
Cartoon Gesundheitspolitik
Psychotherapeuten sollen Patienten besser aufklären, was die Behandlung leisten kann

Die Reform der Psychotherapeuten-Richtlinie hatte die Erleichterung des Zugangs zur ambulanten psychotherapeutischen Versorgung sowie eine zeitnahe Therapie zum Ziel, u.a. durch das Angebot einer psychotherapeutischen Sprechstunde. Allein im ersten Jahr nach der Reform sei diese Sprechstunde neun Mio. Mal abgerechnet worden, berichtet der Barmer Vorstandsvorsitzende Professor Dr. Christoph Straub.
Reform der Richtlinie
- Telefonische Erreichbarkeit des Therapeuten 200 Min./Woche
- Psychotherapeutische Sprechstunde (Erwachsene: bis zu sechs Einheiten à 25 Minuten)
- Psychotherapeutische Akutbehandlung (maximal 24 Einheiten à 25 Minuten bzw. 600 Minuten)
Mehr Psychologen, aber nur 73 % arbeiten Vollzeit
Dennoch gibt es Engpässe, wie Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Autor des Barmer-Arztreports 2020 und Geschäftsführer des aQua-Instituts in Göttingen, nach Auswertung von 1,05 Mrd. Abrechnungsfällen und 4,3 Mrd. Diagnoseangaben erläuterte. Ein Problem: „Die steigende Anzahl der Therapeuten kommt nicht eins zu eins in der Versorgung an, weil immer mehr ihre Arbeitszeit reduzieren. Im Jahr 2013 haben 89 % der psychologischen Psychotherapeuten in Vollzeit gearbeitet und 2018 nur 73 %.“ Eine Folge ist, dass zwar fast 18 % der Betroffenen ein bis zwei Monate nach einer psychotherapeutischen Sprechstunde einen Therapieplatz bekommen, gut 9 % der Patienten müssen jedoch mehr als drei Monate bis zum Therapiebeginn warten. Mitverantwortlich dafür ist aber auch die unterschiedliche regionale Verteilung der Therapeuten. Während in dünnbesiedelten Gebieten 21 Therapeuten auf 100 000 Einwohner kommen, sind es in dichtbesiedelten Regionen 69 Therapeuten. In Orten mit Psychotherapieausbildungsstätten wie Freiburg und Heidelberg sind es sogar 160. Ein anderes Problem, das mit einer repräsentativen Umfrage unter Psychotherapie-Patienten für den Arztreport aufzeigt wird, ist: Die Patienten sind nicht immer mit der Behandlung zufrieden. Zwar bestätigten fast 70 % der Befragten, dass sich der Therapeut „umfassend und individuell“ mit dem Problem befasst habe. Jedoch nur 66 % zeigten sich mit dem Ergebnis der Therapie voll zufrieden. Prof. Straub vermutet dahinter eine unrealistische Erwartungshaltung. Eine Psychotherapie decke aber nun mal eher Verhaltensmuster auf, gebe dem Patienten Denkanstöße zu selbstständigen Lösungen und es gehe häufig auch nur in kleinen Schritten voran.Mit Gruppentherapien die Wartezeit verkürzen
Der Mediziner forderte die Therapeuten auf, „zu Beginn klar zu formulieren, was die Patienten sich von einer Therapie erhoffen können“. Die Psychotherapiesprechstunde wird auch von den Terminservicestellen der KVen vermittelt. Jeder zweite Befragte äußerte sich zufrieden über den erhaltenen Termin, jeder dritte war weniger bzw. unzufrieden. Die Entfernung zum Therapeuten bemängelte jeder Vierte. Um die Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu verkürzen, fordert Prof. Straub von den Therapeuten, verstärkt Gruppentherapien anzubieten, sofern dies medizinisch sinnvoll sei.Quelle: Barmer-Pressekonferenz
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).