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Angststörungen mit Verhaltenstherapie und Antidepressiva behandeln

Zu Angsterkrankungen zählen Mutismus, Trennungsangst, die sozialen und spezifischen Phobien, Agoraphobie sowie die Panik- und die generalisierte Angststörung (s. Tabelle). Sie manifestieren sich im Allgemeinen in Kindheit und Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Im Alter von 15 bis 25 Jahren liegt die kumulative Inzidenz aller dieser Erkrankungen zwischen 20 und 30 %. Bei den Erwachsenen erfüllen 10 bis 14 % innerhalb von zwölf Monaten die DSM*-Kriterien für eine Angststörung.
Die Klassiker: Angststörungen und wie sie sich äußern | ||
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Angststörung | klinische Symptomatik | medianes Alter bei Erstmanifestation |
selektiver Mutismus | Unfähigkeit, in bestimmten Situationen zu sprechen, trotz sprachlicher Kompetenz | Kindheit (< 5 Jahre) |
Trennungsangst |
| Kindheit (um das 6. Lebensjahr) |
spezifische Phobie | ausgeprägte und unangemessene Furcht vor speziellen Objekten oder Situationen (z.B. vor bestimmten Tieren oder Orten, Naturgewalten, Blut, Injektionen) | Kindheit (um das 8. Lebensjahr) |
soziale Phobie |
| frühe Adoleszenz (um das 13. Lebensjahr) |
Agoraphobie | ausgeprägte und unangemessene Furcht, das Haus zu verlassen, öffentliche Plätze oder Verkehrsmittel zu betreten oder sich in Menschenmengen aufzuhalten | späte Adoleszenz (um das 20. Lebensjahr) |
Panikstörung |
| Erwachsenenalter (um das 25. Lebensjahr) |
generalisierte Angststörung |
| Erwachsenenalter (um das 30. Lebensjahr) |
Gut die Hälfte der Betroffenen jenseits der Adoleszenz leidet gleich an mehreren Angststörungen, schreiben Professor Dr. Brenda Penninx von der Psychiatrischen Klinik der Universität Amsterdam und Kollegen. Oft liegt eine weitere psychische Erkrankung vor, etwa eine Depression, eine bipolare Störung oder Substanzabhängigkeit. Zudem weisen Personen mit gravierenden körperlichen Beschwerden wie Herz-Kreislauf-, muskuloskelettalen oder Atemwegserkrankungen ein erhöhtes Risiko für eine komorbide Angststörung auf. Daher ist bei einer Angstsymptomatik stets eine gründliche körperliche und psychiatrische Untersuchung erforderlich, betonen die Experten.
Fehlerhafte Schaltkreise
Bei unklarer Symptomatik lieber nachhaken
Angsterkrankungen werden häufig nicht erkannt und bleiben unbehandelt. Viele Patienten äußern zunächst unspezifische Symptome, z.B. kardialer oder respiratorischer Natur. Lassen sich dann mögliche Zeichen einer Angststörung eruieren, sollte das Anlass für eine weitere Abklärung bieten. Denn es gibt Erfolg versprechende Behandlungsmöglichkeiten. Sowohl evidenzbasierte Psychotherapien wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als auch Medikamente sind als effektive Erstlinienbehandlungen anerkannt. Bei der KVT lernen die Patienten in meist acht bis zwanzig Sitzungen, mit angstbesetzten Situationen umzugehen, und üben beruhigende und entspannende Techniken ein. In manchen Situationen werden bevorzugt Medikamente eingesetzt, etwa bei chronischen Verläufen, komorbider Depression oder wenn eine Psychotherapie nicht den gewünschten Erfolg bringt.Medikamentös eignen sich vor allem serotonerge Substanzen
Im Allgemeinen wirken bei Angststörungen alle selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), Monoaminooxidasehemmer (MAO-Inhibitoren) und das trizyklische Antidepressivum Clomipramin. Häufig werden SSRI oder ggf. SNRI wegen ihres günstigeren Nutzen-Risiko-Profils bevorzugt, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Im klinischen Alltag erhalten viele Patienten eine kombinierte Psycho- und Pharmakotherapie.* Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
Quelle: Penninx BWJH et al. Lancet 2021; 397: 914-927; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)00359-7
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