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Präeklampsie rechtzeitig erkennen
Hypertonie in der Schwangerschaft mit oder ohne Proteinurie ist der häufigste identifizierbare Risikofaktor für Totgeburten. Außerdem, dies zeigen zumindest britische Daten, wären 46 % der mütterlichen und sogar 65 % der fetalen Todesfälle auf Grund von Präeklampsie bei einem anderen Vorgehen wahrscheinlich vermieden worden. Woran es fehlt, so die britische PRECOG(= Pre-Eclampsia Community Guideline)-Entwicklungsgruppe, ist vor allem, bekannte Risikofaktoren während der Schwangerschaft frühzeitig zu erkennen und mit ihnen angemessen umzugehen.
Zehn Risikofaktoren
Daher haben Kirsten Duckitt und Deborah Harrington von der Universität Oxford einen systematischen Review aller kontrollierten publizierten Studien aus den Jahren 1966 bis 2002 erstellt, um die wichtigsten Risikofaktoren der Präeklampsie zu identifizieren und zu bewerten. Dieser Review ist jetzt im „British Medical Journal“ veröffentlicht worden. Zu den Risikofaktoren, die bereits bei der Erstvorstellung der Schwangeren erhoben werden können, gehören demnach:
- Präeklampsie in einer früheren Schwangerschaft (Risikoerhöhung um den Faktor 7,19)
- Bestehender Diabetes (Risikoerhöhung um den Faktor 3,56)
- Mehrlings-(Zwillings-)Schwangerschaften (Risikoerhöhung um den Faktor 2,93)
- Nullipara (Risikoerhöhung um den Faktor 2,91)
- Positive Familienanamnese (Risikoerhöhung um den Faktor 2,9)
- Erhöhter Blutdruck mit einem diastolischen Wert von mindes-tens 80 mmHg bei der Vorstellung (Risikoerhöhung um den Faktor 1,38)
- Erhöhter Body Mass Index vor der Schwangerschaft oder bei der Vorstellung (Risikoerhöhung um den Faktor 2,47 bzw. 1,55)
- Mütterliches Alter über 40 (Risikoerhöhung um den Faktor 1,96) sowie
- Antiphospholipid-Antikörper (Risikoerhöhung um den Faktor 9,72).
- Hinweise auf eine Risikoerhöhung gibt es auch bei einem Intervall von mehr als zehn Jahren seit der letzten Schwangerschaft, bei Autoimmun- und Nierenerkrankungen sowie chronischer Hypertonie.
Diese Faktoren sowie die zu Grunde liegende Evidenz sollten genutzt werden, meinen die Autoren, um das Präeklampsie-Risiko der Schwangeren bei der Erstvorstellung zu erheben und dann geeignete Überwachungsstrategien anzuwenden, um die Präeklampsie möglichst frühzeitig zu erkennen.
Die PRECOG-Gruppe hat nun daraus Empfehlungen entwickelt: Zunächst, so schreiben deren Miglieder ebenfalls im „British Medical Journal“, sollte anhand der genannten Faktoren bei der Erstvorstellung eine Risikobestimmung erfolgen.
Vor der 20. SSW ...
Vor der 20. SSW sollten diejenigen Schwangeren eine „spezialisierte Betreuung“ erhalten, die von den genannten Risikofaktoren folgende aufweisen:
- frühere Präeklampsie,
- Mehrlingsschwangerschaft,
- Vorerkrankungen wie Hypertonie oder diastolischer Blutdruck von mind. 90 mmHg bei der Erstvorstellung, Nierenerkrankung oder Proteinurie von mind. 300 mg/24 h bei mehreren Messungen zum Zeitpunkt der Erstvorstellung, Diabetes oder nachweisbare Antiphospolipid-Antikörper
- oder aber von den übrigen Risikofaktoren mindestens zwei.
Die resultierenden Maßnahmen in der „spezialisierten Betreuung“ können von einer erneuten Risikoabklärung über die pharmakologische Behandlung bis hin zur frühen Intervention reichen.
... nach der 20. SSW
Nach der 20. SSW sollte bei jedem Arztbesuch die Schwangere auf Anzeichen und Symptome für das Auftreten einer Präeklampsie untersucht werden, rät die PRECOG-Gruppe.
Dazu gehören:
- Neuauftreten einer Hypertonie,
- Neuauftreten einer Proteinurie,
- Symptome von Kopfschmerzen oder Augenflimmern oder beides,
- epigastrische Schmerzen oder Erbrechen oder beides,
- verminderte fetale Bewegungen, SGA-Kind (Small for Gestational Age).
Frühe Präeklampsie am gefährlichsten
Frauen mit Präeklampsie-Risikofaktoren sollten bis zur 32. SSW einmal wöchentlich einbestellt und nach solchen Anzeichen oder Symptomen untersucht und befragt werden, raten die Experten. Denn eine Präeklampsie, die zu einem derart frühen Zeitpunkt auftritt, ist am gefährlichsten. Bei Frauen ohne Risikofaktoren wird eine Abklärung auf Symptome bzw. Anzeichen der Präeklampsie in den Wochen 16, 28, 34, 36, 38, 40 und 41 empfohlen.
Wird z.B. vor der 32. SSW eine Hypertonie neu festgestellt, beträgt das Risiko der Schwangeren, eine Präeklampsie zu entwickeln, 50 %. Kommt zur Hypertonie noch eine Proteinurie hinzu, sollte die Schwangere behandelt werden, als ob sie eine Präeklampsie hätte – bis zum Beweis des Gegenteils, so die Empfehlungen. Bei Präeklampsie ist zusätzliches Kopfweh ein unabhängiger Risikofaktor für eine Eklampsie, und epigastrische Schmerzen sowie Erbrechen zeigen ein hohes Morbiditätsrisiko der betroffenen Frauen mit schwerer Präeklampsie an.
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