-Status und der Länge des chemotherapiefreien Intervalls (CFI) vor Studienbeginn, so Dr. Mirza. Zudem demonstriere die Auswertung klare Vorteile zugunsten der Kombination sowohl für die gBRCA-mutierten Frauen (14,4 Monate vs. 9,0 Monate; HR 0,49; p = 0,0947) als auch für diejenigen ohne die Mutation (11,3 Monate vs. 4,2 Monate; HR 0,32; p = 0,0001). Das CFI, der HRD- und der BRCA-Status waren jeweils Stratifikationsfaktoren.

* homologer Rekombinationsdefekt

Beide Therapien wurden insgesamt gut vertragen, so Dr. Mirza. Die Therapieabbruchraten lagen in dieser Studie bei 13 bzw. 10 %. Unter der Kombination traten vermehrt Hypertonien auf, die sich aber handhaben ließen. Ausdruck der insgesamt guten Verträglichkeit beider Therapien sei, dass sich nach zehn Monaten keine signifikanten Unterschiede bei der Lebensqualitätsauswertung zeigten – weder zwischen den Studienarmen noch im Vergleich zum Ausgangswert. Auch Dr. Mirza resümierte, dass die PARP-Inhibition eine valide Alternative zur platinbasierten Chemotherapie als definitive Therapie darstellt. Zudem merkte er an, dass nun die Kombination aus Niraparib und Bevacizumab in einer Phase-III-Studie gegen den momentanen Therapiestandard geprüft werden soll.

Quellen:
Penson RT et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 5506)
Mirza MR et al. J Clin Oncol 2019; 37 (suppl; abstr 5505)
55th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO)

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Die Wirkung von Olaparib und Niraparib wurde bei Frauen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom getestet. Die Wirkung von Olaparib und Niraparib wurde bei Frauen mit rezidiviertem Ovarialkarzinom getestet. © iStock/fruttipics