Generalisierte Angststörung: medikamentöse Therapie im Überblick

Dr. Barbara Kreutzkamp

Gegen die generalisierte Angststörung gibt es viele wirksame Mittel. Gegen die generalisierte Angststörung gibt es viele wirksame Mittel. © iStock.com/stevanovicigor

Bei der generalisierten Angststörung steht häufig zunächst eine Pharmakotherapie an, um den hohen Leidensdruck zu nehmen. In der Theorie verspricht sie, gut und schnell zu wirken. Der Patient muss das Medikament aber auch akzeptieren.

Hauptsymptom der generalisierten Angststörung ist das permanente Besorgtsein und die „verselbstständigte Angst“. Begleitet wird sie häufig von körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Magen- oder Darmbeschwerden sowie von Depressionen. Neben psychotherapeutischen Interventionen kommen verschiedene Psychopharmaka zum Einsatz. Deren Stellenwert in der Therapie der Angststörung ist bisher aber noch nicht gut dokumentiert.

Die pharmakotherapeutischen Optionen umfassen vor allem die Stoffgruppen der selektiven Serotonin- und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, darunter Wirkstoffe wie Escitalopram, Venlafaxin und Duloxetin. Nebenwirkungen auf das Sexualleben, Schlafstörungen und Gewichtszunahme dürften Gründe für die recht hohe Abbruchquote sein. Neuere Substanzen wie der Melatoninagonist Agomelatin sind verträglicher. Auch das als Antiepileptikum entwickelte Pregabalin wird zunehmend eingesetzt.

Mithilfe einer Netzwerk-Metaanalyse verglichen Epidemiologen die Substanzen miteinander. Solche Netzwerk-Metaanalysen sind eine Weiterentwicklung klassischer Metaanalysen, die es erlauben, verschiedenene Medikamente miteinander zu vergleichen, ohne dass entsprechende Untersuchungen vorliegen müssen. In der Analyse extrahierten die Wissenschaftler um April Slee vom University College London zunächst Daten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit von 22 Medikamenten bei insgesamt 25 441 Patienten mit generalisierter Angststörung aus 89 randomisierten, kontrollierten Studien. Alle Studien hatten angstreduzierende Effekte mithilfe der Hamilton Anxiety Rating Scale (HAM-A) als primären oder sekundären Endpunkt erfasst. Zusätzlich wurden Angaben zu Patientenakzeptanz und Sicherheit ermittelt.

Paroxetin, Quetiapin und Benzos sind eher unbeliebt

Hohe Evidenz für eine Wirksamkeit ergab sich für Duloxetin (Mittlere Differenz [MD] -3,13), Pregabalin (MD -2,79), Venlafaxin (MD -2,69) und Escitalopram (MD -2,45). Die Akzeptanz durch die Patienten war gut. Ebenfalls wirksam und gut verträglich waren Mirtazapin, Sertralin, Fluoxetin, Buspiron und Agomelatin, dokumentiert allerdings auf einer schmaleren Datenbasis. Die größten Therapieeffekte im HAM-A-Score ließen sich mit Quetiapin erzielen (MD -3,60), allerdings war die Verträglichkeit im Vergleich zu Placebo eher schlecht. Auch Paroxetin oder Benzodiazepine in der Erstlinientherapie wirkten angstreduzierend, wurden aber von den Studienteilnehmern weniger gut akzeptiert.

Venlafaxin, Pregabalin, Escitalopram und Duloxetin sind gut untersuchte Medikamente für die Erstlinientherapie von Patienten mit generalisierter Angststörung, lautet das Fazit der britischen Wissenschaftler. Agomelatin steht in der Zweitlinie zur Verfügung. Mirtazapin gegen Angststörungen wurde bisher nur in China untersucht.

Quelle: Slee A et al. Lancet 2019; 2393: 768-777

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Gegen die generalisierte Angststörung gibt es viele wirksame Mittel. Gegen die generalisierte Angststörung gibt es viele wirksame Mittel. © iStock.com/stevanovicigor