Patient:innen ziehen größeren Nutzen aus 5,4 mg/kgKG T-DXd

Dr. Judith Lorenz

Eine geringere Dosis von Trastuzumab-Deruxtecan zeigt ein vorteilhaftes Nutzen-Risiko-Profil bei HER2+ kolorektalen Karzinomen. Eine geringere Dosis von Trastuzumab-Deruxtecan zeigt ein vorteilhaftes Nutzen-Risiko-Profil bei HER2+ kolorektalen Karzinomen. © natali_mis – stock.adobe.com

Eine geringere Dosis von Trastuzumab-Deruxtecan geht beim fortgeschrittenen und vorbehandelten HER2+ kolorektalen Karzinom mit einem günstigeren Nutzen-Risiko-Profil als eine höhere Dosierung einher. Das gilt offenbar auch für RAS-mutierte Tumoren, die typischerweise nur schlecht auf eine duale HER2-Inhibition ansprechen, sowie für mit Anti-HER2-Therapien vorbehandelte Karzinome.

Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) ist in zwei verschiedenen Dosen zugelassen, berichten Forschende um Prof. Dr. Kanwal Raghav vom MD Anderson Cancer Center in Houston:1 In einer Dosis von 5,4 mg/kgKG – beispielsweise zur Therapie des metastasierten HER2+ Mammakarzinoms – und in einer Dosis von 6,4 mg/kgKG zur Behandlung des fortgeschrittenen HER2+ Magenkrebs. Das Team verglich nun in einer internationalen randomisierten Phase-2-Studie diese beiden Dosierungen beim vorbehandelten, inoperablen, rezidivierten oder metastasierten HER2+ kolorektalen Karzinom.

An der DESTINY-CRC02-Studie nahmen 122 Tumorkranke aus 53 Zentren teil. In einem ersten Abschnitt erhielten je 40 zufällig ausgewählte Patient:innen bis zum Tumorprogress oder dem Auftreten inakzeptabler Nebenwirkungen T-DXd in einer Dosierung von 5,4 mg/kgKG bzw. 6,4 mg/kgKG (Infusionsintervalle jeweils 21 Tage). In einem zweiten Studienabschnitt wurden weitere 42 Personen mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat in einer Dosis von 5,4 mg/kgKG behandelt. 

Sicherheitsprofil

Während der medianen Therapiedauer von 5,5 Monaten bzw. 4,9 Monaten erlitten 41 % der mit der niedrigeren und 49 % der mit der höheren T-DXd-Dosis behandelten Personen dritt- oder höhergradige arzneimittelbedingte unerwünschte Therapienebenwirkungen. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse entwickelten 13 % bzw. 15 %. Eine auf die Studienmedikation zurückzuführende interstitielle Lungenerkrankung oder Pneumonitis trat bei 8 % bzw. 13 % der Teilnehmenden auf.

ORR fiel mit der kleineren Dosis insgesamt höher aus 

Den primären Endpunkt bildete die von einem unabhängigen Team ausgewertete objektive Ansprechrate, das heißt der Anteil der Patient:innen mit einem mindestens partiellen Ansprechen. Diese betrug nach einem medianen Follow-up von 8,9 Monaten bzw. 10,3 Monaten

  • 37,8 % in der 5,4-mg/kgKG-Gruppe und 
  • 27,5 % unter 6,4 mg/kgKG T-DXd. 

In allen Fällen handelte es sich dabei um ein partielles Ansprechen. 5,4 mg/kgKG T-DXd entfalteten sowohl bei RAS-mutierten als auch RAS-Wildtyp-Tumoren eine Wirkung: Die objektive Ansprechrate betrug in diesen beiden Kollektiven 28,6 % bzw. 39,7 %. Keiner der RAS-mutierten Tumoren sprach dagegen auf die höhere Dosis an. Das Ansprechen auf 5,4 mg/kgKG T-DXd war unabhängig von der Vorbehandlung mit Anti-HER2-Therapien.

Menschen mit einem fortgeschrittenen vorbehandelten HER2+ kolorektalen Karzinom profitieren unabhängig von einer RAS-Mutation und/oder vorangegangenen Anti-HER2-Therapien von T-DXd, so das Fazit der Forschenden. Die 5,4-mg/kgKG-Dosis biete dabei offenbar ein günstigeres Nutzen-Risiko-Verhältnis als die 6,4-mg/kgKG-Dosis.

Bei neuen Arzneimitteltherapien sind Dosisfindungsanalysen wichtig, unterstreichen Prof. Dr. Jeanine Roodhart und Prof. Dr. Miriam Koopman von der Universität Utrecht:2 Die niedrigst mögliche effektive Dosis minimiert nicht nur die Toxizität, sondern auch die Kostenbelastungen. Mit Blick auf die Ergebnisse der DESTINY-CRC02-Studie stellen sie die Frage in den Raum, ob die optimale T-DXd-Dosis möglicherweise sogar weniger als 5,4 mg/kgKG betrage. 

Lässt sich Wirkstoffmenge noch weiter reduzieren?

Insgesamt rechtfertigen die Ergebnisse eine Phase-3-Prüfung der 5,4-mg/kgKG-Dosis, meinen die Kommentator:innen. Sie sehen zudem einen erheblichen weiteren Forschungsbedarf: Beispielsweise im Hinblick auf die Frage, welche Subgruppen am stärksten von T-DXd profitieren und inwiefern Biomarker, beispielsweise zirkulierende Tumor-DNA, zur Therapieselektion eingesetzt werden können. 

Quellen:
1. Raghav K et al. Lancet Oncol 2024; 25: 1147-1162; DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00380-2
2. Roodhart JML, Koopman M. Lancet Oncol 2024; 25: 1104-1105; DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00397-8

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine geringere Dosis von Trastuzumab-Deruxtecan zeigt ein vorteilhaftes Nutzen-Risiko-Profil bei HER2+ kolorektalen Karzinomen. Eine geringere Dosis von Trastuzumab-Deruxtecan zeigt ein vorteilhaftes Nutzen-Risiko-Profil bei HER2+ kolorektalen Karzinomen. © natali_mis – stock.adobe.com