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Eine spezielle Subentität: das BRCA-mutierte Ovarialkarzinom

Die BRCA-mutierten Ovarialkarzinome gehen mit einer relativ günstigen Prognose einher: Betroffene Patientinnen leben laut einer gepoolten Analyse von 26 Beobachtungsstudien signifikant länger als Patientinnen mit BRCA-Wildtyp-Tumoren, berichtete Professor Dr. Eric Pujade-Lauraine von der Universitätsklinik Hôtel-Dieu in Paris. Die bessere Prognose ist vermutlich auf die erhöhte Sensitivität gegenüber Platinsalzen zurückzuführen.
Nachweis von BRCA-Mutation hat therapeutische Implikation
Der Nachweis von BRCA-Mutationen hat demnach therapeutische Implikationen, betonte Prof. Pujade-Lauraine. Zudem steht heute mit den PARP-Inhibitoren eine sehr aktive Substanzklasse für BRCA-mutierte Ovarialkarzinome zur Verfügung. So war die Erhaltungstherapie mit Olaparib in einer randomisierten Phase-II-Studie bei Patientinnen mit BRCA-mutiertem platinsensitivem Ovarialkarzinomrezidiv effektiv: Das progressionsfreie Überleben (PFS) wurde signifikant um sieben Monate versus Placebo (11,2 vs. 4,3 Monate; p = 0,0003) verlängert und es zeichnete sich tendenziell ein Überlebensvorteil ab (34,9 vs. 30,1 Monate).
Als ebenfalls sehr beeindruckend bezeichnete Prof. Pujade-Lauraine die lange Ansprechdauer der mit Olaparib behandelten Patientinnen: Ein Viertel von ihnen erhält seit mittlerweile zwei oder mehr Jahren den PARP-Inhibitor.
Die Mutationstestung
Die neuen Therapieoptionen machen laut Prof. Pujade-Lauraine eine breite genetische Testung von Patientinnen mit Ovarialkarzinom auf BRCA-Mutationen erforderlich. Dabei sollte man nicht zu restriktiv vorgehen und sich nicht nur auf Frauen mit positiver Familienanamnese oder auf junge Patientinnen beschränken. Denn Studien machen klar, so Prof. Pujade-Lauraine, dass mindestens 25 % aller BRCA-Mutationsträgerinnen älter als 60 Jahre und bis zu 40 % familiär nicht vorbelastet sind. Auch die histologische Klassifizierung (ausgenommen muzinöse Karzinome) ist laut Prof. Pujade-Lauraine kein ausreichendes Kriterium für die BRCA-Testung.
Optimalerweise sollten alle Patientinnen bereits bei der Erstdiagnose eines Ovarialkarzinoms auf BRCA-Mutationen untersucht werden. Damit befindet er sich in Übereinstimmung mit internationalen Leitlinien:
- So empfiehlt das NCCN** die Testung von Frauen mit epithelialem Ovarialkarzinom unabhängig vom Alter.
- Laut SGO*** soll-ten bei Frauen mit der Diagnose eines epithelialen Ovarial-, Tuben- oder Peritonealkarzinoms auch bei blander Familienanamnese eine genetische Beratung und Testung erwogen werden.
- Die aktuellen französischen Empfehlungen sprechen sich bei Patientinnen mit high grade serösem Ovarialkarzinom unabhängig von Alter und Familienanamnese für die BRCA-Mutationstestung aus.
Fazit: breite genetische Testung direkt bei Diagnose
"Es ist an der Zeit, die Genetik auch in die gynäkologisch-onkologische Praxis zu integrieren", resümierte Prof. Pujade-Lauraine. Er wies abschließend darauf hin, dass sich die aktuellen Leitlinien für eine frühe Testung – am besten direkt bei Diagnosestellung – aller Patientinnen mit epithelialem Ovarialkarzinom unabhängig von Alter, Familienanamnese und Histologie aussprechen.* Poly-ADP-Ribose-Polymerase
** National Comprehensive Cancer Network
*** Society of Gynecologic Oncology
Quelle: Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) 2016
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