Im Falle des lokal fortgeschrittenen Kolonkarzinoms gibt es keinen klaren Gewinner

ASCO 2023 Friederike Klein

Bei Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Kolonkarzinom wurde die Wirksamkeit einer neoadjuvanten Chemotherapie geprüft. Bei Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Kolonkarzinom wurde die Wirksamkeit einer neoadjuvanten Chemotherapie geprüft. © Tom – stock.adobe.com

In der skandinavischen NeoCol-Studie wurde die Wirksamkeit einer neoadjuvanten Chemotherapie bei Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Kolonkarzinom geprüft. Hinsichtlich krankheitsfreiem und Gesamtüberleben brachte die Strategie keinen Vorteil gegenüber der direkten Operation. Allerdings wurden die Tumoren verkleinert und es gab tendenziell weniger postoperative Komplikationen.

Eine neoadjuvante Therapie bietet verschiedene Vorteile: Unter anderem sollen dadurch Mikrometastasen reduziert und der Tumor vor der Operation verkleinert werden. Die Neoadjuvanz kann darüber hinaus für eine Prähabilitation zum Einsatz kommen und sie reduziert den Bedarf an adjuvanter Chemotherapie. Für Patient:innen mit einem lokal fortgeschrittenen Kolonkarzinom ist sie bislang allerdings noch nicht fest etabliert.

Die skandinavische NeoCol-Studie widmete sich diesem Thema. Wie Prof. Dr. Dr. ­Lars Henrik ­Jensen vom IRS Lillebælt Hospital in Vejle, Dänemark, berichtete, erhielten 126 Erkrankte im experimentellen Arm drei Zyklen neoadjuvantes CAPOX. In der Standardgruppe hingegen erfolgte eine sofortige Operation (n = 124). Eine adjuvante Chemotherapie wurde nach primärer OP stadienadaptiert eingesetzt, nach neoadjuvanter Chemo und nachfolgender OP nur dann, wenn sich pathologisch Risikofaktoren gezeigt hatten. 

Seltener adjuvante Chemo benötigt

In der OP fanden sich mit vorheriger neoadjuvanter Chemotherapie häufiger unauffällige Lymphknoten (N0 59 % vs. 48 %) und seltener eine vaskuläre Invasion (25 % vs. 39 %) als in der Gruppe, die direkt operiert wurde. Mit 59 % vs. 73 % erfüllten signifikant weniger Patient:innen aus Prüfarm vs. Kontrolle die Kriterien für eine adjuvante Chemotherapie (p = 0,03). 

Kaum Unterschiede

Die mittlere Gesamtzahl der erhaltenen Chemotherapiezyklen unterschied sich mit 5,9 vs. 4,8 in Prüf­arm vs. Kontrolle nicht signifikant (p = 0,06). Ebenfalls ähnlich war der Zugangsweg der OP: 25 % vs. 32 % erhielten eine Laparotomie, 75 % vs. 68 % eine Laparoskopie. In der Gruppe mit neoadjuvanter Chemotherapie traten einige postoperative Komplikationen wie ein Ileus (3 % vs. 8 %) und eine Anastomoseninsuffizienz (2 % vs. 8 %) seltener auf. Die Krankenhausaufenthaltsdauer betrug in beiden Armen im Median fünf Tage. Die R0-Resektionsraten waren mit 93 % vs. 90 % hoch. 

Erhofft hatten sich die Forschenden von der neoadjuvanten Chemotherapie eine 10%ige Verbesserung der Zwei-Jahres-DFS-Rate, sie wurden aber enttäuscht: Das DFS ähnelte sich in beiden Armen, die Überlebenskurven verliefen fast deckungsgleich (p = 0,94). Auch für das OS ergab sich kein Unterschied. Prof. ­Jensen trug es mit Fassung: Immerhin war mit der Neoadjuvanz ein Downsizing und Downstaging gelungen und es gab etwas weniger chirurgische Komplikationen. Damit ist die neoadjuvante Chemotherapie eine mögliche Option, die man mit den Betroffenen besprechen kann. Weitere Evidenz für einen Vorteil dieser Strategie beim lokal fortgeschrittenen Kolonkarzinom liefert die NeoCol-Studie aber nicht.

Quelle:
Jensen LH et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA3503

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Bei Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Kolonkarzinom wurde die Wirksamkeit einer neoadjuvanten Chemotherapie geprüft. Bei Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem Kolonkarzinom wurde die Wirksamkeit einer neoadjuvanten Chemotherapie geprüft. © Tom – stock.adobe.com