Psoriasisarthritis: Einsatz von Biologika

Klaus Duffner

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Bislang wird die Behandlung bei Psoriasisarthritis (PsA) an der Anzahl der geschwollenen Gelenke ­ausgerichtet. Bei mehr als drei geschwollenen Gelenken wird von Anfang an intensiver behandelt. In einer Untersuchung des SCQM-Registers kamen Berner Forscher jedoch zu dem Schluss, dass auch geringer betroffene PsA-Patienten nicht vernachlässigt werden dürfen.

In den EULAR-Empfehlungen von 2019 werden für Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA) und 4 oder mehr geschwollenen und schmerzempfindlichen Gelenken konventionelle DMARD empfohlen. In späteren Behandlungslinien dürfen dann Biologika und zielgerichtete synthetische DMARD eingesetzt werden ohne eine weitere Spezifizierung des Gelenkstatus. Auch in klinischen Studien werden normalerweise nur Patienten eingeschlossen, die im Minimum 3 oder mehr geschwollene Gelenke aufweisen (HJC, high joint count). Bis heute weiß man deshalb nicht viel über die Behandlung von Patienten mit nur 1 oder 2 geschwollenen Gelenken (LJC, low joint count) und deren Resultat.

Doppelt so viele gering Betroffene

Eine Studiengruppe um Burkhard Möller vom Inselspital Bern wollte nun in einer Analyse des Schweizer Registers für rheumatoide Erkrankungen SCQM (Swiss Clinical Quality Management) untersuchen, inwieweit PsA-Patienten mit niedriger oder hoher Anzahl problematischer Gelenke im praktischen Alltag mit Medikamenten versorgt werden und welche Wirksamkeit ­diese Therapien (speziell Biologika) besitzen [1]. Dazu wurden mithilfe des SCQM-Registers 675 LJC- und 334 HJC-Patienten detektiert. LJC-Patienten wurden zu Beginn der Registrierung ebenso oft mit konventionellen DMARD (csDMARD) wie HJC-Patienten behandelt, jedoch weniger oft mit Biologika. Während des Follow-ups erfolgte bei LJC-Betroffenen weniger oft und später ein Wechsel auf ein Biologikum im Vergleich zu PsA-Patienten, die von vornherein mehrere geschwollene und schmerzende Gelenke aufwiesen. Obwohl sich der Gelenkstatus und andere Krankheitsaktivitäten in beiden Gruppen zu Beginn unterschieden hatten, zeigte eine identische Behandlung keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen LJC und HJC.

Biologika auch für LJC-Patienten

Bei der Mehrheit der Schweizer PsA-Patienten sind weniger als 1 oder 2 Gelenke von einer Entzündung betroffen (LJC).

„Wer unter 3 oder mehr geschwollenen Gelenken leidet, scheint schneller eine Therapieeskalation mit Biologika zu erhalten, obwohl diese Medikamente in beiden Gruppen bei biologikanaiven Betroffenen gleich effektiv zu sein scheinen“, sagte Möller auf dem EULAR-Kongress.

Es könnte sich jedoch als Bumerang erweisen, LJC-Patienten anfangs weniger intensiv zu behandeln, so Frank Behrens vom Universitätsklinikum in Frankfurt am Main, in einem Kommentar zur Studie. Denn diese Patienten würden unter konventionellen DMARD die minimale Krankheitsaktivität (MDA) häufig nicht erreichen.

In einer ähnlichen Analyse in Frankfurt seien Patienten mit vielen betroffenen Gelenken vor Jahren intensiver behandelt worden als solche mit geringerer Krankheitsaktivität. Am Ende seien die vormals Hochaktiven besser eingestellt gewesen und hätten eher eine Remission erreicht als die zu Beginn wenig Betroffenen. Besser sei es, von vornherein zu schauen, ob ein Patient „außerhalb des Therapieziels“ sei, und die Behandlungsintensität danach zu richten – und nicht nach der Anzahl der betroffenen Gelenke. Eine minimale Krankheitsaktivität erreiche man wunderbar, wenn man die Biologika auch bei LJC-Patienten einsetze. Auch das Fazit von Möller war eindeutig: „Biologika sollten auch PsA-Patienten mit nur 1 oder 2 entzündeten Gelenken zugutekommen.“

Literatur
1. Moeller B et al.: Biological dmard treatment in psoriatic arthritis is likewise effective in patients with high and with low joint counts – results from the swiss clinical quality management (scqm) for rheumatic diseases cohort study. Ann Rheum Dis. 2022;81(1):820. POS1020


Genehmigter und bearbeiteter Nachdruck aus CongressSelection Rheumatologie, September 2022


Autor:
Klaus Duffner

Erschienen in: DERMAforum, 2023; 27 (1/2) Seite 9
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.

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