
„Practice changing“

Die Ergebnisse der MIRASOL-Studie zur Behandlung des fortgeschrittenen platinresistenten Ovarialkarzinoms (PROC) seien practice changing, betonte Prof. Dr. Kathleen N. Moore, Stephenson Oklahoma Cancer Center, Oklahoma City. Bislang konnte keine der neuen Substanzen im Rahmen einer randomisierten Phase-3-Studie einen Überlebensvorteil für diese Patientinnen erzielen. Mit Mirvetuximab-Soravtansin sei dies erstmals gelungen. Voraussetzung sei eine hohe Folatrezeptor-alpha(FRα)-Expression. Das ADC wurde bereits im November 2022 in den USA im Rahmen eines beschleunigten Verfahrens zugelassen. Grundlage bildetete die einarmige Phase-2-Studie SORAYA. Darin hatten Teilnehmerinnen mit PROC und hoher FRα-Expression eine hohe Responserate mit vergleichsweise langer Ansprechdauer erzielt. Die Phase-3-Studie MIRASOL wurde als konfirmatorische Studie initiiert, um die beschleunigte Zulassung zu rechtfertigen.
Insgesamt 453 Frauen mit fortgeschrittenem high grade PROC und hoher FRα-Expression – definiert als PS2+ positive staining intensity ≥ 2 auf ≥ 75 % der Tumorzellen – erhielten 1:1 randomisiert Mirvetuximab-Soravtansin oder eine Standard-Chemotherapie nach Wahl der/des Behandelnden (Paclitaxel, pegyliertes liposomales Doxorubicin oder Topotecan). Primärer Endpunkt war das durch die Prüfärzt:innen validierte progressionsfreie Überleben.
Die Ergebnisse basierten auf einem medianen Follow-up von 13,1 Monaten. Die Gabe von Mirvetuximab-Soravtansin reduzierte das relative Progressionsrisiko um 35 % mit einem medianen PFS von 5,62 Monaten vs. 3,98 Monate unter Chemotherapie (HR 0,65; p < 0,0001). Die objektive Ansprechrate lag im Prüfarm mit 42 % mehr als doppelt so hoch wie in der Kontrolle (16 %; OR 3,81; p < 0,0001). Zwölf Frauen (5 %) erzielten eine komplette Response vs. keine unter der Chemotherapie.
Expression Folatrezeptor-alpha
Mirvetuximab-Soravtansin ist das erste Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das gezielt an das Folatrezeptor-alpha-Molekül bindet, das von etwa 90 % der Ovarialkarzinome exprimiert wird. Bis zu 40 % der platinresistenten epithelialen Tumoren weisen eine hohe FRα-Expression auf.
Eine neue Perspektive?
Das relative Sterberisiko reduzierte sich mit Mirvetuximab-Soravtansin um 33 % mit einem medianen OS von 16,46 Monaten vs. 12,75 Monate (HR 0,67; p = 0,0046). Der PFS- und OS-Vorteil wurden jeweils durch ein unabhängiges Review bestätigt und ergaben sich unabhängig davon, ob die Patientinnen mit Bevacizumab vorbehandelt waren (PFS: HR 0,64; OS: HR 0,74) oder nicht (PFS: HR 0,66; OS: HR 0,51).
Neue Sicherheitssignale traten laut der Referentin nicht auf. Im Vordergrund stünden verschwommenes Sehen, Keratopathie und Übelkeit, die sich handhaben ließen. Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen gab es mit 16 % vs. 9 % im Chemotherapiearm häufiger.
Prof. Moore erinnerte daran, dass fast die Hälfte der Betroffenen (46 %) bereits drei vorangegangene Therapien erhalten hatte, rund 62 % waren mit Bevacizumab und ca. 55 % mit einem PARP-Inhibitor vorbehandelt. Mirvetuximab-Soravtansin öffne eine neue Perspektive für diese intensiv vorbehandelten Frauen mit FRα-positivem fortgeschrittenem PROC. Die Ergebnisse bestätigten das ADC in den USA als neuen Standard für besagte Patientinnen. Die hohe FRα-Expression muss vor Therapiebeginn nachgewiesen und im Verlauf überprüft werden.
Quelle:
Moore KN et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA5507
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