Finger weg von den Lymphknoten!

Patientinnen mit primärem fortgeschrittenem Ovarialkarzinom ohne Lymphknotenbefall, die in einem qualitätsgesicherten gynäkologischen Zentrum behandelt und R0 reseziert werden, haben eine exzellente Prognose, betonte Privatdozent Dr. Philipp Harter, stellv. Klinikdirektor der Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie der Kliniken Essen-Mitte, der die Ergebnisse der LION-Studie vorstellte.
Chirurgische Expertise überprüft
Bislang fehlte es an Level-1-Evidenz zu dieser Fragestellung, weshalb sich die AGO entschloss, die LION-Studie auf internationaler Ebene zu initiieren. Ziel war es, den potenziellen Benefit der zusätzlichen pelvinen und para-aortalen Lymphknotendissektion (LNE) bei besagten Patientinnen unter randomisierten Bedingungen zu evaluieren.
Für die Qualität der Studie spricht, so Dr. Harter, dass nur Zentren mit einer ausgewiesenen chirurgischen Expertise teilnehmen durften. Insgesamt wurden 647 Patientinnen mit neu diagnostiziertem fortgeschrittenem Ovarialkarzinom (FIGO Stadium IIB-IV) randomisiert, die postoperativ makroskopisch tumorfrei waren (R0) und bei denen klinisch/radiologisch kein Lymphknotenbefall nachweisbar war. Die beiden Studienarme waren gut balanciert und unterschieden sich darin, dass die Patientinnen in dem einen Arm eine zusätzliche LNE erhielten, während im anderen Arm auf diese verzichtet wurde. Postoperativ wurde eine platin-/taxanbasierte Chemotherapie empfohlen.
Prädiktiver AGO-Score für Rezidiv-Patientinnen
Kein Überlebensvorteil durch Lymphadenektomie
Bei den 323 Patientinnen mit LNE wurden im Median 57 Lymphknoten entfernt (35 pelvin und 22 para-aortal). Erstaunlicherweise wurden bei 56 % dieser Patientinnen Mikrometastasen in den entfernten Lymphknoten festgestellt, so Dr.Harter. Dennoch hatten die lymphadenektomierten Patientinnen keinen prognostischen Vorteil. Die mediane Überlebenszeit dieser Patientinnen betrug 65,5 versus 69,2 Monate für die nicht-lymphadenektomierten Patientinnen (HR 1,057; p = 0,65). Die mediane progressionsfreie Zeit (PFS) betrug in beiden Studienarmen 25,5 Monate. Klare Vorteile zugunsten der nicht-lymphadenektomierten Patientinnen zeigten sich beim peri- und postoperativen Verlauf. Professor Dr. Ritu Salani, Wexner Medical Center, The Ohio State University, Columbus stimmte der Schlussfolgerung der Autoren zu, dass zukünftig bei besagten Patientinnen auf die pelvine/para-aortale LNE verzichtet werden könne. „Ohne dass entsprechende Analysen vorliegen, können wir davon ausgehen, dass das auch zu Kosteneinsparungen führen wird“, ergänzte Prof. Salani.Rezidiv-OP: R0-Patientinnen profitieren
In die Interimsanalyse der Desktop-III-Studie gingen die Daten von 407 Patientinnen mit positivem AGO-Score und rezidiviertem, platinsensitivem Karzinom ein. Primärer Studienendpunkt ist die Gesamtüberlebenszeit der operierten Patientinnen im Vergleich zu den nicht operierten Patientinnen. Letztere erhielten eine systemische Platin-basierte Behandlung. Eine erneute R0-Resektion wurde bei 72,5 % der operierten Patientinnen erreicht. Die Intent-to-treat(ITT)-Analyse zeigt eine signifikante mediane Verlängerung des progressionsfreien Überlebens für die zusätzlich operierten Patientinnen, die median 5,6 Monate länger ohne Progress blieben (19,6 vs. 14,0 Monate; HR 0,66; p < 0,001). Die weitere Subauswertung zeigt speziell für die erneut R0-resezierten Patientinnen einen signifikanten PFS-Vorteil: Median blieben sie 21,2 Monate ohne erneute Progression versus 13,7 Monate für die operierten Patientinnen mit Resttumor (HR 0,56; p < 0,0001).Erneute R0-Resektion bestimmt den PFS-Vorteil
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