
Psychotherapie heilt Depression und Diabetes
Menschen mit Diabetes sind stärker gefährdet, eine Depression zu entwickeln, das weiß man aus Studien. Umgekehrt kann auch eine Depression das Risiko eines Typ-2-Diabetes erhöhen. Doch wenn erst einmal beide Erkrankungen manifest sind, gestalten sich Schulungen äußerst schwierig, wie Dr. Ulrike Löw aus Frankfurt berichtet. Die Psychotherapeutin hat sich auf die Psychoedukation von Menschen mit Diabetes spezialisiert.
Die von ihr behandelte Frau P. litt unter ihrer negativen Grundeinstellung und hielt sich für „zu dumm“, um die Grundsätze ihrer Diabetestherapie zu verstehen. „Dabei sollte man meinen, dass sie als ehemalige Bankkauffrau den Dreisatz beherrschen müsste, oder?“, fragt Dr. Löw. In so einem Fall müsse man sich gut überlegen, ob eine reguläre Diabetesschulung überhaupt sinnvoll ist oder ob man sich zunächst in einer Psychotherapie der Depression zuwenden sollte.
Psychotherapie hilft den Diabetes zu beherrschen
„Allerdings können viele Symptome einer Depression wie Müdigkeit oder Antriebslosigkeit auch von einer schlechten Diabeteseinstellung herrühren. Man kann Diabetes und Depression also nicht isoliert betrachten“, gibt Dr. Löw zu bedenken. „Wer aufgrund seiner Depression nur ein geringes Selbstwirksamkeitsgefühl hat und glaubt, dass ihm ohnehin nichts gelingt, der wird sich nicht gut um seinen Diabetes kümmern – und der Diabetes wird ihn mit hohen Blutzuckerwerten in seinem Gefühl bestätigen.“
Für Dr. Löw ist es entscheidend, den Teufelskreis aus Depression und schlechtem Diabetesmanagement mithilfe einer Psychotherapie zu durchbrechen, die sich am Umgang mit dem Diabetes orientiert. Im Falle von Frau P. umfasste die Therapie zum einen eine Schulung, wie Insulin im Körper wirkt und den Blutzucker beeinflusst. „Zum anderen übten wir in Rollenspielen, wie sie besser mit ihrem Diabetologen kommunizieren kann.“
Depression und Diabetes verursachen ähnliche Symptome
Dieser nämlich hatte aufgrund der schlechten Blutzuckereinstellung die Insulindosen im festen Spritzplan immer weiter hochgeschraubt, ohne zu wissen, dass seine Patientin längst nicht immer die vereinbarte Dosis spritzte. „Gemeinsam trainierten wir, wie sie ihrem Diabetologen erzählen könnte, dass sie wegen ihrer Angst vor Unterzuckerungen den Spritzplan nicht befolgt“, erzählt Dr. Löw. „Dabei lernte sie auch, dass es kein Zeichen von Dummheit ist, wenn man beim Arzt Fragen stellt.“
Die Rentnerin stellte darüber hinaus fest, dass sie durch ihr Handeln durchaus Einfluss auf den Diabetes nehmen kann und sich damit wohler fühlt. Nach insgesamt 25 Sitzungen waren der HbA1c-Wert von Frau P. auf 8,3 Prozent, ihre Krankheitsbelastung (PAID-Score) von 55 auf 25 Punkte und ihre Depressionswahrscheinlichkeit (BDI-Score) von 29 auf 12 Punkte gesunken.
Online-Therapie verkürzt Wartezeit auf echten Therapeuten
Eine solch rasante Verbesserung erreicht man allerdings nicht bei jedem depressiven Diabetiker, denn die Zahl der Psychotherapieplätze ist begrenzt. „Es gibt allerdings mittlerweile auch internetbasierte Therapiemöglichkeiten“, erklärt Dr. Löw. Ein Problem hierbei stelle jedoch der in Deutschland sehr strenge Datenschutz dar. Laut der Expertin muss der Patient deshalb darüber aufgeklärt werden, dass er mit der Beratung via E-Mail den datensicheren Bereich verlässt.
Studien hätten gezeigt, dass sich auch per E-Mail eine funktionierende psychotherapeutische Beziehung aufbauen lässt. „Zumindest zur Überbrückung der Wartezeit auf einen regulären Psychotherapieplatz ist die Online-Therapie durchaus geeignet“, meint Dr. Löw.
Quelle: Diabetes Herbsttagung 2015, Düsseldorf
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).