PD-L1 braucht’s keins

Judith Lorenz

Ovarialkarzinome sind lange asymptomatisch, weshalb sie i.d.R. in späten Stadien diagnostiziert werden. Ovarialkarzinome sind lange asymptomatisch, weshalb sie i.d.R. in späten Stadien diagnostiziert werden. © Science Photo Library/Steven Needell

Mehr als die Hälfte der Zellen von Ovarialkarzinomen exprimieren PD-L1. Da sollte man meinen, dass dagegen gerichtete Inhibitoren sich als Therapie eignen. Während in Studien die alleinige Gabe bislang moderat wirkte, bietet die Kombination von Avelumab mit Chemotherapie dagegen wohl keinen Vorteil.

Die meisten Patientinnen mit einem epithelialen Ovarialkarzinom sprechen gut auf den Standard aus platinbasierter Chemotherapie an. Allerdings erleiden etwa 70 % innerhalb von drei Jahren ein Rezidiv, berichtet ein Team um die beiden Erstautoren Professor Dr. Bradley J. Monk, Arizona Oncology, Phoenix, und Professor Dr. Jonathan­ A. Ledermann­, Cancer Research UK, London.

Demzufolge wird nach synergistischen Substanzen gesucht. Da in Studien PD-L1-Inhibitoren bereits eine moderate Wirkung gezeigt hatten, stand in JAVELIN­ Ovarian 100 die Kombination aus Avelumab mit Chemotherapie im Fokus.

An der offenen Phase-3-Studie beteiligten sich 159 Kliniken in 25 Ländern. Die eingeschlossenen 998 Patientinnen hatten ein epitheliales Ovarial-, Tuben- oder Peritonealkarzinom im Stadium III bis IV.

Studie nach geplanter Interimsanalyse gestoppt

Die Teilnehmerinnen hatten sich im Vorfeld einem Debulkingeingriff unterzogen oder eigneten sich für eine neoadjuvante Chemotherapie. Die Aufteilung der dreiarmigen Studie war wie folgt:

  • Arm A: 332 Frauen erhielten Carboplatin und Paclitaxel, gefolgt von einer Avelumab-Erhaltung
  • Arm B: 331 Frauen bekamen Avelumab begleitend zu den Zytostatika und als Erhaltung
  • Arm C: 335 Kontrollen wurden ausschließlich chemotherapeutisch behandelt

Die Studie wurde vorzeitig gestoppt, nachdem eine geplante Interims­analyse keinen Prognosevorteil im Avelumabarm ergab. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 10,8 Monaten hatten

  • 30 % der mit Chemotherapie und Avelumab-Erhaltungstherapie
  • 27 % der kombiniert mit Carboplatin/Paclitaxel und Avelumab
  • nur 21 % der Kontrollen einen Tumorprogress erlitten oder waren gestorben

Das mediane progressionsfreie Überleben betrug in den ersten beiden Studiengruppen 16,8 Monate bzw. 18,1 Monate und war im Kontroll­arm nicht erreicht. Auch bezüglich des objektiven Therapieansprechens, des Erhalts des progressionsfreien Überlebens oder der pathologischen Komplettremission bot die Avelumab-Behandlung gegenüber der reinen Chemotherapie keine Vorteile, berichten die Forscher. 

Ebenfalls in puncto Toxizität das Nachsehen

Dritt- oder höhergradige Nebenwirkungen erlitten 68 %, 72 % bzw. 63 % der Frauen in Arm A, B und C. Am häufigsten handelte es sich dabei um eine Anämie, eine Neutropenie oder einen Abfall der Neutrophilenzahlen. Schwerwiegende Ereignisse jeglichen Grades entwickelten 28 %, 36 % bzw. 19 % der Patientinnen. In 11 % der Fälle bzw. 16 % und 6 % führten die Toxizitäten zum Behandlungsstopp. Jeweils ein Mensch starb therapieassoziiert in den Armen mit Avelumab.

„Negatives Ergebnis war unerwartet“

Der PD-L1-Status beeinflusste die Ergebnisse den Autoren zufolge nicht. Die Daten des Gesamtüberlebens waren zum Zeitpunkt der Interimsanalyse noch nicht reif. „Das negative Ergebnis unserer Studie war unerwartet“, geben die Wissenschaftler zu. „Wir haben dafür keine offensichtliche Erklärung.“ Weitere Studien müssten nun ihrer Ansicht nach klären, ob Checkpoint-Inhibitoren überhaupt eine Rolle in der Erstlinientherapie des epithelialen Ovarialkarzinoms spielen.

Quelle: Monk BJ, Ledermann JA et al. Lancet Oncol 2021; 22: 1275-1289; DOI: 10.1016/S1470-2045(21)00342-9

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Ovarialkarzinome sind lange asymptomatisch, weshalb sie i.d.R. in späten Stadien diagnostiziert werden. Ovarialkarzinome sind lange asymptomatisch, weshalb sie i.d.R. in späten Stadien diagnostiziert werden. © Science Photo Library/Steven Needell