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Penicillin-Allergie nur Fehlalarm? ?So sichern Sie die Diagnose!
Auch wenn Antibiotika tatsächlich für einen Großteil der Arzneimittelallergien zuständig sind, haben viele vermeintliche „Penicillinallergien“ andere Ursachen. Bis zu 10 % der Bevölkerung sind überzeugt, unter einer Penicillinallergie zu leiden. Bei entsprechenden Testungen liegt aber in 80 % der Fälle keine Allergie vor und das angeschuldigte Medikament wird gut vertragen.
Die anamnestische Angabe einer Antibiotikaallergie sollte daher immer kritisch hinterfragt werden, rät Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie, Wiesbaden. Andernfalls greift man unter Umständen ohne Not auf weniger effektive oder schlechter verträgliche Reservemittel zurück.
Kreuzallergien mit Cephalosporinen
Alles in allem sind Antibio tika tatsächlich für 32 bis 47 % aller Arzneimittelallergien verantwortlich. Natürliche Penicilline (wie Penicillin G und V) führen meist zu Reaktionen vom Soforttyp (Typ I), die Beschwerden stellen sich bereits nach wenigen Minuten ein. Es kann zu Urtikaria, Angioödem und zum Teil lebensbedrohlichen respiratorischen und zirkulatorischen Symptomen kommen. Nach der Einnahme von Aminopenicillinen beobachtet man dagegen häufiger verzögerte Reaktionen mit makulopapulösen und morbilliformen Exanthemen.
Bei nachgewiesener Penicillin-Allergie sollte man auch auf andere Betalaktam-Antibiotika verzichten, unterstreicht der Allergologe. Mit Cephalosporinen können z.T. Kreuzallergien bestehen. Als gute Alternativen bei Penicillinallergie nennt Prof. Klimek Makrolide und Clindamycin, da diese nur sehr selten allergische Reaktionen hervorrufen und Kreuzallergien extrem unwahrscheinlich sind.
Penicillin-Allergie: Prick- und Intrakutantests helfen weiter
Wie lässst sich die Diagnose „Penicillin-Allergie“ sicher stellen? Neben einer ausführlichen Anamnese mit genauer Feststellung des zeitlichen Ablaufs führen bei Sofortphase-Reaktionen Prick- und Intrakutantests weiter. Fällt der Hauttest eindeutig negativ aus, ist eine schwerwiegende allergische Reaktion auf Penicillin extrem unwahrscheinlich.
Vermutet man eine Typ-1-Allergie, können auch spezifische IgE-Antikörper weiterhelfen. Als härtester Beweis gilt der Provokationstest mit dem Medikament. Er bedarf jedoch stationärer Überwachung und bleibt angesichts der guten Sensitivität und Spezifität von Hauttests und Serologie wenigen „Zweifelsfällen“ vorbehalten.
Desensibilisierung hilft bisher nur kurzfristig
Geht es um die Abklärung allergischer Reaktionen vom Spättyp – beispielsweise der Serumkrankheit –
helfen Hauttests dagegen nicht weiter. Auch spezifische IgE-Antikörper tragen hier nicht zur Diagnose bei. Bei solchen Typ-IV-Allergien stellt die kontrollierte Provokation mit minimalen therapeutischen Dosen den Goldstandard dar. Diese sollte aber nur in spezialisierten Zentren und gegebenenfalls unter stationären Bedingungen erfolgen, betont Prof. Klimek.
Therapieren lassen sich Antibiotika-Allergien bisher allgemein nicht. Bei einzelnen Patienten wurden Immuntherapieen (Desensibilisierung) mit kurzfristigem Erfolg angewendet. Die lebenslange Meidung des auslösenden Wirkstoffes bleibt derzeit die empfohlene Handlungsoption.
Quelle: L. Klimek et al., HNO 2012; 61:409-415
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