Primäre Tumorlokalisation beim mCRC weiter im Fokus

Birgit-Kristin Pohlmann

Weitere Studien zur Rolle der Tumorlokalisation sind notwendig. Weitere Studien zur Rolle der Tumorlokalisation sind notwendig. © fotolia/kasto

Links oder rechts? Die prognostische und prädiktive Bedeutung der primären Tumorlokalisation im Kolon wird seit den Ergebnissen der CALGB/SWOG 80405-Studie für die Behandlung des metastasierten kolorektalen Karzinoms diskutiert. Neue Subauswertungen zeigen, ob bzw. welche molekularen Eigenschaften mit der primären Tumorlokalisation korrelieren und diese als Entscheidungskriterien ersetzen könnten.

Subanalysen ergaben seinerzeit, dass (K)RAS-Wildtyp-Patienten mit metastasiertem CRC und einem Primärtumor im rechtsseitigen Kolon eine signifikant schlechtere Prognose haben als jene mit linksseitigem Primärtumor (HR 1,55; p < 0,0001), erläuterte Professor Dr. Alan P. Venook, Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center, San Francisco. Besonders ungünstig war die Prognose dieser Patienten, wenn sie zusätzlich zur Chemotherapie (FOLFOX oder FOLFIRI) Cetuximab statt Bevacizumab erhalten hatten.

Vor dem Hintergrund dieser Daten wurden multivariate Analysen der CALGB/SWOG 80405-Daten vorgenommen. Ziel der aktuellen Untersuchungen war es, molekulare und möglicherweise auch klinische Faktoren zu identifizieren, welche die primäre Tumorlokalisation als prognostischen und/oder prädiktiven Marker ersetzen. Konkret war die Frage, ob bzw. inwieweit diese Faktoren mit dem Gesamtüberleben der Patienten korrelieren. Patienten mit Primärtumor im Transversum waren ausgeschlossen.

Primäre Tumorlokalisation als unabhängiger Prognosefaktor

Die Auswertungen bestätigen die primäre Tumorlokalisation (rechtes bzw. linkes Kolon) als unabhängigen prognostischen Faktor. Prof. Venook: „Patienten mit metastasiertem CRC und rechtsseitigem Primärtumor haben unabhängig von den genannten Faktoren eine schlechtere Prognose und kürzere Überlebenschance als Patienten mit linksseitigem Primärtumor.“

Status der Mikrosatelliten als prädiktiver Marker?

„Die Mikrosatelliten-Instabilität scheint ein prädiktiver Marker zu sein“, ergänzte Professor Dr. Federico Innocenti, UNC Lineberger Comprehensive Cancer Center, Chapel Hill, der weitere Subauswertungen der CALGB/SWOG 80405-Studie vorstellte. Patienten mit Mikrosatelliten-Instabilität (MSI) profitieren signifikant besser von zusätzlichem Bevacizumab als von Cetuximab (HR 0,17; p = 0,002). Die Daten, so Prof. Innocenti, sind konsistent mit Daten aus dem adjuvanten Setting, die im Rahmen der NSABP C-08-Studie erhoben wurden.

BRAF-Mutation: prognostischer und prädiktiver Faktor

Die DNA-Mutationsanalyse bestätigte die BRAF-Mutation als zusätzlichen unabhängigen negativen prognostischen Faktor, so Prof. Innocenti. Median überlebten die BRAF-mutierten Patienten 12,9 Monate und die BRAF-Wildtyp- Patienten 34,2 Monate. Während die Wildtyp-Patienten von Bevacizumab und Cetuximab – jeweils zusätzlich zur Chemotherapie – in einem vergleichbaren Ausmaß profitierten, sprachen die BRAF-mutierten Patienten deutlich besser auf Bevacizumab an (HR 0,61, p = 0,51).

Die Mutationslast (ML) ist möglicherweise bei Patienten ohne Mikrosatelliten-Instabilität ein prognostischer Faktor. Je höher die Mutationslast, desto länger überlebten diese Patienten im Median, erläuterte Prof. Innocenti. Als Cut-off definierte er eine ML > 8. Die mediane Überlebenszeit dieser Patienten betrug 35,7 versus 30,1 Monate bei einer ML ≤ 8 (HR 0,67; p = 0,02). Keine signifikanten Unterschiede zeigten sich jeweils beim Therapieansprechen auf Bevacizumab bzw. Cetuximab. Prof. Innocenti schloss die Mutationslast als prädiktiven Marker bei Patienten ohne Mikrosatelliten-Stabilität aus.

Tumorbiologie ist entscheidend

„Die Unterschiede beim Gesamtüberleben zwischen Patienten mit rechts- und linksseitigem Primärtumor scheinen auf tumorbiologischen Unterschieden zu basieren“, resümierte Prof. Venook. Auch entwicklungsgeschichtlich sei es plausibel, dass links- und rechtsseitige Primärtumore eine unterschiedliche Tumorbiologie aufweisen.

Hinweise, dass Patienten mit metastasiertem CRC und rechtsseitigem Primärtumor eine höhere Tumorlast haben als Folge der oft späteren Diagnose bestätigten sich nicht. Es seien weitere Untersuchungen notwendig, um die Mechanismen zu verstehen, die hinter der unterschiedlichen Prognose stehen.

Quelle: Kongressbericht ASCO-Jahrestagung 2017 

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Weitere Studien zur Rolle der Tumorlokalisation sind notwendig. Weitere Studien zur Rolle der Tumorlokalisation sind notwendig. © fotolia/kasto