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Kein Pregabalin für Suchtkranke!

Pregabalin ist einer der am häufigsten verordneten Wirkstoffe, mit Platz 27 gehört es in Deutschland immerhin zu den Top 50. Zugelassen wurde es für die Behandlung von neuropathischen Schmerzen, in der Zusatztherapie fokaler epileptischer Anfälle und bei generalisierter Angststörung. Es wird aber auch gerne off label angewendet, insbesondere bei nicht-neuropathischen Schmerzen, instabiler Stimmungslage, somatoformen Störungen sowie in der Therapie von Alkohol- und Cannabisabhängigkeit, schreiben Dr. Ursula Köberle von der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und Kollegen.
Euphorisierende und entspannende Effekte
Doch nicht alle Patienten – insbesondere nicht die mit Suchtanamnese – halten sich an die ärztliche Verordnung und erhöhen eigenständig ihre Dosis. In epidemiologischen Studien und Fallserien wird über Mengen berichtet, die deutlich über der empfohlenen maximalen Tagesdosis liegen, und die Autoren weisen auf das Abhängigkeitspotenzial von Pregabalin hin.
Missbraucht wird das Medikament vor allem aufgrund seiner in höheren Dosen auftretenden euphorisierenden und entspannenden Effekte. Ein weiterer Grund ist die Augmentation von Wirkungen anderer Psychotropika, darunter sehr oft Opioide, die die Betroffenen häufig zusätzlich konsumieren.
Überdosierungen des Antikonvulsivums können bei solchen Mischungen z.B. durch eine Atemdepression lebensbedrohlich werden. Die AkdÄ rät deshalb: Vor der Verordnung von Pregabalin immer eine eventuell bestehende Suchterkrankung abklären und ggf. die Verschreibung verweigern.
Außerdem empfehlen Dr. Köberle und ihre Kollegen, Patienten über die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung durch Pregabalin sowie lebensbedrohliche Komplikationen wie die Atemdepression bei Mischkonsum mit Benzodiazepinen, Alkohol oder Opiaten aufzuklären. Spätestens wenn die Dosis immer weiter erhöht wird und/oder der Patient häufig Rezepte „nachordert“, sollte der Verdacht „Missbrauch“ aufkommen. Falls möglich, ist die Behandlung dann langsam ausschleichend zu beenden.
Quelle: Köberle U et al. AVP 2020; online first
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