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Plötzlicher Herztod: Hohe Blutdruckamplitude auch ohne Vorerkrankungen ein Risikofaktor

In den 1980er-Jahren wurden in eine finnische Studie mehr als 2600 Männer im Alter zwischen 42 und 60 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung aufgenommen. Ziel war es, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Langzeitverlauf zu untersuchen. Für eine Auswertung zog ein Team um Professor Dr. Sae Young Jae von der Universität Seoul nun Daten von 2356 Probanden aus dieser Studie heran.
Die Wissenschaftler untergliederten die Teilnehmer nach ihrer Blutdruckamplitude, auch Pulsdruck genannt, in vier Gruppen: von der niedrigsten Amplitude (< 37 mmHg) bis zur höchsten (> 51 mmHg). Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 26 Jahren ereigneten sich insgesamt 253 Fälle eines plötzlichen Herztodes. In ihren weiteren Berechnungen adjustierten die Kollegen dann auf verschiedene Faktoren wie typische Vor- und Begleiterkrankungen, pathologische Laborwerte und arteriellen Mitteldruck.
Sie fanden heraus, dass in dem Quartil mit der höchsten Blutdruckamplitude mehr als doppelt so viele Männer an einem plötzlichen Herztod gestorben waren als im Quartil mit der geringsten Amplitude (14,9 % vs. 7,2 %; Hazard Ratio 1,80). Rein rechnerisch stieg mit jedem mmHg mehr in der Blutdruckamplitude die Gefahr für einen plötzlichen Herztod um 2 %.
Damit scheint der Pulsdruck nicht nur bei einschlägig Vorerkrankten ein Risiko für plötzliche, tödliche Herzrhythmusstörungen darzustellen, meinen die Autoren.
Steifere Gefäße steigern Nachlast und Sauerstoffbedarf
Biologisch wäre das plausibel: Das Auseinanderweichen von systolischen und diastolischen Druckwerten spricht für eine höhere arterielle Steifigkeit. Die wiederum steigert die Nachlast und damit den Sauerstoffbedarf des Herzens, während Myokarddurchblutung und Sauerstoffangebot sinken. Zusätzlich beschleunigt sie das Fortschreiten einer Atherosklerose.
Man sollte also nicht nur auf die Blutdruckwerte selbst, sondern auch auf die Differenz zwischen Systole und Diastole achten. Dadurch könnten Risikopatienten womöglich rechtzeitig identifiziert und entsprechend behandelt werden.
Quelle: Jae S et al. Mayo Clin Proc 2020; 95: 2044-2046; DOI: 10.1016/j.mayocp.2020.01.033
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