
Psychische Komorbidität bei MS erkennen

Depressionen und Angststörungen können sogenannte verborgene Symptome einer Multiplen Sklerose (MS) sein. Dieser Begriff beschreibt Beschwerden, die den Betroffenen körperlich nicht anzusehen sind, sie mitunter aber stark belasten, erläuterte Dr. Martin Meier von der Marianne-Strauß-Klinik in Berg am Starnberger See. Den Patientinnen und Patienten falle es schwer, über diese Symptome zu sprechen, weshalb sie oft übersehen werden.
Von den Menschen, die in der Fachklinik für Multiple Sklerose behandelt werden, weisen etwa 35 % eine psychiatrische Diagnose neben der MS-Erkrankung auf. Es sei wichtig, diese Komorbidität zu kennen, wie der Referent anhand eines Fallbeispiels erläuterte: Eine gut 40-jährige Patientin, die aufgrund ihrer MS auf den Rollstuhl angewiesen war, nahm wegen einer ausgeprägten Spastik zum Zeitpunkt der Aufnahme viermal pro Tag 4 mg Tizanidin ein. Während der Behandlung ließ sich die Dosis auf dreimal täglich 1 mg reduzieren, ohne dass sich eine wesentliche Verschlechterung der Spastik ergeben hätte, berichtete Dr. Meier. An einem Abend sei es allerdings vor den Augen der anderen Patientinnen und Patienten zu einer sehr starken Spastik gekommen. Es habe sich aber nicht um einen MS-assoziierten Anfall oder Anzeichen eines MS-Schubs gehandelt – sondern um eine Panikattacke im vollbesetzten Speisesaal. Erst durch dieses Ereignis habe sich herausgestellt, dass die Patientin eine vorbestehende Angststörung hatte. Im Nachhinein werde damit die hohe Dosierung von Tizanidin verständlich, erläuterte Dr. Meier. Denn die Substanz wirke auch auf eine Angststörung mildernd.
Bei allen akuten Verschlechterungen einer MS müsse man hinterfragen, ob noch andere Erkrankungen hinter der Attacke stecken könnten, fasste der Referent zusammen. Dabei solle man insbesondere Persönlichkeits- oder somatoforme Störungen als psychische Komorbiditäten im Blick haben. Auch aus der Vergangenheit berichtete Schubereignisse gelte es in diesem Kontext kritisch zu prüfen.
Quelle: 97. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
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