Penis-Strom dichtet renitente Blase ab

Penis oder Klitoris stimulieren, um die Blase abzudichten? Das geht! Wenn Anticholinergika nicht wirken, lohnt ein Versuch mit transkutaner Nervenstimulation.

Und so funktioniert die transkutane Nervenstimulation (TENS-P): Männer tragen zwei selbstklebende Elektroden direkt an ihrem besten Stück. Für Frauen gibt es anatomisch vorgeformte Clipelektroden für die Klitoris – oder eine der großen Labien. Ein batteriebetriebenes Handgerät sorgt für den nötigen Wechselstrom (4–5 Hertz, 20 msec Impulsbreite). Die Stromstärke kann der Patient selbst einstellen, sie sollte knapp unterhalb der Schmerzschwelle liegen (meist 10 bis 15 mA), berichtete Professor Dr. Helmut Madersbacher von der Neuro-Urologischen Ambulanz der Universitätsklinik Innsbruck beim 19. Kongress der Deutschen Kontinenz Gesellschaft in Kiel*.

Der Strom an Penis oder Klitoris stimuliert afferente Bahnen im N. pudendus und hemmt über einen Reflexbogen im Rückenmark nicht nur die überzähligen Blasenkon-traktionen, sondern sorgt auch dafür, dass (imperativer) Harndrang erst bei einer stärkeren Füllung wahrgenommen wird. In einer prospektiven Studie wendeten 40 Patienten mit überaktiver Blase Penis- oder Klitoris-TENS im Durchschnitt drei Wochen lang an. Unabhängig davon, ob neurogen oder nicht, stieg die Blasenkapazität signifikant an. Entsprechend vergrößerte sich das Miktionsvolumen und die Entleerungsfrequenz verringerte sich.

Auch an der Klitoris leicht zu erlernen

Diese Ergebnisse sind der medikamentösen Therapie durchaus vergleichbar, resümierte Prof. Madersbacher. Vorteile der perkutanen Stimulation: Die Technik ist leicht zu erlernen – und in der Studie traten keine Nebenwirkungen auf. Etwa jeder zweite Patient muss TENS-P allerdings dauerhaft anwenden (circa zwei- bis dreimal wöchentlich), um den einmal erzielten Effekt aufrechtzuerhalten. TENS-Gerät und Elektroden kosten etwa so viel wie ein Jahr anticholinerge Therapie, berichte Prof. Madersbacher. Er plädiert dafür, bei Kandidaten für eine sakrale Neuromodulation auf jeden Fall vorher zu prüfen, ob sie nicht auch mit der kostengünstigeren TENS-P zurechtkommen.

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