
PD-L1 braucht’s keins

Die meisten Patientinnen mit einem epithelialen Ovarialkarzinom sprechen gut auf den Standard aus platinbasierter Chemotherapie an. Allerdings erleiden etwa 70 % innerhalb von drei Jahren ein Rezidiv, berichtet ein Team um die beiden Erstautoren Professor Dr. Bradley J. Monk, Arizona Oncology, Phoenix, und Professor Dr. Jonathan A. Ledermann, Cancer Research UK, London.
Demzufolge wird nach synergistischen Substanzen gesucht. Da in Studien PD-L1-Inhibitoren bereits eine moderate Wirkung gezeigt hatten, stand in JAVELIN Ovarian 100 die Kombination aus Avelumab mit Chemotherapie im Fokus.
An der offenen Phase-3-Studie beteiligten sich 159 Kliniken in 25 Ländern. Die eingeschlossenen 998 Patientinnen hatten ein epitheliales Ovarial-, Tuben- oder Peritonealkarzinom im Stadium III bis IV.
Studie nach geplanter Interimsanalyse gestoppt
Die Teilnehmerinnen hatten sich im Vorfeld einem Debulkingeingriff unterzogen oder eigneten sich für eine neoadjuvante Chemotherapie. Die Aufteilung der dreiarmigen Studie war wie folgt:
- Arm A: 332 Frauen erhielten Carboplatin und Paclitaxel, gefolgt von einer Avelumab-Erhaltung
- Arm B: 331 Frauen bekamen Avelumab begleitend zu den Zytostatika und als Erhaltung
- Arm C: 335 Kontrollen wurden ausschließlich chemotherapeutisch behandelt
Die Studie wurde vorzeitig gestoppt, nachdem eine geplante Interimsanalyse keinen Prognosevorteil im Avelumabarm ergab. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 10,8 Monaten hatten
- 30 % der mit Chemotherapie und Avelumab-Erhaltungstherapie
- 27 % der kombiniert mit Carboplatin/Paclitaxel und Avelumab
- nur 21 % der Kontrollen einen Tumorprogress erlitten oder waren gestorben
Das mediane progressionsfreie Überleben betrug in den ersten beiden Studiengruppen 16,8 Monate bzw. 18,1 Monate und war im Kontrollarm nicht erreicht. Auch bezüglich des objektiven Therapieansprechens, des Erhalts des progressionsfreien Überlebens oder der pathologischen Komplettremission bot die Avelumab-Behandlung gegenüber der reinen Chemotherapie keine Vorteile, berichten die Forscher.
Ebenfalls in puncto Toxizität das Nachsehen
„Negatives Ergebnis war unerwartet“
Der PD-L1-Status beeinflusste die Ergebnisse den Autoren zufolge nicht. Die Daten des Gesamtüberlebens waren zum Zeitpunkt der Interimsanalyse noch nicht reif. „Das negative Ergebnis unserer Studie war unerwartet“, geben die Wissenschaftler zu. „Wir haben dafür keine offensichtliche Erklärung.“ Weitere Studien müssten nun ihrer Ansicht nach klären, ob Checkpoint-Inhibitoren überhaupt eine Rolle in der Erstlinientherapie des epithelialen Ovarialkarzinoms spielen.Quelle: Monk BJ, Ledermann JA et al. Lancet Oncol 2021; 22: 1275-1289; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00342-9
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