Pregabalin: Zu wenig wirksam bei neuropathischen Schmerzen?

Friederike Klein

In den aktuellen französischen Empfehlungen zur Therapie bei neuropathischem Schmerz ist Pregabalin nur noch zweite Wahl. (Agenturfoto) In den aktuellen französischen Empfehlungen zur Therapie bei neuropathischem Schmerz ist Pregabalin nur noch zweite Wahl. (Agenturfoto) © Artinun - stock.adobe.com

Neue Empfehlungen haben Pregabalin beim neuropathischen Schmerz auf die zweite Wahl herabgestuft. Grund dafür sind Studien, die geringere Effekte zeigen. Experten sehen das kritischer und fordern eine optimierte Anwendung der Substanz für mehr Therapieerfolg.

In den aktuellen französischen Empfehlungen zur Therapie bei neuropathischem Schmerz ist Pregabalin nur noch zweite Wahl, berichtete Prof. Dr. Christian- Maihöfner von der Neurologischen Klinik des Klinikums Fürth.Das sorgt auch international für Diskussionen. Als Grund für die Herabstufung wird unter anderem eine verringerte Effektivität in neueren Studien genannt.

Prof. Maihöfner sieht die Sache differenzierter. Seiner Einschätzung nach liegt das unbefriedigende Abschneiden des Pregabalins in den Real-World-Studien eher im suboptimalen Einsatz des Arzneistoffs als in seiner generell mangelnden Effektivität begründet. Die gängigen Empfehlungen zum Einsatz der Substanz würden häufig nicht ausreichend beachtet.

Besonders geeignet ist Pregabalin wegen seiner gleichzeitig analgetischen, anxiolytischen und sedierenden Effekte bei neuropathischem Schmerz und komorbiden Schlaf- oder Angststörungen, beschrieb der Referent. Da es kaum verstoffwechselt und unverändert renal ausgeschieden wird, kann es auch bei Polymedikation gemeinsam mit hepatisch metabolisierten Medikamenten eingesetzt werden. Wichtig ist, die Therapie im ambulanten Bereich niedrigdosiert zu starten und asymmetrische Dosierungen zu wählen. Wird abends höher dosiert als morgens, lässt sich die Nebenwirkung Müdigkeit therapeutisch nutzen, erläuterte Prof.Maihöfner-. Beim Absetzen muss das Arzneimittel über mindestens eine Woche ausgeschlichen werden. 

Seit Februar 2024 ist Pregabalin auch in retardierter Form verfügbar. Auch diese Medikamente sollten wegen der Nebenwirkung Müdigkeit nach dem Abendessen eingenommen werden. Wirksamkeitsbelege aus Studien gibt es für die Therapie für:

  • diabetische Polyneuropathie
  • post-herpetische Neuralgie
  • neuropathische Schmerzen nach Rückenmarksverletzung

Bei der schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie ist den Daten der OPTION-DM-Studie zufolge die Kombination mit Amitriptylin oder Duloxetin effektiv, wenn eine Monotherapie nicht ausreicht, berichtete Prof. Maihöfner. Allerdings addierten sich auch die substanzspezifischen Nebenwirkungen, z. B. die Mundtrockenheit unter Amitriptylin und der unter Pregabalin ebenfalls häufiger auftretende Schwindel.

Quelle: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
 

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